«Skifahren allein reicht den Gästen nicht mehr»
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Betriebsleiter Rosswaldbahnen:«Skifahren allein reicht den Gästen nicht mehr»

Bergbahnen kämpfen gegen Immobilienspekulanten – die Walliser Regierung muss entscheiden
Im Walliser Skigebiet Rosswald tobt ein heftiger Streit um die touristische Zukunft

Eine lokale Immobiliengesellschaft will auf dem Rosswald ein Hotel in Zweitwohnungen umbauen. Dagegen wehren sich die Bergbahnen mit allen Mitteln. Um eine ähnliche Situation zu verhindern, mussten die Bahnen kürzlich gar eine Beiz kaufen.
Publiziert: 02.12.2024 um 10:13 Uhr
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Aktualisiert: 02.12.2024 um 10:27 Uhr
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Im Skigebiet Rosswald im Wallis hängt der Haussegen schief.
Foto: Rosswald

Auf einen Blick

  • Rosswald Bahnen kauft Restaurant, um Attraktivität des Skigebiets zu erhalten
  • Streit zwischen Bahnen und Investoren um Zukunft des Hotels Klenenhorn
  • Skigebiet bietet 25 Pistenkilometer, eine Zubringerbahn und sechs Lifte
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Martin MeulReporter News

Im kleinen Skigebiet Rosswald in der Simplonregion im Wallis tobt ein Kampf um die Zukunft. Es geht um die Fragen: Kann ein Skigebiet überleben, wenn es kein Hotel und keine Beizen mehr gibt und wie weit müssen Bergbahnen gehen, um diese Entwicklung zu verhindern? Auf dem Rosswald ist genau dies Thema. Im Mittelpunkt des Streits steht das Hotel Klenenhorn.

Die eine Partei des Streits sind die Rosswald Bahnen. Sie bieten in dem sonnenverwöhnten, bei Familien sehr beliebten Skigebiet sechs Schlepplifte und 25 Pistenkilometer. Auf der anderen Seite: die Valais Alpin SA. Eine Immobiliengesellschaft aus Visp VS, die in der Region Wohnungen baut und verkauft.

Bahnen und Immobiliengesellschaft haben auf dem Rosswald das Heu überhaupt nicht auf derselben Bühne. Gestritten wird um die Zukunft eines ehemaligen Hotels. Die Valais Alpin SA will daraus lukrative Zweitwohnungen machen, die Bahnen wollen dies mit allen Mitteln verhindern. Sie sehen ihre Zukunft und die der ganzen Destination in Gefahr. Grund: Zweitwohnungen generieren deutlich weniger Übernachtungen als Hotelbetten.

Zweitwohnungen oder Hotel?

Die Immobiliengesellschaft hat das Hotel Klenenhorn unterdessen vor zwei Jahren gekauft. Doch ihre Umbaupläne sind blockiert, wie mehrere Plakate am Hotel deutlich machen. Diese benennen auch die Schuldigen: die Rosswald Bahnen. Auf ihrer Homepage wird die Valais Alpin SA noch deutlicher. «Das Projekt wird zurzeit durch den Verwaltungsrat der Rosswald Bahnen AG verhindert», heisst es dort.

Tatsächlich haben die Bahnen gegen die Umbaupläne des Hotels eingesprochen, die Sache ist im Moment ein Fall für die Walliser Regierung. Der Wegfall des Hotels wirke sich negativ auf den profitablen Betrieb des Skigebietes aus, so die Begründung. Schlussfolgerung: Das Hotel muss als solches bleiben, damit die Gäste nicht in andere Gebiete abwandern. 

Die Visper Immobiliengesellschaft sieht dies anders. Die Bahnen wollten ihr ein Betriebskonzept aufzwingen, das nie funktionieren könne, und würden dafür alle juristischen Mittel nutzen. «Dies ist nichts anderes als versuchte Erpressung.» Es brauche sehr viel Fantasie, um zu behaupten, die Rosswald Bahnen AG seien von der Schliessung des Hotels stark betroffen, obwohl das Hotel Klenenhorn nachweislich in den letzten 10 Jahren nur ein bis zwei Prozent der Übernachtungen auf dem Rosswald erzielt habe.

Georg Anthamatten, Chef der Valais Alpin SA, sagt trotz geladener Stimmung: «Wir sind immer gesprächsbereit, um gute Lösungen zu finden.» Doch schlussendlich muss die Justiz über die Zukunft des Hotels entscheiden und dem Streit ein Ende setzen. Wann das sein wird, ist unklar.

Vor den Investoren zugeschlagen

Direkt neben dem Hotel befindet sich derweil das Restaurant Rosswaldstube. Hier wären die Bahnen um ein Haar in denselben Schlamassel gelaufen wie beim Hotel. Das Restaurant stand ebenfalls zum Verkauf, die Valais Alpin SA soll auch an diesem Gebäude interessiert gewesen sein. Dieses Mal aber haben die Bahnen sich nicht übertölpeln lassen und die Immobilie selber gekauft, wie der «Walliser Bote» kürzlich berichtete. Sie hatten keine Wahl.

Fredi Lang (57), Geschäftsführer der Rosswald Bahnen, sagt: «Der vorherige Besitzer hat uns klar zu verstehen gegeben, dass er das Restaurant anderweitig verkaufen wird, wenn wir es nicht übernehmen.» Was diese anderen Interessenten mit dem Restaurant vorgehabt hätten, sei unklar gewesen. «Es gab wohl auch hier die Idee, daraus Zweitwohnungen zu machen.» Der Betriebsleiter der Bahnen führt aus: «Ein Skigebiet kann nur dann funktionieren, wenn es auch die Möglichkeit für die Gäste gibt, ein Restaurant zu besuchen.» Gibt es keine Beiz, kommen irgendwann auch keine Gäste mehr. 

Das Problem: Das Angebot in dieser Beziehung ist auf dem Rosswald schon jetzt dünn. Im Dorf gibt es nur noch ein weiteres Restaurant, ein weiteres im Skigebiet. Doch dessen Zukunft ist ungewiss. Der Pachtvertrag läuft nach dem Winter aus, die Immobilie steht zum Verkauf. «Es bestand also das Risiko, dass das ganze Dorf in naher Zukunft ganz ohne Beiz dasteht», sagt Lang. Bei rund 250 Chalets keine Option.

Deshalb der Kauf des Restaurants, über dessen Preis vorerst Stillschweigen vereinbart wurde. Zum Rechtsstreit mit der Immobiliengesellschaft will sich Lang unterdessen nicht äussern, wegen des laufenden Verfahrens. 

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