Auf einen Blick
- Drogendealer und -süchtige in Yverdon-les-Bains VD sorgen für Angst und Unsicherheit
- Crack-Konsum führt zu aggressivem Verhalten und steigender Gewalt in der Stadt
- Polizei verstärkt Präsenz – aber Dealer nutzen gute Verkehrsanbindung und Fluchtwege
«Die Stadt muss eingreifen», sagte Naïm Hoxha (50) aus Yverdon-les-Bains VD im September zu Blick. Es werde von Tag zu Tag schlimmer, schimpft der Besitzer der Legend Bar.
Immer mehr Dealer und Drogensüchtige tummeln sich inzwischen im Zentrum der kleinen Stadt. Die wachsende Szene macht Angst. «Meine Kellnerinnen haben Angst und bitten darum, abends nach Hause oder zu ihrem Auto gebracht zu werden», so Hoxha weiter. Dabei sollte doch jeder Mensch in der Schweiz zur Arbeit kommen und gehen können, ohne Angst haben zu müssen, angegriffen zu werden.
«Du kannst verrecken, ohne dass es irgendjemanden kümmert»
Junge Männer, viele aus Afrika, halten sich in der Nähe des Benno-Besson-Theaters auf. Unter dem Pavillon sammeln sie sich und verteilen sich auf die Sitzbänke. Laufen hin und her. Sie seien teilweise «aggressiv», so der Bar-Besitzer. Daran seien die Drogen schuld. Allen voran: Crack! Die Substanz aus Kokain und Natron wirkt innert Sekunden, die Süchtigen konsumieren sie mehrmals täglich. Zu Beginn pusht die Droge die Glücksgefühle, doch dann kommt das Tief. Konsumenten können dann Wahnvorstellungen bekommen, werden aggressiv. Naïm Hoxha zu Blick: «Wenn das so weitergeht, werde ich darüber nachdenken, abends zu schliessen oder sogar meine Bar zu verkaufen.»
Auch Katia, eine Drogensüchtige, macht der Wandel Angst. «So brutal wie heute war es noch nie. Seit Crack konsumiert wird, gibt es enorm viel Gewalt. Du kannst verrecken, ohne dass es irgendjemanden kümmert», sagt sie zu SRF.
«Platz bietet Verstecke und Fluchtwege»
Eine echte Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht, beschwichtigt Marc Dumartheray, Kommandant der Polizei Waadt Nord. «Es ist heute äusserst selten, dass Dealer oder Süchtige Bürgerinnen oder Bürger angreifen», sagt er zu SRF. Das liege auch daran, dass mehr Beamte rund um den Drogenhotspot im Einsatz sind. Trotzdem sind die Dealer nicht verschwunden. Sie haben ihre Wege, ihre Verstecke. Zu gut ist der Umschlagsplatz. Dumartheray: «Es gibt hier alle möglichen Verkehrsmittel. Züge, Busse, Parkplätze für Kunden, die Drogen kaufen wollen. Zudem bietet der Platz Verstecke und Fluchtwege.»
Die Behörden versuchen, die Crack-Hölle einzudämmen. Der berüchtigte Kiosk Près-du-Lac, bekannt als «roter Kiosk», wurde geschlossen. Ein wichtiger Umschlagsplatz fiel damit weg. Doch die Dealer und Süchtigen wurden nicht weniger.
«Drogendealer aus Zentrum entfernen»
Das will Ruben Ramchurn ändern. Der Gemeinderat hat radikale Pläne und macht Stimmung im Netz gegen die Ausländer, die sich auf dem Platz tummeln. «Wir müsesn Drogendealer aus dem Stadtzentrum entfernen und dem Drogentourismus ein Ende setzen, indem wir den Zugang zu städtischen Strukturen auf Bewohner der Region beschränken und private Sicherheitsdienste engagieren, die keine Berührungsängste haben. Solange sich die bestehende linke Mehrheit weigert, wird sich nichts ändern», wettert er im Gespräch mit Blick.
Vor solchen Hauruckaktionen warnte die Stadtverwaltung in einer Mitteilung Mitte September. Private Firmen einzusetzen, um mit Gewalt die Drogenszene zu beenden, sei der falsche Ansatz. Das findet auch die drogensüchtige Katia. Entscheidend sei es, einen sicheren Ort für die Konsumenten zu schaffen. «Mit so einem Ort hätte man die ganzen Probleme der offenen Szene nicht.»
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