In Zürich hat sich in der Bäckeranlage mitten in der Stadt eine offene Drogenszene gebildet, deren Angehörige die Droge Crack konsumieren. Bis jetzt ist die Situation relativ überblickbar, doch Ängste vor einer Platzspitz-ähnlichen Situation werden wach, zumal Behörden in Städten wie Lausanne, Genf oder Basel eine ähnliche Entwicklung beobachten. Viele Bewohner von deutschen und französischen Städten sind schon stark von den Auswirkungen des Crack-Konsums betroffen. Es ist an der Zeit, dass auch jeder Nichtsüchtige weiss, worum es bei dieser rauchbaren Sonderform von Kokain geht.
Woraus besteht die Droge?
Crack ist Kokainpulver, das mit Wasser befeuchtet und mit Backpulver aufgekocht wird. Dadurch entstehen Kristalle, die sich zu weissen Steinen zusammensetzten. Konsumenten legen sie auf eine Alufolie oder in eine Glaspfeife und erhitzen sie mithilfe eines Feuerzeugs. Dadurch verbrennen die Kokain-Kristalle. Die sogenannte freie Base, die dabei entsteht, wird eingeatmet. Beim Verbrennen entsteht ein Geräusch in Form eines Knisterns. Knistern heisst auf Englisch Crack. So kam die Droge zu ihrem Namen.
Wie wirkt Crack?
Crack wirkt vielfach stärker und schneller als Kokain mit all seinen aufputschenden, selbstbewusst machenden Eigenschaften. Die Moleküle gelangen innerhalb von Sekunden via Lunge und Blutbahn ins Gehirn. Der Rausch hält 5 bis 15 Minuten an und endet in einem starken Gefühl von Leere, Traurigkeit und Angst. Das führt dazu, dass Konsumenten so schnell wie möglich die Euphorie zurückhaben wollen und so lange am Stück konsumieren wie möglich. «Oft zehn Steine oder mehr hintereinander», sagt Suchtexperte Philip Bruggmann, Chefarzt am Zentrum für Suchtmedizin Arud in Zürich. Ein Crackstein, der für eine Inhalation reicht, kostet in Schweizer Städten 10 Franken. Dealer haben grosse Mengen davon auf Vorrat und verkaufen die Kristalle in Päckchen, deren Inhalt sich sofort konsumieren lässt.
Warum ist Crack wieder in Mode?
Die Droge gelangte in den 80er- und 90er-Jahren zu zweifelhafter Berühmtheit, als sie in den USA im Laufe der sogenannten Crack-Epidemie Hunderttausende Todesopfer forderte und ganze Quartiere ins Elend zog. Warum sich das Kokain in hochpotenter Form seit einiger Zeit plötzlich wieder in europäischen Städten inklusive Lausanne und Zürich verbreitet – diese Frage ist gemäss Suchtexperte Bruggmann schwer zu beantworten. Sicher sei, dass sich der Verkauf einer Droge, die so kurz wirke und so schnell süchtig mache wie Crack, lohne.
Mehr zum Thema Sucht
Was ist der Unterschied zu Freebase?
Auch Freebase ist chemisch verarbeitetes Kokain. Es entsteht, wenn Kokainpulver mit Ammoniak aufgekocht wird. Der Vorgang entfernt Streckstoffe – das Endprodukt ist reiner als Crack. Weil Freebase nur kurz haltbar ist, wird es nicht auf der Strasse verkauft, sondern von Konsumenten in Eigenregie hergestellt. Dabei entstehen explosive und giftige Dämpfe. Trotz der Gefahren, die mit der Herstellung einhergehen, sei das sogenannte «basen» in Zürich unter Süchtigen seit langem stark verbreitet, sagt Bruggmann. Die Wirkung ist fast identisch mit derjenigen von Crack. «Viele Freebaser sind in letzter Zeit auf Crack umgestiegen, weil sie davon mehr in kürzerer Zeit konsumieren können.»
Wie schädlich ist Crack für den Körper?
Die Temperatur des Rauchs und der Stoff selbst schaden den Bronchien und der Lunge. Ansonsten sind die Auswirkungen des Crackkonsums auf den Körper dieselben wie die des Schnupfens von pulverförmigem Kokains. Sie treten allerdings schneller und in stärkerem Ausmass ein. Die Droge stört die Durchblutung und steigert das Risiko eines Hirnschlags oder Herzinfarktes enorm. Auch tödliche Herzrhythmusstörungen und Überhitzung des Körpers sind unmittelbare Gefahren.
Philip Bruggmann (52) ist Co-Chefarzt des Zentrums für Suchtmedizin Arud. Es gehört zu den führenden suchtmedizinischen Institutionen der Schweiz und beschäftigt beim Hauptbahnhof Zürich rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bruggmann hat sich als Facharzt für Allgemeine Innere Medizin auf die körperlichen Folgen von Sucht und deren Behandlung spezialisiert. Er ist zudem Präsident von Hepatitis Schweiz und Mitglied des Forscherteams des Instituts für Hausarztmedizin der Universität Zürich.
Philip Bruggmann (52) ist Co-Chefarzt des Zentrums für Suchtmedizin Arud. Es gehört zu den führenden suchtmedizinischen Institutionen der Schweiz und beschäftigt beim Hauptbahnhof Zürich rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bruggmann hat sich als Facharzt für Allgemeine Innere Medizin auf die körperlichen Folgen von Sucht und deren Behandlung spezialisiert. Er ist zudem Präsident von Hepatitis Schweiz und Mitglied des Forscherteams des Instituts für Hausarztmedizin der Universität Zürich.