7 Don'ts im Umgang Alkohol
Warum du nicht «du trinkst zu viel» sagen darfst

Im Freundeskreis gibt es oft jemanden, der immer ein bisschen mehr Alkohol konsumiert als alle anderen. Man kann viel falsch machen, wenn man der betreffenden Person helfen will.
Publiziert: 29.11.2023 um 11:11 Uhr
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Aktualisiert: 18.07.2024 um 10:18 Uhr
Gibt es in eurem Freundeskreis jemanden, der zu viel Alkohol konsumiert?
Foto: Getty Images/Image Source
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Jonas DreyfusService-Team

Er stellt dreimal dieselbe Frage und lacht, wenn alle anderen gerade nicht lachen. Das könnten Anzeichen dafür sein, dass jemand seinen Alkoholkonsum nicht mehr im Griff habe, sagt Heinz Lengacher (60). Er arbeitet seit 20 Jahren in der Suchtberatung und leitet seit 2014 das Regionalzentrum Berner Oberland der «Berner Gesundheit».

Steht einem jemand nahe, fällt es meistens leichter, auffälliges Verhalten anzusprechen. Viel falsch machen kann man hingegen, wenn es sich bei den betreffenden Personen um Kollegen handelt, die man vor allem im Ausgang, in Bars oder im Restaurant trifft. Sprich: An Orten, an denen man selbst auch mal gern einen über den Durst trinkt.
7 Dinge, die es zu unterlassen gilt im Umgang mit Kollegen, die es so übertreiben, dass es niemandem mehr Spass macht:

1

Etwas ansprechen, wenn die Person betrunken ist

«Wer weiss, ob sie sich am nächsten Tag noch daran erinnert», sagt Suchtberater Heinz Lengacher. Mal abgesehen davon, dass in angetrunkenem Zustand kein tiefgründiges Gespräch geführt werden könne. Grundsätzlich gilt deshalb: Auf einen nüchternen Moment warten, um jemanden auf sein Verhalten anzusprechen.

Die Party ist definitiv vorbei, wenn jemand mit dem Glas in der Hand einschläft.
Foto: Getty Images
2

Jemandem direkt sagen, dass er zu viel trinkt

Grundsätzlich gelte es, Wertschätzung gegenüber der betreffenden Person zu zeigen und sie nicht direkt zu kritisieren, sagt Lengacher. «Man ist schliesslich befreundet.» Dazu formt man am besten Sätze, die eigene Beobachtungen und Gefühle beschreiben. Zum Beispiel: «Mir ist aufgefallen, dass du immer mehr trinkst als wir alle und ich es ab einem gewissen Punkt nicht mehr interessant finde, mit dir zu sprechen.» Oder: «Ich mache mir Sorgen um dich, weil es mir wichtig ist, dass es dir gut geht.»

3

Einen Monolog halten

Wichtig ist gemäss Lengacher, dass die betreffende Person im Gespräch so oft wie möglich selbst zu Wort kommt. «Wie erlebst du das?», könne man sie fragen. Und nachhaken: «Habe ich das jetzt gerade richtig verstanden, dass du...?»

4

Denken, nach einem einzigen Gespräch sei es getan

Man müsse einen Gedanken zuerst säen, damit er wachsen könne, sagt Lengacher. Das heisst, dass man immer wieder ein Gespräch anbietet oder Dinge sagt wie: «Das war heute ein bisschen viel, wollen wir uns zu einem anderen Zeitpunkt nochmals darüber unterhalten?» In einer Clique könne man die Gespräche aufteilen, sodass jeder mal etwas sagt und nicht immer nur einer.

Wer am Morgen nach der Weihnachtsparty mit dem Kopf im Adventskranz aufwacht, sollte vielleicht seinen Alkoholkonsum hinterfragen.
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5

Selbst nichts mehr trinken

Im Ausgang plötzlich gänzlich auf Alkohol zu verzichten, um als gutes Beispiel vorauszugehen, sei nicht hilfreich, sagt Lengacher. «Die Person mit dem vermeintlichen Überkonsum fühlt sich wahrscheinlich unter Druck gesetzt.» Besser, man geht subtiler vor und gibt sich Mühe, zwischen Bier, Wein und Cocktails auch mal etwas Nichtalkoholisches zu bestellen. Oder man sagt, dass man später noch fahrtüchtig sein muss. Lengacher: «Die Auto-Begründung funktioniert immer.»

6

Zu lange abwarten

Je früher man Konsumverhalten anspreche, desto grösser sind die Chancen, dass der Betroffene es ändern kann, sagt Lengacher. Darauf zu warten, bis ein Betroffener sich selbst Hilfe holt, sei deshalb keine gute Idee. «Wenn jemand auf Anraten eines Freundes in eine Beratung kommt, stehen seine Chancen nicht schlechter.»

7

Die eigenen Grenzen missachten

Wenn man merke, dass sich die Situation nicht bessert, sagt Lengacher, müsse man verhindern, zu sehr von ihr hinuntergezogen zu werden. Vor allem, wenn das Gegenüber mich regelmässig belügt, um seine Sucht zu vertuschen. Spätestens dann müsse man dem Betroffenen empfehlen, sich professionelle Hilfe zu holen. Lengacher: «Irgendwann kommt vielleicht auch der Moment, in dem man eine Freundschaft kündigen oder zumindest infrage stellen muss, um sich selbst zu schützen.»

17'000 Hilfesuchende

Die Stiftung «Berner Gesundheit» bietet im Auftrag des Kantons Suchtberatungen an. Fast 17'000-mal haben Hilfesuchende im Jahr 2022 davon Gebrauch gemacht. In 27 Prozent der Fälle wurden sie von ihren Partnern, Familienmitgliedern oder anderen Menschen aus ihrem Umfeld auf das Angebot aufmerksam gemacht.

Die Stiftung «Berner Gesundheit» bietet im Auftrag des Kantons Suchtberatungen an. Fast 17'000-mal haben Hilfesuchende im Jahr 2022 davon Gebrauch gemacht. In 27 Prozent der Fälle wurden sie von ihren Partnern, Familienmitgliedern oder anderen Menschen aus ihrem Umfeld auf das Angebot aufmerksam gemacht.

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