Er behandelt seit mehr als 25 Jahren Patienten mit Suchtproblemen und sagt überraschenderweise, dass Menschen mit einem problematischen Alkoholkonsum in vielen Fällen auch ohne therapeutische Unterstützung zu einem reduzierten Konsum zurückfinden können. Mit anderen Spezialisten hat Psychiater und Psychotherapeut Thilo Beck (61), Co-Chefarzt Psychiatrie Zentrums für Suchtmedizin Arud, Hilfestellungen erarbeitet, die jedem etwas bringen, der weniger trinken will.
Finde einen persönlichen Beweggrund
Es müssen nicht zwingend Filmrisse vom exzessiven Alkoholkonsum am Wochenende sein. Auch der Wunsch nach einer besseren Figur kann gemäss Beck dazu motivieren, kürzerzutreten. «Übergewicht loszuwerden ist heute sogar ein sehr häufiges Motiv», sagt er. Seit den 2000er-Jahren sei das Gesundheits- und Fitnessbewusstsein in der Schweiz stark gestiegen. Dass man auf seine Linie und Gesundheit schauen wolle, könne man deshalb problemlos an einer Party sagen, wenn einen jemand auf das Glas Wasser anspreche, das man in der Hand halte. «Je nachdem wird man sogar dafür bewundert.»
Mache eine Bestandsaufnahme
Häufig trinkt man mehr als man denkt, doch auch das Gegenteil kann der Fall sein. Um den Konsum realistisch einzuschätzen, hilft es, zwei bis drei Wochen lang jedes alkoholische Getränk, das man konsumiert, möglichst zeitnah zur Einnahme aufzuschreiben oder in eine dafür vorgesehene App einzutragen – inklusive der jeweiligen Menge. Beck empfiehlt, auch die Situation schriftlich festzuhalten, in der man getrunken hat, und die Stimmung, in der man sich dabei befand. «Das kann einem zum Beispiel bewusst machen, wie stark der Gruppendruck in solchen Situationen ist.»
Überlege dir, welche Funktion Alkohol bei dir erfüllt
Wenn du dir Gedanken darüber gemacht hast, in welchen Situationen und aus welchem Gefühl heraus du Alkohol konsumierst, wird es dir leichter fallen, das Warum zu beantworten. Trinke ich Alkohol, um an gesellschaftlichen Anlässen dazuzugehören, nach einem stressigen Tag im Büro abschalten zu können oder um eine innere Leere zu füllen? Wer diese Fragen für sich beantwortet, sagt Beck, könne nach Alternativen suchen, die gleiche oder ähnliche Funktionen erfüllen können wie Alkohol. «Ob das Entspannungsübungen, Lesen, Sport, Musikhören oder etwas ganz anderes ist, muss jeder für sich selbst herausfinden.»
Alkohol und seinen Folgen
Setze dir ein realistisches Ziel
Wenn du die ersten drei Schritte hinter dir hast, beginnst du zu überlegen, wie du die Sache konkret angehen kannst. Am besten, du fängst klein an. Ein Ziel kann gemäss Beck sein, ein oder zwei Tage pro Woche auf Alkohol zu verzichten, sich für «Konsumtage» im Voraus eine Limite zu setzen oder nur noch abends oder am Wochenende zu trinken.
Entwickle Strategien
Für Biertrinker bietet es sich an, auf alkoholfreie Varianten umsteigen. Die Auswahl ist in den vergangenen Jahren massiv gewachsen. Auch alkoholfreie Drinks, sogenannten Mocktails, gibts inzwischen in zahlreichen Varianten, für die sich Barkeeper zumindest im urbanen Umfeld viel Gedanken gemacht haben. Beck kann auch folgende Strategien empfehlen:
- Zuhause keinen Alkohol lagern, also Alkohol gar nicht erst nach Hause bringen.
- Alkohol nie allein trinken.
- Sich Standardsätze zurechtlegen. «Ich muss noch fahren» funktioniert gemäss Beck fast immer.
- Nach jedem Glas Alkohol ein Glas Wasser trinken. Beck: «So trinkt man weniger und bewusster. Zudem sinkt das Risiko, am nächsten Tag mit einem Kater aufzuwachen.»
Thilo Beck (61) ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie mit Schwerpunkt Abhängigkeitserkrankungen. Seit Abschluss seines Medizinstudiums arbeitete er in verschiedenen psychiatrischen Kliniken in der Schweiz im stationären und ambulanten Bereich. Heute leitet Beck den psychiatrischen Bereich des Zentrums für Suchtmedizin Arud mit. Die Arud (Arbeitsgemeinschaft für risikoarmen Umgang mit Drogen) gehört zu den führenden suchtmedizinischen Institutionen der Schweiz und beschäftigt beim Hauptbahnhof Zürich rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Thilo Beck (61) ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie mit Schwerpunkt Abhängigkeitserkrankungen. Seit Abschluss seines Medizinstudiums arbeitete er in verschiedenen psychiatrischen Kliniken in der Schweiz im stationären und ambulanten Bereich. Heute leitet Beck den psychiatrischen Bereich des Zentrums für Suchtmedizin Arud mit. Die Arud (Arbeitsgemeinschaft für risikoarmen Umgang mit Drogen) gehört zu den führenden suchtmedizinischen Institutionen der Schweiz und beschäftigt beim Hauptbahnhof Zürich rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.