Während Stunden hielt der Geiselnehmer am Abend des 8. Februars mehrere Personen in einem Waadtländer Regionalzug in Essert-sous-Champvent VD fest.
Die 13 Passagiere und der Lokführer waren dem mit einer Axt bewaffneten Iraner (†32) schutzlos ausgeliefert.
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Trafen im August 2022 erstmals aufeinander
Mittlerweile sind Einzelheiten rund um den Täter ans Licht gekommen, so zum Beispiel dessen abenteuerliche Asylroute durch halb Europa.
Auch über die Mitarbeiterin eines Aslyzentrums, die der Mann während der Geiselnahme zu sprechen verlangte, sind inzwischen erste Details bekannt.
Wie RTS berichtet, handelt es sich bei ihr offenbar um eine Westschweizerin, die für die Betreuung von Asylsuchenden zuständig ist. Der Geiselnehmer soll sie bei seiner Ankunft im August 2022 in einer temporären Unterkunft in der Kaserne von Rochat VD kennengelernt haben.
Gestand ihr über die sozialen Medien seine Liebe
Mehreren Quellen zufolge soll der Geiselnehmer schon bald darauf begonnen haben, mit der Frau zu flirten, worauf sie aber nicht einging. Das sei einige Wochen so weitergegangen, bis der Mann schliesslich vom Staatssekretariat für Migration (SEM) dem Kanton Genf zugeteilt wurde.
Trotzdem gelang es dem Geiselnehmer auch dann noch, mit der Betreuerin in Kontakt zu treten. Dank ihres Nachnamens, den er ausfindig machen konnte, kontaktierte er sie über die sozialen Medien und erklärte ihr seine Liebe.
Erneut wies die Frau jeglichen Annäherungsversuch ab und blockierte den Mann schliesslich auf all ihren Konten, was allerdings nichts zur Beruhigung der Situation beitrug. Denn Anfang 2023 begann der Geiselnehmer regelmässig die Reise von Genf bis zur Kaserne von Rochat, dem Arbeitsplatz der Betreuerin, auf sich zu nehmen. Dies, obwohl ihn die Mitarbeiter mehrmals aufforderten, der Anlage künftig fernzubleiben.
Polizei ging nicht auf Anzeige ein
Für die Frau wurde die Situation schliesslich zu viel, worauf man sie ins Bundesasylzentrum nach Boudry im Kanton Neuenburg versetzte. Der Mann gab jedoch nicht auf und liess sich fortan auch vor den Toren ihres neuen Arbeitsplatzes blicken.
Auf eine Anzeige, welche die Betreuerin im Sommer 2023 gegen den Geiselnehmer einreichen wollte, ging die Polizei nicht ein. Schliesslich sei der Mann ihr gegenüber nicht bedrohlich aufgetreten. Die Frau beschloss, ihm mündlich zu sagen, was Sache ist.
Umringt von Sicherheitspersonal, Mitarbeitern der Kaserne und einem Übersetzer sei der Geiselnehmer daraufhin in Tränen ausgebrochen und habe laut RTS gesagt, er wolle zum Sterben in die Ukraine. Es war das letzte Mal, dass die Betreuerin dem Geiselnehmer von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand.
Steht unter Schock
Bis zum Tag der Geiselnahme am 8. Februar hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Gemäss mehreren Personen, die mit dem Fall betraut sind, sei die Frau an jenem Abend mit ihrer Tochter zusammen gewesen, als plötzlich ihr Telefon klingelte und sie einige der Geiseln am Hörer hatte.
Sie habe das Ganze zuerst für einen Scherz gehalten. Doch dann wurde sie schliesslich mit dem Angreifer verbunden, der ihr befahl, schnell zu kommen, da er sonst die Personen, die er festhielt, angreifen würde. Nachdem sie die Polizei informiert hatte, wurde sie von den Beamten abgeholt und zum Ort der Geiselnahme gefahren.
Zur Freilassung der Geiseln konnte sie jedoch nicht direkt beitragen, zumal der Einsatz bereits beendet war, als sie in Essert-sous-Champvent ankam. Dass der Mann tot sei, habe sie aber erst zu Hause erfahren. Sie stehe aktuell immer noch unter Schock und ist seit dem Vorfall arbeitsunfähig krankgeschrieben.
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