Hier filmt ein Passagier den Geiselnehmer
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Er spricht Englisch und Farsi:Hier filmt ein Passagier den Geiselnehmer

Asylbewerber nahm mehrere Menschen in Waadtländer Zug in seine Gewalt
Iranischer Geiselnehmer reiste durch halb Europa

Die Familie des erschossenen Geiselnehmers von Essert-sous-Champvent VD hat eine Strafanzeige gegen die Polizei eingereicht. Wer war der Mann, der auffällig viel reiste?
Publiziert: 20.02.2024 um 07:28 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2024 um 10:06 Uhr
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Zeugen filmen den Moment des Zugriffs durch die Polizei auf den Zug im Waadtland. Zuvor hatte ein Geiselnehmer mehrere Menschen in seine Gewalt genommen.
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Marian NadlerRedaktor News

Er postete oft in den sozialen Medien. Seine Beiträge zeichnen das Bild eines fröhlichen Menschen ohne radikale Gesinnung. «Pass life with laughter» («Verbringe das Leben mit Lachen») steht bis heute in der Bio seines Instagram-Profils.

Doch wie kam es dazu, dass ein Iraner (†32) in einem Zug im Waadtland mehrere Menschen als Geiseln nahm und der Polizei wohl letztlich keine andere Wahl liess, als ihn zu erschiessen? Diese Frage werden Untersuchungen klären müssen.

Seine Familie hat Strafanzeige gegen die Polizei eingereicht. Diese richtet sich gegen «alle Personen, die auf unerlaubte Weise zum Tod» ihres Angehörigen beigetragen hätten, berichtet RTS. «Er hat es nicht verdient, getötet zu werden. Es ist eine Ungerechtigkeit», sagte der Bruder des Erschossenen zum TV-Sender.

Ein Bericht der «Neuen Zürcher Zeitung» fördert nun neue Details über den Geiselnehmer von Essert-sous-Champvent VD zutage. Der Mann aus dem Nahen Osten reiste viel und gerne, hatte aber auch massive psychische Probleme. Welche Orte er besuchte, zeigt das Protokoll seiner Reisen.

Winter 2021

Ein Foto zeigt den späteren Geiselnehmer in der Türkei. Hier arbeitet er offenbar als Fischer. Mit grosser Wahrscheinlichkeit ist es das erste Land, dass der Mann besucht, nachdem er den Iran verlassen hat.

Sommer 2022

Er posiert irgendwann im Sommer 2022 vor der Nationalbibliothek in der griechischen Hauptstadt Athen. Ob er dort ein Asylgesuch gestellt hat, ist unklar.

Am 1. August 2022 reist er erstmals in die Schweiz ein, stellt ein Asylgesuch im Bundesasylzentrum in Boudry NE.

«Der Bahnhof ist heute gespenstisch leer»
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Blick-Reporterin am Tatort:«Der Bahnhof ist heute gespenstisch leer»

Herbst und Winter 2022

Am 11. November wird er dem Kanton Genf zugeteilt, wo er den Ausweis N erhält und vorübergehend in einem Hotel einquartiert werden soll. Doch dort taucht er am 16. November nicht auf, verschwindet eine Weie von der Bildfläche. Im Dezember 2022 bringt er in einem Post seine Freude über das Schneetreiben auf den Genfer Strassen zum Ausdruck.

Frühjahr 2023

Als er wieder auffindbar ist, wird seine psychische Verfassung geprüft. Die Fachleute diagnostizieren «paranoide Tendenzen», der Mann wird medizinisch betreut. Im Februar 2023 geht es ihm so schlecht, dass er gegen seinen Willen in eine Genfer Psychiatrieklinik eingeliefert wird. Wie lange er sich in der Einrichtung aufhält? Unklar.

Sommer 2023

Trotz medizinischer Betreuung gelingt es ihm erneut, sich den Behörden zu entziehen. Er sei im Juni 2023 «administrativ verschwunden» gewesen, teilt das Genfer Sozialamt gegenüber der «NZZ» mit. Auf Instagram und Tiktok veröffentlicht er in diesem Sommer Bilder aus der englischen Stadt Birmingham.

Herbst 2023

Am 8. September 2023 lässt er sich plötzlich wieder in Genf blicken. Doch schon am 20. Oktober ist er wieder abgetaucht. RTS berichtet unter Berufung auf Bekannte des Mannes, er sei über Deutschland nach Polen gereist. Eine Person erzählt, er habe in die Ukraine weiterziehen wollen, um dort «zu kämpfen und zu sterben». Während der Geiselnahme soll der Täter die Ukraine tatsächlich erwähnt haben, wie das Video eines Passagiers belegen soll.

Anfang 2024

Falls er dies tatsächlich versucht, klappt es nicht. Denn die polnische Polizei greift ihn auf und schickt ihn zurück in die Schweiz. Am 24. Januar meldet sich der kurdischstämmige Mann wieder bei den Genfer Behörden. Er kommt in der Kollektivunterkunft Palexpo unter. Dort fällt er negativ auf, laut RTS erleidet er in der Nacht vom 6. auf den 7. Februar eine nervliche Krise und randaliert.

Video zeigt Detonation beim Geiselzug
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Drama in der Waadt:Video zeigt Detonation beim Geiselzug

Am Tag vor der Tat gibt er gegenüber den Behörden an, dass er keine medizinische Hilfe benötigt. Am 8. Februar steigt er schliesslich im Kanton Waadt in den Zug und nimmt 13 Passagiere sowie den Lokführer als Geisel. Während der Verhandlungen verlangt er, die SEM-Mitarbeiterin zu sehen, die seinen Fall betreute. Laut einer Geisel soll die Frau am Abend tatsächlich zum Tatort gereist sein.

Sie kommt zu spät, um die Situation noch deeskalieren zu können. Als sich der Täter einen Moment lang von den Opfern entfernt, nutzen die Einsatzkräfte ihre Chance. Erst setzen sie einen Taser ein, dann fällt ein Schuss. Der Mann ist tot.

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