Wie fest haben chinesische Spione sich in der Schweiz eingenistet? Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass sich in Meiringen BE eine Aktion wie im Agentenfilm ereignet hatte. Zivilpolizisten der Berner Kantonspolizei stürmten das Gasthaus Rössli und führten die chinesischen Wirtsleute ab.
Die chinesische Familie, der das Gasthaus gehörte, soll dabei nicht primär als Beizer gearbeitet haben. Viel mehr geht es um den Verdacht der Spionage. Der Gasthof befindet sich in unmittelbarer Nähe des einzig reinen Militärflugplatzes der Schweiz. Im vergangenen Jahr schliesslich soll das Hoteliertrio ins Visier des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB) geraten sein.
Plötzlich tauchten sie in Uni-Bibliothek auf
Nun enthüllen Recherchen des «Tages-Anzeigers», dass es auch an weiteren Orten zu chinesischer Spionage gekommen sein soll. 2018 installierte sich auf dem Campus der Universität und der ETH Lausanne eine Gruppe Chinesen. Diese hielt sich mehrheitlich in der Bibliothek des Schweizerischen Instituts für Rechtsvergleichung auf, trat mit keinen Ausländern in Kontakt.
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Laut dem «Tages-Anzeiger» gaben die Männer gegenüber einem Mitarbeiter an, sie seien von China aus angereist, um ihre Doktorarbeiten vor Ort zu verfassen. Wenig später tauchten dann zwei Kantonspolizisten auf, welche Mitarbeiter der Universität und der ETH vor möglicher chinesischer Spionage warnte. Einer der Polizisten hinterliess auch seine Telefonnummer. Er arbeitet beim Nachrichtendienst der Kantonspolizei, die wiederum dem Schweizer Nachrichtendienst zuarbeitet. Auf Nachfragen des «Tages-Anzeigers» reagierte er nicht.
Chinesen verschwanden über Nacht
Die ehemalige Waadtländer Justizdirektorin Béatrice Métraux bestätigte allerdings gegenüber der Zeitung, dass man dem Institut empfohlen habe, Massnahmen gegen Spionage zu ergreifen. Der Nachrichtendienst des Bundes wollte zu den einzelnen Aktionen im Rahmen der Spionage-Bekämpfung keine Stellung nehmen.
Laut dem Zeitungsbericht gab es auf dem Lausanner Hochschulcampus in der Vergangenheit einzelne Verdachtsfälle von Spionage. So verschwand ein Chinese, der ein Kurzpraktikum absolvierte, plötzlich über Nacht. Die Firma, bei der er angestellt war, konnte keinen Kontakt mehr zu ihm aufnehmen. Ob er spioniert hatte, ist bis heute unklar.
Auch die Absichten der chinesischen Studenten in der Unibibliothek, welche die Polizei auf den Plan riefen, bleiben bis heute unklar. Auch sie verschwanden über Nacht. Bis heute fehlt von ihnen jede Spur.
Deutsche Universitäten gehen teilweise bereits einen Schritt weiter. So schliesst die Universität Erlangen-Nürnberg gemäss der ARD-«Tagesschau» chinesische Studenten aus. Ein Grund sei die Gefahr von Spionage.
Und die «New York Times» fragte schon 2022, ob chinesische Spione die US-amerikanischen Universitäten infilitriert hätten. (zis)