Eigentlich war Blick-Leser Tom R.* (38) aus dem Kanton St. Gallen früh dran mit seinen Weihnachtsgeschenken. Er bestellte bereits Ende November. Angekommen ist bis am 21. Dezember jedoch nichts. «Ich ärgere mich schon sehr. Es wären so schöne Geschenke gewesen», sagt R. im Gespräch mit Blick.
Bestellt hat er Ende November auf der Website www.drawelry.de: personalisierte Halsketten mit Foto und Gravur für seine Frau und die beiden Kinder sowie ein Fotopuzzle aus Bauklötzen. Auch eine Kette für das Gotti seines Sohnes ist mit dabei. Er bezahlt mit Kreditkarte – fast 120 Euro kostet alles zusammen.
Gar keine deutsche Firma
«Es stand, dass die Produkte noch bis Weihnachten ankommen werden», so der Blick-Leser. Am 6. Dezember wurde die Ware verschickt – er erhielt auch eine Tracking-Nummer per Mail. Bis dahin nahm R. an, dass es sich um eine deutsche Firma handelt. Auch in der Mail heisst es gross «Drawerly Deutschland».
Als er die Sendung mit der Trackingnummer verfolgt, wird ihm klar: Die Ware kommt direkt aus China. Und dort ist sie auch nach wie vor. Letzter Tracking-Zeitpunkt ist der 11. Dezember.
Auf den Onlineshop ist R. über Facebook gestossen. Dort hat er Werbung für das Fotopuzzle erhalten. Bei den Tausenden Likes und 130 Kommentaren dachte er sich nichts Böses.
Ein Blick auf die Bewertungsplattform Trustpilot liefert jedoch ein anderes Bild. 93 Prozent der 69 Bewertungen geben nur einen Stern. «Leider ist dieses Unternehmen eine absolute Abzocke!», schreibt eine Nutzerin. Im November und Dezember sind nochmals einige negative Bewertungen hinzugekommen. Tom R. ist wohl nicht der Einzige, der vergebens auf seine Weihnachtsgeschenke wartet.
Kein Einzelfall
Auf der Website schreibt der Shop, dass der Schmuck zu 100 Prozent handgefertigt sei. «Leider gibt es immer wieder solche Betrugs-Onlineshops, die Ware zum Beispiel aus China verkaufen und keine Verantwortung übernehmen, wenn diese nicht geliefert wird oder die Angaben auf dem Onlineshop nicht der Realität entsprechen», sagt E-Commerce-Expertin Alexandra Scherrer (32), Geschäftsführerin bei Carpathia. Vor einem Kauf sollte man sich deshalb immer über den Onlineshop informieren. Ein Impressum hat der Shop, über den Tom R. bestellte, beispielweise nicht – das wäre jedoch Pflicht.
«Ich habe bis heute gehofft, dass die Geschenke doch noch ankommen», so der Leser. Denn diese hätte er lieber als das Geld zurück. Ob er das zurückbekommt, ist auch fragwürdig. Er steht jedoch bereits mit seiner Bank in Kontakt: «Sie haben gemeint, die Chance besteht.» Mit seinem Beitrag bei Blick will R. vor allem andere warnen. Für seine Liebsten hat er derweil andere Weihnachtsgeschenke besorgt.
* Name geändert