Als Joel Grolimund (31) vor einer Woche die Schweizer Hitparade auf Radio SRF 3 moderierte, war ein Genre ganz oben mit dabei: «Ich spielte praktisch nur Weihnachtshits. Zum Glück finde ich das lässig, sonst hätte ich wohl irgendwann die Nerven verloren», sagt der Solothurner. Ganze acht der zehn meistverkauften und -gestreamten Titel in der Schweiz drehten sich um das Fest der Liebe. Mariah Carey ist mit ihrem Titel «All I Want for Christmas Is You» das fünfte Jahr in Folge auf dem ersten Platz. Dass Weihnachtshits sich so weit oben klassieren, ist ein neues Phänomen. Grund dafür ist das Musikstreaming.
«So extrem wie in diesem Jahr wars noch nie», sagt Andy Renggli (54), Geschäftsführer der GfK Entertainment Schweiz, die die Hitparade ermittelt. «Streaming wird immer stärker, und Trends dort sind sehr schnell. Wir sehen, dass in den letzten Jahren zur Weihnachtszeit enorm viel im Weihnachtsgenre gestreamt worden ist. Das kommt von vorgefertigten Playlisten, aber auch vom individuellen Hören.» Ähnliche Phänomene gäbe es zu Silvester und durch Social-Media-Plattformen wie Tiktok, die Hypes um einzelne, auch ältere Lieder auslöst.
Weihnachts-Hype soll weiter anhalten
Sehen wir also künftig zu Weihnachten nur noch Mariah Carey an der Spitze der Schweizer Hitparade? «Ich vermute schon», meint Renggli. Auch Moderator Grolimund stellt sich auf eine weihnachtliche Hitparade am heutigen Sonntag ein. «Ich denke, dass alle Nicht-Weihnachtssongs aus den Top 10 verdrängt worden sind», vermutet er vor Ausstrahlung der Sendung. Immerhin thematisiert er nicht die aktuellen Charts, sondern die besten Songs des Jahres. «Da wirds eher nach ‹Layla› und Harry Styles klingen. Eine Woche später kehren wir dann vermutlich zur Weihnacht zurück.»
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