Das Schicksal von Rolf Meyer (72) aus Lausanne bewegt viele Menschen. Seit dem Blick-Bericht über den schwerkranken Rentner, der sich lebenswichtige Operationen wegen der Spitalessens-Pauschale nicht leisten kann, bekundeten Dutzende Personen auf Social Media ihr Mitgefühl. Einige boten dem Rentner sogar Hilfe an.
Ein halbleerer Unterleib und ein leeres Konto
Meyer hat ein schweres Jahr hinter sich: Wegen Unterleibskrebs und darauffolgenden Komplikationen verbrachte er fast fünf Monate im Spital oder der Reha. Dabei verlor er einen guten Teil seiner Organe – und eine ganze Stange Geld.
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Obwohl er sein ganzes Leben gearbeitet hat, lebt Meyer aktuell von 2800 Franken der AHV und Ergänzungsleistungen. Einen Teil der Spitalkosten übernehmen seine Krankenkasse und die Ergänzungsleistungen. Doch beim sogenannten Spitalkostenbeitrag darf per Gesetz keine Versicherung oder andere Institution aushelfen.
Pro Spitaltag soll Meyer 15 Franken zahlen. Gesamthaft belaufen sich diese Zusatzkosten auf gegen 2000 Franken. Geld, das der Rentner nicht hat. Zwischenzeitlich überlegte er sich sogar, eine für diese Woche geplante Operation abzusagen. «Sterben wäre für mich günstiger.»
«Schweiz, schäm dich»
In den sozialen Medien war die Anteilnahme gross – doch die Kritik am System noch grösser. So schreibt etwa jemand: «Himmeltraurig. Wir zahlen so viel an die Krankenkassen und dann das. Die Schweiz ist langsam ein schändliches Land.» Auch andere Kommentare stossen ins gleiche Horn, mit etwa «Es läuft definitiv etwas falsch in der Schweiz» und «Schweiz, schäm dich». Oder etwas sarkastischer: «Willkommen in der reichen Schweiz.»
Einige erzählen von eigenen Schuldenbergen aufgrund einer Erkrankung. Und jemand stellt die beklemmende Frage: «Wie viele nehmen sich nach solchen Kosten das Leben?» Doch zumindest für Meyer gibt es ein Lichtblick am Ende des Tunnels. Denn seit dem Bericht erreichten die Blick-Redaktion rund ein Dutzend Hilfs-Angebote, die einen Teil, die gesamten oder sogar alle zukünftigen Spitalkostenbeiträge für Meyer übernehmen wollen.
Meyer wieder im Spital
Meyer zeigt sich von den Reaktionen überwältigt: «Niemals hätte ich mit so etwas gerechnet.» Gerade bei den Personen, die ihm finanzielle Unterstützung angeboten haben, möchte er sich persönlich bedanken. Doch das wird einige Tage warten müssen, denn zum Publikationszeitpunkt befindet er sich unter Vollnarkose im OP-Saal. Etwas hatte er am Freitagmorgen aber noch zu sagen: «Ich hoffe, dass sich möglichst viele Menschen mit dem Thema auseinandersetzen, bevor sie davon betroffen sind.»