Zwei Monate lang blieb Samantha M.* (†19) Ende November 2017 verschwunden – bis ihre fast nackte, gefesselte und halb verweste Leiche in einem Sumpf in Cheyres FR am Ufer des Neuenburgersees gefunden wurde.
Die Polizei verhaftete Richard G.* (24), einen Kindheitsfreund von Samantha. Seit Montag muss sich der geständige Täter vor Gericht verantworten.
Als Tatmotiv kommen Schulden und verletzte Gefühle infrage. Er und Samantha M. kannten sich von klein auf. Laut den Ermittlungen haben sie sich gegenseitig immer wieder Geld geliehen. Zuletzt sei Samantha dem späteren Täter 900 Franken schuldig geblieben. Sie habe ihn monatelang hingehalten und ihm gesagt, ihre Mutter sei gestorben und sie erbe bald eine Million Franken.
Er liess sie bei fünf Grad bewusstlos zurück
Die angebliche Erbschaft des Opfers stand laut den Aussagen des Angeklagten am Beginn des Dramas. Ihm seien 450'000 Franken versprochen worden, führte Richard G. vor Gericht aus. Doch das war gelogen und die Erbschaft erfunden, wie sich irgendwann herausstellte.
Er habe Samantha an jenem Novemberabend 2017 nach Cheyres eingeladen, um sie wegen des Geldes unter Druck zu setzen.
Es kam zu Meinungsverschiedenheiten, und die Frau wollte zurück zum Bahnhof, doch dann schlug Richard G. mit einem mitgebrachten Hammer auf die Frau ein.
Danach fesselte er sie mit Kabelbindern. Samantha blieb bei fünf bis acht Grad Temperatur bewusstlos und durchnässt zurück. Wann ihr Tod eintraf und woran sie starb, ist unklar – die Rechtsmedizin konnte dies angesichts des verwesten Körpers nicht mehr bestimmen.
Staatsanwaltschaft plädiert auf Mord
Staatsanwalt Raphaël Bourquin glaubt, dass unterschiedliche Erwartungen von Täter und Opfer am Ursprung des Dramas standen. Er war verliebt in sie. Für sie war er dagegen nur ein Freund. Der Staatsanwalt fordert eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes. Er geht davon aus, dass die «skrupellose Tat» geplant war.
Dem 25-Jährigen wird auch Diebstahl und Schändung, eventuell Störung des Totenfriedens vorgeworfen. Denn das Opfer wurde weitgehend unbekleidet vorgefunden. Doch Richard G. bestreitet, die Frau entkleidet zu haben. Die Verteidigung spricht von einer unbeabsichtigten Tötung und beantragte am Montag vor Gericht eine mildere Strafe.
Samanthas Mutter versuchte, sich umzubringen
Vor Gericht sprach am Montag auch die Grossmutter von Samantha. Sie schilderte, ihre Tochter – Samanthas Mutter – habe mehrere Suizidversuche hinter sich. Das Opfer war ein Einzelkind. «Meine Tochter ist völlig zerstört», erzählte die Grossmutter. «Sie sagt, sie hat nichts mehr zu verlieren.»
Das Gericht des freiburgischen Broye-Bezirks, das wegen der Corona-Vorschriften in Granges-Paccot FR tagt, gibt das Urteil am Mittwoch bekannt. (SDA/ct)
* Namen der Redaktion bekannt