«Muslime siegen über Feinde»
Schweizer Verein feiert Taliban-Triumph in Afghanistan

Eine in Genf registrierte Vereinigung feiert den Sieg der Taliban in Afghanistan. Dahinter steckt ein Mann, der auch mit den Anschlägen vom 11. September in Verbindung steht.
Publiziert: 18.08.2021 um 11:58 Uhr
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Aktualisiert: 18.08.2021 um 16:19 Uhr
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Eine Schweizer Vereinigung feiert den Sieg der Taliban.
Foto: imago images/SNA

Am 15. August veröffentlicht die «Vereinigung der Gelehrten des Arabischen Maghreb», ansässig in der Schweiz, auf Twitter ein Schreiben zu den Vorkommnissen in Afghanistan. Darin segnet der Verein den Sieg der Taliban.

«Allah hat unseren afghanischen Brüdern einen eindeutigen Sieg beschert, nachdem es eine Zeit lang keine solchen gesegneten Siege der Muslime über ihre Feinde gegeben hatte», heisst es. Die Freude über den Sieg der Taliban sei gross.

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Der Verein sei selbst in der Szene weitestgehend unbekannt in der Schweiz, schreibt «20 Minuten». So hätten mehrere angefragte Experten noch nie von der Gelehrten-Vereinigung gehört.

Seit 2014 aktiv

Der Verein wurde im Jahr 2014 eingetragen. Das Ziel sei unter anderem die «Verbreitung der ethischen und moralischen Werte des Islams», heisst es. Die meisten Vorstandsmitglieder stammen aus Tunesien.

Brisant ist allerdings die Position des Präsidenten. Wie der marokkanische Polit-Aktivist Kacem El Ghazzali auf Twitter schreibt, wird der Verein von Hassan Kettani geführt. Kettani wurde 2003 in Marokko im Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom 11. September verhaftet und wegen Terrorismus zu 20 Jahren Haft verurteilt. 2012 wurde er begnadigt.

Ob die Verurteilung Kettanis gerechtfertigt war, ist allerdings bis heute umstritten. Menschenrechtsorganisationen kritisierten nach der Verurteilung, der Gerichtsprozess sei «politisch motiviert» gewesen. Kettani selbst weist bis heute jegliche Vorwürfe von sich.

Unklar, ob Bedrohung

Laut Aktivist El Ghazzali gilt Kettani dennoch bis heute als «einer der Geistlichen des salafistischen Dschihadismus.» Gegenüber «20 Minuten» sagt er, das Schreiben vom 15. August spreche eine «eindeutige Sprache». Es würden eindeutig salafistische Begriffe verwendet.

«Es ist zum Beispiel von der Eroberung al-fateh die Rede, ein dschihadistischer Begriff, der oft in Zeiten des Krieges gegen die Ungläubigen oder der grossen islamischen Expansionen des siebten Jahrhunderts verwendet wird.»

Zu einzelnen Vereinigungen, Organisationen oder Gruppierungen äussere sich der Nachrichtendienst des Bundes nicht, schreibt er auf Anfrage von «20 Minuten». Er befasse sich jedoch «mit der Früherkennung und Bekämpfung von Terrorismus, gewalttätigem Extremismus, Spionage, der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und deren Trägertechnologie sowie Cyberangriffen auf kritische Infrastrukturen und sicherheitspolitischen Vorgängen im Ausland». (zis)

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