Whatsapp, Twitter, Youtube
So organisieren sich die Taliban über US-Netzwerke

Die militant-islamischen Taliban nutzen laut Medienberichten Facebooks Chatdienst Whatsapp, um sich zu organisieren. Facebook muss die Kämpfer ausfindig machen und sperren. Twitter und Google-Mutter Alphabet hingegen zögern.
Publiziert: 17.08.2021 um 18:29 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2023 um 11:30 Uhr
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Das Handy ist immer dabei. Die Taliban setzen auf moderne Kommunikationsmethoden – von US-Konzernen.
Foto: imago images/Kyodo News

Die Taliban sind in Afghanistan keine 48 Stunden wieder an der Macht – und schon gelten wieder Mittelalter-Gesetze. Zwei Diebe wurden in der Stadt Herat zur Bestrafung mit teerverschmierten Gesichtern und Schlingen um den Hals durch die Strassen getrieben.

Bei der Kommunikation hingegen setzen die Taliban seit Jahren auf die moderne Technologie der US-Internetgiganten Facebook, Google und Twitter. Das überrascht, weil die radikal-islamische Bewegung die meisten modernen Kommunikationsmittel einst verboten hatten.

Facebook sperrt Taliban-Anhänger

Am Dienstag informierten die Taliban die Einwohner von Kabul, sie seien jetzt für die Sicherheit in der Stadt verantwortlich. «Die Taliban übernehmen die Stadt kampflos, und niemand wird in Gefahr sein», hiess es in der Botschaft. Übermittelt wurde die Nachricht via Whatsapp. Der Chat-Dienst gehört zum US-Konzern Facebook.

Aufgrund von US-Sanktionen muss Facebook die Mitglieder der Taliban jetzt von all seinen Chatdiensten entfernen. Facebook betrachte die Taliban als terroristische Organisationen, sagte ein Sprecher gegenüber CNBC.

Das Whatsapp-Dilemma

Die «New York Times» machte vor zwei Jahren öffentlich, dass Taliban-Kämpfer Whatsapp nutzten, um ihre Angriffe zu koordinieren. Whatsapp ist leicht zu bedienen und somit auch für Kämpfer ohne Bildung und technisches Verständnis attraktiv.

Allerdings steckt Whatsapp in einem Dilemma. Die Chats sind Ende-zu-Ende verschlüsselt. Das bedeutet, dass Facebook nicht sehen kann, was die Nutzer in ihren Chats austauschen. Das erschwert die Suche nach Taliban-Anhängern erheblich.

Facebook setzt Softwares ein, um nichtverschlüsselte Informationen wie Namen, Profilfotos und Gruppenbeschreibungen auszuwerten und problematische Profile und Gruppen zu sperren.

Twitter und Google zögerlich

Auch auf Twitter verbreiten die Taliban ihre Botschaften. Taliban-Sprecher haben während der letzten Tage über die neuesten Updates der Afghanistan-Eroberung getwittert. Sie erreichen damit ein Millionenpublikum.

Auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters verwies Twitter lediglich auf seine Richtlinien gegen gewalttätige Organisationen und hasserfülltes Verhalten. In die Details ging das Unternehmen allerdings nicht.

Auch Youtube-Mutter und Google-Konzern Alphabet hält sich bedeckt. Wenn Regierungen Gruppierungen als ausländische Terrororganisation einstufen, ziehe man entsprechende Konsequenzen, so das Unternehmen. Die Taliban stünden aber nicht auf der Liste, an der sich Alphabet orientiert. Heisst: Die Videos der Taliban werden von Youtube nach denselben Richtlinien geprüft wie die Videos eines unbescholtenen Bürgers. (gif)

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