Die Corona-Epidemie hat einige Teile der Bevölkerung in der Schweiz hart getroffen. Ganz besonders leiden müssen vor allem die untersten Einkommensschichten, wie ein Sonntagsblick-Bericht zeigt. Wer eh schon wenig hat, muss jetzt mit noch weniger auskommen.
Schaut man nur auf die Zahl der Sozialhilfebezüger, könnte der Eindruck entstehen, die Krise sei überstanden. Laut eines Monitorings der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) liegt die Zahl an Bezügern nämlich wieder auf dem Durchschnittswert aus dem Jahr 2019. Doch der grosse Anstieg steht dem Land wohl erst noch bevor, erklärt SKOS-Geschäftsführer Markus Kaufmann.
Dass die Zahl der Sozialhilfebezüger momentan rückläufig sei, habe mehrere Gründe, sagt Kaufmann im BLICK-Interview. Zum einen seien die Möglichkeiten bei der Arbeitslosenversicherung sowie beim Erwerbsersatz erweitert worden. «Andererseits haben viele Menschen Angst, Sozialhilfe beziehen zu müssen.» Kaufmann erklärt: «Gewisse Personen befürchten zum Beispiel, ihre Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz zu verlieren, wenn sie von der Sozialhilfe abhängig würden.»
«Dann machen sie von der Gassenküche Gebrauch»
Dies sei mit ein Grund, warum in Städten wie Genf und Zürich die Schlangen vor den Essensausgaben länger und länger wurden: «Wer keine Sozialhilfe in Anspruch nehmen will oder kann, macht dann eben von Angeboten wie der Gassenküche Gebrauch», sagt Kaufmann.
Für den SKOS-Geschäftsführer ist die Krise erst überstanden, wenn alle Leute wieder normal arbeiten können. Aktuell rechne man damit, dass in rund zwei Jahren der Höchstwert bei den Sozialhilfebezügern erreicht wird. «Dann, wenn viele Personen aus der Arbeitslosenversicherung ausgesteuert werden, dürfte viele zusätzliche Fälle in die Sozialhilfe übergehen.» Konkret rechnet Kaufmann dann mit einem Anstieg von rund 30 Prozent! (cat)
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