Wegen Nähe zu Faschisten
Ukraine-Sänger kann auch in Schlieren nicht auftreten

Mehrere Konzerte des ukrainischen Sängers Artem Piwowarow in Zürich und Umgebung wurden abgesagt. Er soll Faschisten nahestehen. Die Stadt Zürich überprüft derzeit ein weiteres Konzert eines ukrainischen Künstlers.
Publiziert: 04.06.2023 um 14:34 Uhr
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Aktualisiert: 06.06.2023 um 09:37 Uhr
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Artem Piwowarow ist einer der bekanntesten Sänger der Ukraine. Wegen seiner Nähe zur rechtsradikalen Szene darf er nun nicht in Zürich auftreten.
Foto: Facebook

1,5 Millionen Follower auf Instagram, eine halbe Million monatlicher Zuhörer auf Spotify, über 55 Millionen Klicks auf seinem bekanntesten Clip auf Youtube: Die Musik des ukrainischen Sängers Artem Piwowarow (31) ist weit über seine Landesgrenzen hinaus bekannt.

Jetzt aber wurden gleich mehrere Konzerte des ukrainischen Sängers in der Schweiz abgesagt. Vor rund drei Wochen hätte er im auch im Zürcher Jugendkulturhauses Dynamo Halt machen sollen. Daraus wurde aber nichts: Da die Stadt einen anonymen Hinweis erhalten hat, dass Piwowarow Faschisten nahesteht, hat die Stadt Zürich seinen Auftritt kurzerhand abgesagt.

Der Musiker verschob daraufhin sein Konzert nach Schlieren. Nun wurde auch dieses abgesagt, erneut wegen einer anonymen Meldung. Die Quelle bleibt anonym, auch die Stadt Zürich kennt ihre Identität nicht. Pivovarov vermutete am Montag in einem Post, dass er von «pro-russischen Personen» angeschwärzt wurde. Bilder zeigten ihn mit ukrainischen Soldaten, die Nazi-Symbole verwendeten. Er verteidigte sich damit, dass alle «Verteidiger der Ukraine» als radikal bezeichnet werden müssten, inklusive dem Präsidenten Wolodmir Selenski (44).

Er nutzt Symbol der Jungen Tat

Aus Besorgnis darüber, dass der Auftritt «stark polarisierende» Wirkung haben könnte, wurde das Konzert abgesagt. Bilder auf Facebook zeigen Piwowarow unter anderem mit ukrainischen Soldaten, wobei unten links eine Tyr-Rune eingeblendet ist.

Dabei handelt es sich um einen nach oben zeigenden Pfeil, der ein Abzeichen der Reichsführerschulen der NSDAP war. In der Schweiz nutzen die Neonazis der Jungen Tat diese Rune als Symbol. Der Sänger kündigte in einem Video-Post an, er wolle nun nach Schlieren ZH ausweichen.

Personen mit rechtsradikalem Hintergrund unterstützt

Die mit dem Auftritt gesammelten Gelder spendet Piwowarow an «Wohltätigkeitsfonds», um der Ukraine beim Wiederaufbau zu helfen. Der Sänger schrieb auf seiner Facebookseite, dass er mit der Tournee auch Munition und Ausrüstung für ukrainische Soldaten finanziert. An sich nichts Verwerfliches, doch: Wie «20 Minuten» unter Berufung auf eine anonyme Quelle berichtete, sollen mit diesen Geldern aber auch Personen mit rechtsradikalem Hintergrund unterstützt werden.

Auch auf der eigenen Website von Piwowarow sind problematische Runen vorzufinden. Seinen Namen hat er mithilfe des «Runenalphabets», welches gerne von nationalistischen Gruppierungen verwendet wird, geschrieben. Nebst Teiwaz zieren auch Berkana, Inguz und Wunjo die Inschrift. Laut der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung sind all diese Zeichen aus der nordischen Sprache von Rechtsextremen zweckentfremdet worden. Ob sich Piwowarow der Bedeutung dieser Zeichen bewusst ist, bleibt unklar.

Pivowarow ist nicht der einzige ukrainische Sänger mit fragwürdigem Hintergrund, der bald in Zürich auftreten soll. Auch der ukrainische Rockmusiker Oleg Skrypka (59) soll Ende Juni im Dynamo auf der Bühne stehen. Der Auftritt steht allerdings in den Sternen. Es würden entsprechende Abklärungen getätigt. (chs/dzc/zis/SDA)

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