Mit glitzerndem Doppeladler auf dem Rücken tritt der russische Popstar Shaman auf die Bühne und bringt die Menge zum Toben. Jahrelang gelang ihm der Durchbruch nicht. Doch seit einem Jahr hat er das Erfolgsrezept gefunden: Er singt über Russland, gefallene Soldaten und rezykliert Lieder aus der Sowjetunion – und ist damit zur wichtigen Popfigur des russischen Präsidenten Wladimir Putin (70) geworden.
Der junge Mann mit den platinblonden Haaren wird heute als «Stimme der Spezialoperation» bezeichnet. Jaroslaw Dronow (31), der sich Shaman nennt, nutzte den Krieg, um seine Karriere ins Rollen zu bringen. Seine patriotischen Songs finden Anklang in der Nation, doch er geht noch weiter. Dronow traf verwundete Soldaten im Kriegsgebiet und gab Konzerte im annektierten Cherson. Zum Dank schossen die Soldaten in die Luft. Und: Er stand bereits mit Putin auf der Bühne und sang die russische Nationalhymne.
Bei einem Konzert im März in Moskau bleibt kein Platz frei. Das Publikum ist bunt gemischt: Mädchen in Jogginghosen, ältere Männer in Anzügen, tätowierte Jugendliche, gepflegte Damen mit hochgesteckten Haaren – Putins Popstar vereint sie alle. Russland-Flaggen werden kostenlos an die Menge verteilt, schreibt die «FAZ».
Shaman singt Putins patriotische Propaganda
Dronow predigt Putins wichtigste Propaganda: Die Heimat ist die Familie, die es zu verteidigen gilt. Sein bekanntestes Lied «Lasst uns aufstehen» veröffentlichte er nur einen Tag vor der russischen Invasion. «Die Helden Russlands werden in unseren Herzen bleiben – bis ans Ende», heisst es darin. Eigentlich war der Text den Soldaten im Zweiten Weltkrieg gewidmet, doch durch Russlands Angriff auf die Ukraine wird der Text plötzlich aktueller denn je.
Mit dieser Ballade gelingt Dronow der Durchbruch. Seither sind es patriotische Songtexte und Kriegssymbolik, die in seinen Liedern eine grosse Rolle spielen. Im November erschien eine neue Version von «Lasst uns aufstehen» – untermalt mit Szenen aus der Ukraine, Panzern mit Z-Symbolen und Denkmäler, die an die Verstorbenen erinnern. Damit macht Dronow einmal mehr seine politische Haltung klar.
Dronows Lied «Ich bin Russe» ist mittlerweile Teil der patriotischen Erziehung in Russland und wird teilweise im Klassenzimmer gesungen. Dazu gibt es die Anweisung, die rechte Faust in die Luft zu heben.
«Ich bin Russe» stösst auf Kritik
Gerade deshalb kommt der Song nicht bei allen gut an, Jelena Affnasjewa, Mitglied des russischen Föderationsrats, bat darum, das Lied wegen Verdacht auf Extremismus zu überprüfen. Auch wurde Dronow vorgeworfen, dass das Lied zu «ethnischem Hass» aufstachelt. Konsequenzen gab es aber bislang nicht.
Dronow hat es geschafft, mit seinen patriotischen Auftritten eine Menge Geld zu verdienen. Der junge Mann, der jahrelang nach Berühmtheit und Popularität ächzte, erlangte Ruhm, indem er den Krieg instrumentalisierte.