Der Armee-Chef Thomas Süssli zeigte Ende August auf Twitter die sonst möglichst geheim gehaltene Spezial-Einheit AAD 10. Die Truppe, die nach Afghanistan flog, um die Bundes-Mitarbeitenden sicher zu evakuieren.
Süssli veröffentlichte ein Foto von sich, zusammen mit 15 Mitgliedern der Elite-Einheit. «Danke, AAD 10», schrieb Süssli dazu und postete die Hashtags #ImEinsatzwoesunsbraucht und #TeamArmee.
Die Gruppe posiert im Feld. Während der Chef der Armee im gewöhnlichen Tarnanzug und mit schwarzem Beret da steht, sind die Kämpfer des Aufklärungsdetachements 10 in Vollmontur zu sehen.
Gewehre mit «Blindschiessgeräten»
Nun erklärt Armee-Sprecher Stefan Hofer gegenüber Blick, woraus die Ausrüstung dieser Soldaten besteht.
Das Waffenarsenal der Armee-Mitglieder auf dem Foto ist vielfältig. Der Mann unten rechts auf dem Foto hält in den Händen das leichte Maschinengewehr. Sein Kollege auf der anderen Seite der Gruppe hat eine Pistole in der Tasche, während ein weiterer mit einem Sturmgewehr mit Zielfernrohr ausgerüstet ist.
Beim Aufsatz auf den Gewehren handelt es sich um sogenannte «Blindschiessgeräte», erklärt Hofer. Damit sei es in Trainings und bei Übungen möglich, statt scharfer Munition «Markiermunition und Simulationssysteme» zu verwenden.
Truppe prüft Tarnanzug auf Tauglichkeit
Die Schutzhelme sind ebenfalls mit mehreren Aufsätzen ausgestattet. An den Aufnahmeschienen können beispielsweise Restlichtverstärker, Weisslicht oder Gehörschutzschalen angebracht werden. Der Funk, der ebenfalls auf den Fotos zu erkennen ist, diene der internen und externen Kommunikation, sagt Hofer.
In Sachen Tarnanzug scheint das AAD 10 ein Vorreiter zu sein. Denn im Gegensatz zum gewöhnlichen Armee-TAZ tragen diese Männer eine «etwas modifizierte Version». Hofer erklärt die Unterschiede: Die Kleidung der Spezialtruppe habe einen angepassten Schnitt und ein leicht helleres Tarnmuster. Schwarz sei durch hellbraun ersetzt worden.
Auch bestehe sie aus feuerhemmendem Material. Genauso wie die Sturmhaube, die ebenfalls zur Standardausrüstung beim AAD 10 dazugehöre. Sie schütze nicht nur vor Feuer und Hitze, sondern zusammen mit der Sonnenbrille auch vor Splittern.
«Die Berufsformation des Kommandos Spezialkräfte dient auch der Weiterentwicklung der Armee, indem sie neue Ausrüstung evaluiert, in der Praxis auf Truppentauglichkeit überprüft und anschliessend eine Empfehlung für die Einführung für andere Truppen abgibt», sagt Hofer.
Notfallmediziner mit dabei
Über dem Anzug ist ein sogenanntes «modulares Schutz- und Tragesystem» (MOST) angebracht. Dieses könne individuell mit ballistischen Schutzplatten und Taschen für Munition und Ausrüstungsgegenstände bestückt werden.
Mit im Team bei AAD 10 ist auch ein Armee-Angehöriger, auf dessen Brust die Buchstaben MED prallen. Der «Medic» verfüge über «eine vertiefte notfallmedizinische Ausbildung». Seine Aufgabe sei es, die Verletzten und Verwundeten zu versorgen und stabilisieren, bis diese dann in einer medizinischen Einrichtung seien.
Gefährliche Operationen im Ausland
Die rund 90 Mitglieder des AAD 10 führen in verschiedenen Ländern Operationen durch, die von Anfang bis Ende heikel und gefährlich sind. So schützten sie unter anderem die Schweizer Botschaft während des libyschen Bürgerkriegs in Tripolis.
«Das AAD 10 ist vergleichbar mit den Spezialeinheiten, wie sie beispielsweise die USA mit den Navy Seals und den Special Forces der Army oder Deutschland mit dem Kommando Spezialkräfte zur Verfügung haben», erklärte Sicherheitsexperte Bruno Lezzi (76) im Blick.
Das Selektionsverfahren sei streng. Die Kandidaten müssen psychisch und physisch fit sein. Mindestens 10 Klimmzüge und 50 Liegestütze ohne Unterbruch sind verlangt sowie ein 8-Kilometer-Lauf mit 15 Kilo Gepäck in unter 58 Minuten.
387 Menschen in die Schweiz ausgeflogen
Aus Afghanistan konnten dank ihrer Unterstützung insgesamt 387 Menschen evakuiert werden. Unter ihnen sind 34 Schweizer, 218 Lokalangestellte der staatlichen Entwicklungshilfe Deza mit ihren Familien, 51 Personen mit ständiger Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz und 82 weitere Personen.
Auch das Detachement des Verteidigungsdepartements VBS sowie die zwei EDA-Sicherheitsexperten sind seit letzter Woche wieder in der Schweiz. Der Evakuierungseinsatz ist somit beendet. (man)