Geheim, geheimer, AAD 10. Über die Elitesoldaten des Armee-Aufklärungsdetachements 10 und ihre Einsätze ist nur wenig bekannt. In die Schlagzeilen kommen sie aber doch hin und wieder, denn sie müssen in verschiedenen Ländern Operationen durchführen, die von Anfang bis Ende heikel und gefährlich sind. Wie am Mittwoch bekannt wurde, hat die Schweiz nun eine Einheit der Elitetruppen in die afghanische Hauptstadt Kabul entsendet. Ihr Auftrag: rund 280 Menschen evakuieren, darunter 30 Schweizer und Schweizerinnen, aber auch lokale Mitarbeitende der Schweizer Vertretung und ihre Familien.
Genau für solche Einsätze sind die Mitglieder der AAD 10 ausgebildet. Sie kommen vor allem im Ausland zum Einsatz – zum Beispiel schützten sie die Schweizer Botschaft während des libyschen Bürgerkriegs in Tripolis. «Das AAD 10 ist vergleichbar mit den Spezialeinheiten, wie sie beispielsweise die USA mit den Navy Seals und den Special Forces der Army oder Deutschland mit dem Kommando Spezialkräfte zur Verfügung haben», erklärt Sicherheitsexperte Bruno Lezzi (76). Der Militärhistoriker und ehemalige «NZZ»-Journalist war im Militär Oberst im Generalstab und bis 2019 Lehrbeauftragter der Universität Zürich für Sicherheitspolitik. «Der Einsatz in Kriegskontexten braucht eine unglaubliche physische, aber auch psychische Belastbarkeit, das stellt man sich einfacher vor, als es ist.»
Hochtrainiert und ausgebildet
Als Figuren, wie man sie aus amerikanischen Actionfilmen kennt, müsse man sich die AAD-10-Mitglieder trotzdem nicht vorstellen, sagt Lezzi. «Diejenigen, die ich kennengelernt habe, waren ganz normale Menschen – einfach deutlich besser trainiert.» Das muss man auch sein, um in den Elitetrupp aufgenommen zu werden, der weniger als 100 Mitglieder haben soll. Laut Webseite des Verteidigungsdepartements (VBS) haben die Angehörigen militärische Grade vom Wachtmeister bis Oberstleutnant, sind im Alter von 22 bis 42 Jahren und haben «einen beruflichen Hintergrund, der vom Handwerker bis zum Hochschulabsolventen reicht».
Interessenten müssen sich einem strengen Selektionsverfahren unterziehen. So gilt es etwa eine medizinische Überprüfung am Fliegerärztlichen Institut (FAI), eine psychologische Selektion in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich sowie einen 19-tägigen praktischen Auswahlkurs zu bestehen – bevor die 18-monatige Ausbildung beginnt. Und die Kandidaten müssen fit sein: Mindestens 10 Klimmzüge und 50 Liegestütze ohne Unterbruch sind verlangt sowie ein 8-Kilometer-Lauf mit 15 Kilo Gepäck in unter 58 Minuten. Geheimhaltung gibt es bis zum Schluss: Sogar bei den Trainingstipps für Interessenten sind die Gesichter der «Vorturner» geschwärzt. Für Lezzi ist die Geheimnistuerei nachvollziehbar – angesichts der Einsätze sei das völlig normal. «Genau gleich wird das auch bei Antiterroreinheiten der Polizei gehandhabt, da geht es auch um den Schutz des Individuums.»
Selbstverständlich bewaffnet
Soldaten des AAD 10 sind nun also am Mittwoch in Kabul angekommen. «Ein Einsatz, der «taktisch, vor allem aber auch nachrichtendienstlich sicher sehr schwierig ist», so Lezzi. «Selbstverständlich» seien die Spezialkräfte bewaffnet. «Sonst würde so ein Einsatz ja keinen Sinn haben.»
Dass weniger als zehn Angehörige der Elitetruppe entsendet worden sind, überrascht ihn nicht. «Bei solchen Einsätzen operiert man nicht im Leeren», erklärt Lezzi, die Spezialisten seien zweifellos mit lokalem Personal, aber auch den Truppen anderer Länder vor Ort in Kontakt.