In der bisher umfangreichsten Evakuierungsaktion der Schweiz wurden insgesamt 387 Personen aus Afghanistan in die Schweiz geflogen. Das teilt das Aussendepartement EDA mit. Unter ihnen sind 34 Schweizer, 218 Lokalangestellte der staatlichen Entwicklungshilfe Deza mit ihren Familien, 51 Personen mit ständiger Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz und 82 weitere Personen.
Das Detachement des Verteidigungsdepartements VBS sowie die zwei EDA-Sicherheitsexperten, welche die Aktion auf dem Flughafen in Kabul unterstützt haben, befinden sich seit Mittwoch wieder in der Schweiz. Die Krisenzelle Afghanistan unter der Leitung des Krisenmanagement-Zentrums des EDA wurde am Freitag formell aufgelöst.
Afghanen erhalten Asyl
Von den aus Afghanistan eingereisten Personen fallen bislang 218 unter das Resettlement-Kontingent. Es handelt sich dabei um lokale afghanische Mitarbeitende des Schweizer Kooperationsbüros in Kabul und deren Angehörige.
Sie wurden auf verschiedene Bundesasylzentren verteilt, wo sie medizinisch versorgt werden, ihre Identität geprüft und ihre Personalien aufgenommen werden. Danach erhalten sie Asyl in der Schweiz und werden für die Integration auf die Kantone verteilt.
Noch elf Schweizer in Afghanistan
Das EDA gibt weiter an, dass sich nach seiner Kenntnis elf Schweizer Staatsangehörige und 16 Personen mit Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz noch in Afghanistan aufhalten. Die Schweizer arbeiten teilweise für internationale Organisationen.
Die Botschaft in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad, die für konsularische Angelegenheiten in Afghanistan zuständig ist, steht mit ihnen in Kontakt. Das EDA arbeitet weiterhin intensiv an möglichen Optionen, um auch diesen Personen die Ausreise aus Afghanistan zu ermöglichen.
Schweiz verurteilt Anschlagserie in Kabul
Aussenminister Ignazio Cassis zeigte sich zudem besorgt über die sich verschlechternde Sicherheitslage in Afghanistan. Nach der tödlichen Anschlagsserie in Kabul von gestern hatte er auf Twitter seine tiefe Betroffenheit und Solidärität mit den Familien der Opfer ausgedrückt.
Die Schweiz verurteilt Verletzungen des Völkerrechts und fordert alle beteiligten Akteure nachdrücklich auf, das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte zu respektieren. Insbesondere die Rechte von Minderheiten sowie von Frauen und Mädchen müssten gewährleistet sein.
Besonders besorgniserregend sei die humanitäre Lage in Afghanistan. Daher beabsichtige die Schweiz, ihr Engagement auch im aktuellen Kontext fortzusetzen. Auf diplomatischer Ebene ist die Schweiz bereit, ihre guten Dienste anzubieten, sei es als Gaststaat für eine internationale Konferenz oder als Vermittlerin für Gespräche, falls die Parteien dies wünschen, so das EDA. (sf)