Am Mittwochnachmittag verläuft der Verkehr durch den Gotthard-Strassentunnel für einmal flüssig. Noch wichtiger für die Einheimischen entlang der A2: Auch die Kantonsstrasse ist frei und es stehen keine Durchreisende kreuz und quer in den Dörfern. Trotzdem ist der Stau heute nach der Veröffentlichung des politischen Vorstosses das wichtigste Gesprächsthema. «Wenn sich nichts ändert, ziehen uns die Familien weg. Oder die Urner werden noch zu Asphalt-Klebern», sagt Peter Tresch (62), Gemeindepräsident von Göschenen UR.
12 Jahre lang sass er im Kantonsrat. Bereits da setzte er sich für die Reduktion der Blechlawinen in den Dörfern ein. Doch die krasse Zunahme des Verkehrs verschlimmerte die Lage Jahr für Jahr. «Es darf nicht sein, dass die Einheimischen nach der Arbeit nicht mehr nach Hause fahren können, weil die Urlauber alles blockieren», sagt der oberste Göschener. Eine Ursache seien die dynamischen Navis, die den Verkehr in die Dörfer schicken, sagt er.
Wo sollen Autos auf ihren Slot warten?
Ob ein digitales Reservierungssystem die Lösung für die Probleme ist, zweifelt er aber an. «Es gibt noch viele ungelöste Probleme. Wo sollen die ganzen Touris auf ihren Slot warten, wenn sie zu früh da sind? Was macht man, wenn sich durch einen anderen Stau die Ankunft verzögert?» Er begrüsst den Verstoss trotzdem. «Es zählt vor allem, dass in Bundesbern das Problem wahrgenommen wird. Wir leiden unter der Situation», sagt Tresch.
Seine Frau, Patricia Tresch (60), ist hingegen mit der aktuellen Situation zufrieden. Sie sagt zu Blick: «An diesen Ostern hat das System super funktioniert. Die Autobahnausfahrten waren ohne Ausnahmen gesperrt. Wir konnten uns ungestört auf der Kantonsstrasse bewegen. So soll es sein», sagt sie überzeugt.
Schreckt die Reservation Touristen ab?
Der Göschener Markus Gehrig (64) sieht in der Einführung von Slots eine Chance für den lokalen Tourismus. Er arbeitet als Skilehrer in Andermatt. «Die Touristen könnten hier im Restaurant oder Hotel frühstücken, und dann pünktlich auf den gebuchten Slot auf die Autobahn fahren.» Der Einheimische sieht aber auch Schwierigkeiten: «Wir würden unter Umständen Skitouristen aus dem Tessin verlieren. Eine Reservationspflicht könnte sie abschrecken. Und was ist mit den ganzen Arbeitern aus dem Tessin, die am Ausbau von Andermatt beteiligt sind?», fragt er.
Auch Martin Dubacher (66) freut sich über die Standesinitiative. «Es muss etwas passieren, auch wenn mir klar ist, dass es nie die perfekte Lösung geben wird. Was nicht mehr passieren darf ist, dass Reisebusse und Wohnwagen die Kantonsstrasse verstopfen und nicht einmal Feuerwehr und Postauto fahren können.»
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