Wenn in der Garage Swiss Race Performance in Wetzikon ZH ein Kundenauto startet, machen die Mechaniker zuerst die Fenster zu. Denn es wird laut. Sehr, sehr laut. Als BLICK die Tuning-Bude besucht, führt Chef Elbunit* (31) einen 12-Zylinder-Mercedes S-Klasse AMG vor. Der Lärm aus der Auspuffanlage erinnert an einen Formel-1-Boliden der 80er-Jahre.
Kann so ein Sound legal sein? Wenn man mit einem solchen Lärmboliden ins Strassenverkehrsamt fährt, kann man das Auto wohl gleich stehen lassen. Chef-Tuner Elbunit lacht bei der Frage und sagt: «Es ist unsere Stärke, dass die meisten Autos die Fahrzeugprüfung ohne Probleme überstehen. Wir arbeiten, ohne Spuren zu hinterlassen. Per Knopfdruck ist das Auto wieder leise.»
Lärm, wie ihn die Kunden wünschen
Der Lärm liegt noch in der Luft, die Ohren pfeifen. Elbunit sagt stolz: «Auspuffanlagen sind unsere Spezialität. Wir machen auf Wunsch die lautesten Autos der Schweiz.»
Die Veränderung des Sounds erreichen die Tuner hauptsächlich über die Veränderung der Motorsteuerung. Er verrät BLICK: «Bei modernen Autos kann man von der Einspritzung über die Ventilsteuerung bis zum Ladedruck und den Klappen im Auspuff alles über die Software steuern. Wir bauen das Auto genau nach den Wünschen des Kunden um.»
Dabei sind sich die Jungs bewusst, dass die meisten Umbauten illegal sind – vor allem die baulichen Veränderungen der Auspuffanlage. «Würden wir alle Typengenehmigungen einholen, wäre der Umbau unbezahlbar», sagt Elbunit. Was der Kunde schliesslich mit den Autos mache, liege nicht in seiner Verantwortung. Er sagt offen: «Der Kunde unterzeichnet einen Vertrag, der unsere Haftung ausschliesst. Er weiss genau, was er kriegt.»
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Passende Softwaredaten nach Stunden parat
Die massgeschneiderte Software bestellt er bei einem Ingenieur über das Internet. «Je nach Nachfrage haben wir schon nach wenigen Stunden die Daten. Mit dem Laptop spielen wir dann die Software in die Motorsteuerung ein», so Elbunit weiter.
Der in der Schweiz geborene Albaner ist mit seinem Unternehmen seit fünf Jahren sehr erfolgreich. Zwei Mal ist er mit der Firma schon umgezogen, weil er mehr Platz brauchte. Sogar jetzt, während der Corona-Krise, läuft es gut. Erst letzte Woche hat er einen weiteren Mechaniker eingestellt.
Manche Poser nerven selbst den Laut-Tuner
Obwohl er mit lauten Autos sein Geld verdient, nerven die Poser gelegentlich auch ihn. Etwa wenn sie 20-mal hochtourig um den Block fahren. «Wo die unterwegs sind, möchte ich nicht wohnen», sagt Elbunit. Denn: «Beim Tunen geht es nicht darum, Leute zu nerven.» Er mahnt: «Es gibt genug Orte, wo man laut sein kann, ohne zu stören!»
* Nachname bekannt