Mutmassliches Betrugs-Opfer hat seinen Traum-Töff nie bekommen
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«Ich wurde immer vertröstet»:Mutmassliches Betrugs-Opfer hat seinen Traum-Töff nie bekommen

Töff-Händler Pierpaolo P. soll Kunden 350'000 Franken abgezockt haben
«In meinem Alter hat jeder einen Rucksack zu tragen»

Die Schweizer Töff-Szene ist in Aufruhr: Ein Berner Händler bot heisse Maschinen zu unschlagbaren Preisen an – und soll die Kunden danach gnadenlos abgezockt haben. Schadenssumme: gegen 350'000 Franken!
Publiziert: 28.08.2023 um 00:21 Uhr
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Aktualisiert: 28.08.2023 um 12:37 Uhr
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Töffhändler Pierpaolo P. (55) muss nächstes Jahr vor Gericht. Er soll mehr als ein Duteznd Geschädigte um gegen 350'000 Franken erleichtert haben.
Foto: zVg
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Michael SahliReporter News

Statt im Sattel sitzt der Berner Töffhändler Pierpaolo P.* (55) demnächst auf der Anklagebank. Der Schweizer soll seine Kunden reihenweise abgezockt haben – und das seit fast zehn Jahren. Die Masche: Er imponiert potenziellen Kunden mit dicken Schlitten und exklusiven Uhren. Und macht ihnen unschlagbare Angebote für den Kauf oder den Umbau ihrer Motorräder. Aber kaum haben die Kunden bezahlt, hört die Freundschaft auf. Sie sehen weder ihre Maschinen noch ihr Geld wieder. Die Staatsanwaltschaft klagt darum unter anderem wegen gewerbsmässigen Betrugs.

Danny R.** (44) ist eines der Opfer. «Ich wollte mein Traumbike kaufen und nach meinen Wünschen umbauen lassen», erinnert er sich an jenen verhängnisvollen Tag im Jahr 2014, der ihn 29'000 Franken kosten sollte. R. legt das Geld auf den Tisch. Sein Bike, eine Harley-Davidson FXSTB, sollte er erst sechseinhalb Jahre später nach einer Polizei-Beschlagnahmung bekommen. In einem Zustand, der «nicht ansatzweise» der Vereinbarung entsprach, wie es in der Anklageschrift heisst.

Betreibungsregister zeigt Millionen-Schulden

André B.** (40), ein weiteres mutmassliches Opfer, kam mit einem Verlust von 6000 Franken noch mit einem blauen Auge davon. Er ist Nachbar von Pierpaolo P. «Er ist ein Künstler mit Worten», erinnert er sich. «Nur was P. sagt, stimmt leider fast nie.» Im Jahr 2021 habe ihm der Beschuldigte folgende Geschichte aufgetischt: Er sei Generalimporteur von chinesischen Elektrofahrzeugen, die er gewinnbringend in die Schweiz importieren könne. Der Nachbar könne für 6000 Franken ins Geschäft einsteigen. André B. öffnete sein Portemonnaie. Und war sein Geld los.

Obwohl P. seit 2014 eine ganze Reihe mutmasslicher Opfer hinterlässt, kommt der Fall erst im Sommer 2024 vor Gericht – ganze zehn Jahre nach dem ersten angeklagten Betrug!

Resultat: Auf der Anklageschrift finden sich 14 Geschädigte. Die beklagte Schadenssumme geht gegen 350'000 Franken. Trotzdem macht P. offenbar weiter. Bei Blick haben sich auch mutmassliche Abzock-Opfer gemeldet, deren Fälle in der Anklageschrift noch nicht aufgeführt sind. Ein Betreibungsregisterauszug aus dem Jahr 2022 zeigt über 300 Verlustscheine im Gesamtwert von fast 1,2 Millionen Franken.

Gleichzeitig ist in der Anklage der aufwendige Lebensstil des Mechanikers beschrieben. 2015 soll er einen Dodge Ram 1500 vor der Pfändung versteckt haben. 2018 handelte er sich Probleme mit dem Strassenverkehrsamt ein, weil er die Kontrollschilder seines Lamborghini Gallardo nicht rechtzeitig retournierte. 2020 wurde er mit 81 km/h in einer 50er-Zone erwischt, in einem Audi R8, der auf eine Freundin eingetragen war.

Berner Justiz nimmt sich viel Zeit

Weshalb kommt der Fall erst nach zehn Jahren vor Gericht? Der zuständige Staatsanwalt schreibt, die Untersuchung sei «ausserordentlich umfangreich und besonders komplex» gewesen. Er habe Anfang Juli letzten Jahres Anklage erhoben.

Für die Opfer ist das enttäuschend. André B. sagt: «Ich bin sicher, dass bis dahin schon wieder neue Opfer dazugekommen sind.»

Pierpaolo P. bestreitet beim Treffen mit Blick alle Vorwürfe. Stattdessen lässt er kein gutes Haar an den mutmasslichen Opfern. «Alle diese Leute kennen sich, das ist in der Motorrad-Szene schlimmer als am Stammtisch», sagt er. Bei ihm koste der Bau aufwendiger Maschinen weniger als bei der Konkurrenz, dafür seien die Wartezeiten halt länger. Und: Einige der Nebenkläger seien von Mitbewerbern angestachelt worden. Die in der Anklage erwähnten Luxusautos seien entweder gemietet oder er habe damit lediglich gehandelt.

Und zum ellenlangen Betreibungsregister-Auszug: «In meinem Alter trägt jeder einen Rucksack. Die grössten Beträge sind Steuerschulden.» Das Geschäft mit Töffs habe er mittlerweile aufgegeben. Welche Strafe dem Mech droht, ist noch nicht bekannt.

* Name geändert

** Namen der Redaktion bekannt

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