17 Jahre gingen dem Briten Andrew Malkinson (57) verloren. Er wurde zu Unrecht der Vergewaltigung einer jungen Frau schuldig gesprochen. Besonders perfide: Weil er seine Unschuld stets beteuerte, musste er sogar länger ins Gefängnis. Hätte er, trotz seiner Unschuld, die Tat gestanden, wäre er nur 8,5 Jahre hinter Gitter gekommen.
Ende Juli wurde er schliesslich für unschuldig erklärt, dank eines neuen DNA-Tests. In einer emotionalen Rede sagt er vor dem Gericht: «Am 2. August 2003 wurde ich vom Staat entführt. Es hat fast 20 Jahre gedauert, meine Entführer zu überzeugen, mich gehen zu lassen. Davon verbrachte ich 17 Jahre, 4 Monate und 16 Tage im Gefängnis.» Zwar wurde er 2020 auf Bewährung freigelassen, doch sagt er: «Mit meinem Namen im Sexualstrafregister und unter strenger Aufsicht der Polizei war ich nicht frei.»
Nur eine Million als Entschädigung
Laut britischem Gesetz steht Personen, die mindestens zehn Jahre unschuldig im Gefängnis sassen, eine Maximalentschädigung von einer Million Pfund zu. Malkinson war länger inhaftiert, erhält aber nicht mehr. «Das ist unfair. Die Entschädigung sollte deutlich höher liegen», so Malkinson zu Sky News. Auch könnte es Jahre dauern, bis er das Geld sieht.
In Grossbritannien mussten unschuldig Inhaftierte bislang zudem einen Teil ihrer Entschädigung abgeben, um die Lebenshaltungskosten der Inhaftierung zu decken. Diese Regelung ist jetzt aufgrund des Falls gestrichen worden. Malkinson findet: «Es sagt viel über unser Justizsystem aus, dass diese perverse Regel überhaupt eingeführt wurde.»
«Es ist als sei man in Nordkorea»
Für ihn ist das Geld lediglich ein Trostpreis. «Es könnte nie die Freude ersetzen, die ich verloren habe. Eine Million klingt nach viel, aber es widerspiegelt fast zwei Jahrzehnte eines Lebens in der Hölle, verpasste Gelegenheiten, verlorene Liebe und alles andere, was das Leben wertvoll macht».
Im Gefängnis sei es «lieblos und freudlos», sagt er der «Daily Mail». «Es ist, als sei man im totalitären Nordkorea, wo der Big Brother über einen wacht. Die Wärter sind kreativ darin, einem das Leben zur Hölle zu machen.»
Auch die anderen Gefangenen machten ihm das Leben schwer. Einige haben ihre Mitgefangenen angegriffen. Auch gab es einen Mord. Er erklärt: «Kennen Sie das, wenn Sie im Bus sitzen und ein Verrückter sich neben Sie setzen will und alle versuchen, ihm auszuweichen? So ist es, aber man kann nicht aussteigen.»
Malkinson verlangt Entschuldigung – vergeblich
Besonders enttäuscht ist Malkinson von der Criminal Cases Review Commission (CCRC), dessen Aufgabe ist, Justizirrtümer zu untersuchen. «Sie haben meinen Fall nicht geprüft und mir nicht geglaubt. Dabei war ich die ganze Zeit unschuldig, während der wahre Täter auf freiem Fuss blieb.» Zudem gab es schon zu Beginn Hinweise seiner Unschuld. Malkinson passte nicht zur Beschreibung des Täters. Auch gab es keine forensischen Beweise.
Daher verlangt er nun eine Entschuldigung: «Ich bin arbeitslos und obdachlos, es wurde ein klaffendes, schwarzes Loch in mein Leben gerissen. Ich möchte, dass sich die CCRC-Vorsitzende Helen Pitcher dafür entschuldigt.» (mrs)