Seit Sonntag ist der Gotthard-Strassentunnel gesperrt. Ein 25 Meter langer Riss der Zwischendecke und Betonteile, die auf die Fahrbahn gefallen sind, sorgen für eine Total-Blockade der wichtigen Nord-Süd-Achse. Die entsprechenden Arbeiten laufen auf Hochtouren, laut dem Bundesamt für Strassen Astra soll der Tunnel aber bis Ende Woche gesperrt bleiben.
Nun zeigt sich: Bereits 2010 warnte der Bundesrat vor dem schlechten Zustand der Zwischendecke im Tunnel, wie das «Tagblatt» schreibt. In einem Gutachten wurde der Zustand der Tunnel-Zwischendecke als «teilweise schadhaft» beschrieben und darauf hingewiesen, dass sie ersetzt werden müsse.
An den beiden Tunnelportalen wurde die Situation noch kritischer eingeschätzt, berichtet die Zeitung weiter. Die Zwischendecke weise eine «fortgeschrittene Korrosion» auf, die Tragsicherheit habe «keine Reserven» mehr. Grund sei die Feuchtigkeit, die im Winter in den Tunnel zieht.
Zwischendecke ist entscheidender Bestandteil
Die Zwischendecke ist ein entscheidender Bestandteil des Tunnels. Über der Zwischendecke liegen die Lüftungskanäle des Tunnels.
Auf einer Seite wird alte Luft abgetragen, auf der anderen Seite wird frische Luft in den Tunnel geblasen. Zwischen den Kanälen liegt eine Trennwand. Zudem sind sie mit insgesamt sechs Lüftungszentralen verbunden. Sie befinden sich an Ausweitungen der Tunnelröhre und verfügen über 23 Ventilatoren, die Luft durch mehrere Schächte nach aussen tragen und frische Luft von aussen in den Tunnel hineinblasen.
Dass der Gotthard-Tunnel dringend saniert werden sollte, ist nicht neu. Bereits seit Jahren wird darüber debattiert, dass der Tunnel ab 2029 komplett saniert werden soll. Dann wird die zweite Röhre eröffnet. Allerdings erklärte der Bundesrat gemäss dem «Tagblatt» schon 2013, dass der Tunnel vorher saniert werden müsste. Konkret zwischen 2020 und «spätestens 2025». Ansonsten können «die Funktionstüchtigkeit und somit die Sicherheit im Gotthard-Strassentunnel ab 2025 nicht mehr vollumfänglich gewährleistet werden.»
Astra legte Gegen-Bericht vor
Schnell war klar: Eine komplette Instandsetzung bis 2025 ist unrealistisch. Deshalb schlug der Bundesrat vor, den Tunnel während insgesamt 140 Tagen zu schliessen und weitreichende bauliche Massnahmen zur Überbrückung zu treffen. Doch dazu kam es nie: Im November 2015 legte das Astra einen Bericht vor. Der Zerfall der Zwischendecke lasse sich durch eine neue Schutzschicht verhindern, zitiert das «Tagblatt». So seien keine «umfassenden Sanierungs- oder Ersatzarbeiten bis 2035» notwendig.
Wie das Astra gegenüber der Zeitung sagt, hätten die Erkenntnisse des Berichtes noch immer Gültigkeit. Die Schäden vom Sonntag «nicht auf den baulichen Zustand des Tunnels» zurückzuführen. Viel eher sei eine Spannungsumlagerung im Gebirge wahrscheinlich. (zis)
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