Hinter dem Zaun des Golfplatzes von Ascona TI schieben sich die Spaziergänger aneinander vorbei. Hunderte zieht es an den ersten Sonnentagen an den Lago. Eine Maske tragen die wenigsten. Doch es ist nicht der Ausflugstourismus, den die Behörden alarmiert. Es sind ein paar Golfspieler vor dem Zaun.
Am Donnerstag, gegen 15.30 Uhr, präsentiert sich die Gemeindepolizei am Eingang des Golfklubs. Der Platz müsse auf der Stelle geräumt und geschlossen werden. Das Golfspielen sei in der aktuellen Corona-Lage nicht gestattet. Der Betrieb würde gegen die Covid-19-Verordnung verstossen.
Es drohen Strafverfahren und hohe Geldbussen
«Ich bat die Beamten, dass die älteren Herrschaften doch wenigstens ihre Partie zu Ende spielen dürften», sagt Klub-Präsident Luca Allidi (50) zu BLICK. Doch: «Sie blieben hart!» Wenig später rückte sogar die Kantonspolizei an. Auch in Losone TI gab es eine Razzia. Und damit nicht genug. Dem Asconeser Präsidenten und dem Direktor des Golfs von Losone drohen Strafverfahren und hohe Geldbussen. «Wir wurden wie Verbrecher behandelt», empört sich Luca Allidi.
Ski fahren ist erlaubt, golfen nicht
Völlig absurd, findet der Tessiner die Massnahme. «Ski fahren ist erlaubt, spazieren gehen auch. An Tessiner Skipisten toleriert man sogar, dass auf den Terrassen der Restaurants Essen von den Take-aways verzehrt wird», so der Anwalt. Und: «Bei uns kommen maximal vier Personen auf 200 Meter freie Fläche zusammen.» Zudem sei es grad für Senioren der wohl sicherste Sport in der Pandemie.
«Die Gesetzeslage ist völlig unklar. Man erlaubt den Sport im freien Gelände», zitiert Allidi die Verordnung. Das sei ja beim Golf der Fall. Dass der Platz umzäunt sei, mache ihn ja nicht zum Corona-Hotspot. Nirgends stehe zudem, dass Golfen verboten sei. «Golf gilt noch immer als Sport der Reichen», sagt Luca Allidi, «vielleicht spielt der Neid ja auch eine gewisse Rolle dabei.»