Don Armando C.* (80) hat allen Grund für ein Stossgebet. Drei Monate nach seiner Verhaftung stellt die Staatsanwaltschaft das Straverfahren gegen den ehemaligen Dekan der theologischen Fakultät in Lugano TI ein.
Hinweise, die auf Entführung, Nötigung und einfacher Körperverletzung wegen Unterlassung zum Nachteil einer 48-jährigen ausländischen Staatsbürgerin deuteten, seien nicht bestätigt worden. Das gab die Staatsanwältin in einem Presse-Kommuniqué bekannt.
Wohnung war zugemüllt mit Zalando-Paketen
Am 20. November 2020 war der emeritierte Erzpriester in seiner Wohnung in direkter Nachbarschaft zur Kurie festgenommen worden. Er soll eine Frau versteckt haben. Zwölf ganze Jahre lang ( BLICK berichtete). Die Finnin hatte keine gültigen Aufenthaltspapiere und wurde, so der Anfangsverdacht, vom Erzpriester gegen ihren Willen festgehalten.
Die Beamten betraten an jenem Freitagnachmittag eine zugemüllte Wohnung. Überall stapelten sich die Postpakete, meist von Zalando. Dann entdeckten sie die Frau. Die 48-Jährige war derartig verdreckt und verwahrlost, dass es zu einer Anzeige wegen Körperverletzung durch unterlassener Hilfeleistung kam. Die Finnin wurde in eine Sozialeinrichtung gebracht und der Hausherr, Don Armando C. mit auf die Wache genommen.
Elektriker hatten die Behörden alarmiert
Dass der Missstand im Schatten der Kirche San Lorenzo überhaupt entdeckt wurde, verdankte die Polizei einigen Techniker der Elektrizitätsgesellschaft. Weil niemand auf ihr wiederholtes Klingeln antwortete, drehten sie dem Priester aus Sicherheitsgründen den Strom ab und alarmierten die Behörden.
*Namen geändert