Don Armando C.* (80) versteckte Frau 12 Jahre lang in der Wohnung
Tessiner Priester flog wegen Elektriker auf

Zwölf Jahre lang hielt Don Armando C. (80) eine Finnin ohne gültige Papiere in der Wohnung der Kurie versteckt. Weil der ehemalige Dekan und Generalvikar keine Techniker ins Haus liess, drehte die Elektrizitätsgesellschaft schliesslich den Strom ab.
Publiziert: 23.11.2020 um 16:27 Uhr
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Aktualisiert: 24.02.2021 um 18:28 Uhr
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In diesem Haus gegenüber der Kirche San Lorenzo hielt Don Armando (80) offenbar seit zwölf Jahren eine Frau (48) versteckt.
Foto: Myrte Müller
Myrte Müller

Das Drama passiert im Schatten der Kathedrale San Lorenzo. Im zweistöckigen Haus direkt neben der Luganeser Kirche leben emeritierte Priester. Auch Don Armando C.* (80) zieht vor zwölf Jahren dort ein – mit ihm eine finnische Frau (48). Dies geschieht in aller Heimlichkeit (BLICK berichtete). Während die Frau ohne gültige Papiere in der Wohnung gefangen scheint, geht Don Armando jeden Tag in die Messe und in sein Büro in der Fakultät. Niemand in der Kurie will etwas von den Missständen nebenan gemerkt haben.

Erst in den vergangenen Wochen beginnt der ehemalige Generalvikar und Direktor der theologischen Fakultät in Lugano TI, sich komisch zu benehmen. Die Elektrik muss erneuert werden im Haus. Vergebens klingeln die Techniker der Elektrizitätsgesellschaft an der Tür. Niemand macht ihnen auf. Schliesslich drehen sie der Wohnung aus Sicherheitsgründen den Strom ab und alarmieren die Behörden.

Auch das Büro des Ex-Dekans wird durchsucht

Beamte in Zivil beginnen zu ermitteln. Sie beobachten das Haus, fragen in der Nachbarschaft. Ein ungeheuerlicher Verdacht tut sich auf. Hält der pensionierte Geistliche eine Frau gefangen? Am Freitag schlägt die Polizei zu. Die dringt in die Wohnung ein. Die Räume sind zugemüllt. Es riecht übel. Postpakete, viele von Zalando, stapeln sich bis in den Korridor. Inmitten des Chaos liegt eine Frau, vollkommen verdreckt und in verwahrlostem Zustand. Auch das Büro in der Theologischen Fakultät wird durchsucht, Computer und Papiere des Priesters beschlagnahmt.

Mit erschrockener Miene wird Don Armando abgeführt

Die Beamten verhaften Don Armando, befreien die Finnin und bringen sie in eine geschützte Einrichtung. Er habe zerbrechlich gewirkt und erschrocken dreingeschaut, erinnern sich Nachbarn im Gespräch mit «Il Caffè». Der Geistliche kommt aufs Revier, wird über Stunden verhört. Am Montagabend wird er auf Anordnung des Untersuchungsrichters aus der U-Haft entlassen. Das schreibt die Kantonspolizei Tessin in einer Mitteilung.

Die Ermittlungen sind weiterhin im Gange. Die Vorwürfe wiegen schwer: Freiheitsberaubung, Nötigung, Körperverletzung und pflichtwidrige Unterlassung. An Gewaltanwendung will man im Borghetto nicht glauben. «Don Armando ist zwar rüstig, kann auch noch selber Autofahren, doch er ist sehr zierlich und klein von Statur», sagt der Küster.

* Name geändert

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