Darum gehts
- Tesla-Fahrer distanzieren sich von Elon Musk wegen seiner politischen Haltung
- Teslas Image leidet unter Musks Engagement für Trump, Proteste weltweit
- Tesla-Verkäufe in der Schweiz im Februar um 66,6 Prozent eingebrochen
Die Tesla-Supercharger-Station in Wallisellen ZH liegt etwas versteckt zwischen Glattzentrum und Tankstelle. Gut ein Dutzend Elektrofahrzeuge hängen am Strom. Tanja Bitterli steigt aus einem weissen Tesla Model 3, den sie seit zwei Jahren fährt.
«Eigentlich wollte ich mir noch so einen Sticker kaufen», scherzt die Sozialpädagogin. Sie meint den verbreiteten Aufkleber «I bought this before Elon went crazy» (Den hab ich gekauft, bevor Elon durchdrehte). Ein Statement, mit dem sich Tesla-Fahrer von Elon Musk (53) distanzieren wollen, dem CEO und Mitbesitzer der Marke – vor allem von dessen neuer Rolle als Regierungsberater von Donald Trump (78).
Tanja Bitterli wird wieder ernst. «Früher habe ich Elon Musk bewundert», sagt sie. Für seinen Pioniergeist, für seine Visionen in der Raumfahrt und der Elektromobilität. Spätestens seit Musks politischem Engagement blickt sie jedoch kritischer auf den Tesla-CEO. Und ja, es koste mittlerweile etwas Überwindung, das Auto zu fahren. Manchmal muss sie sich Sprüche anhören. «Ich wurde schon gefragt, ob ich meinen Tesla jetzt verkaufe.»
Trump macht Tesla-Werbung
Seitdem Musk für den US-Präsidenten tätig ist, kämpft der E-Autobauer zunehmend mit Image-Problemen. An vielen Orten der Welt wurden in der vergangenen Woche Fahrzeuge und Ladestationen angezündet. In mehreren Städten der USA kam es zu Protesten vor Niederlassungen des Autohändlers. «Verbrennt einen Tesla: Rettet die Demokratie», war auf Transparenten zu lesen.
Anfang Woche stürzte die Tesla-Aktie zeitweise um 15 Prozent ab. Medienwirksam veranstalteten Trump und Musk daraufhin eine Werbeaktion vor dem Weissen Haus: Mehrere Tesla-Fahrzeuge wurden vorgeführt und der Präsident kündigte an, eins davon kaufen zu wollen. Und auf Musks Plattform X schrieb das Weisse Haus: «Einsteigen, Patrioten – wir haben ein Land zu retten. Elon Musk hilft Präsident Trump, seinen neuen Tesla auszuwählen!»
Nachfrage nach Teslas sinkt
Zurück nach Wallisellen: Erst vor kurzem habe ihn ein Kunde gefragt, was er von Elon Musk halte, sagt Uber-Fahrer Rachid, der dabei ist, seinen Wagen aufzuladen. «Ich antwortete, dass ich seine Autos mag, aber mir über seine Politik nicht allzu viele Gedanken mache.» Seit einigen Monaten ist er zufriedener Besitzer eines Tesla 3. «Es ist einfach ein gutes Auto»: sicher, energieeffizient, zuverlässig.
Immer weniger Schweizer Autofahrer scheinen diese Begeisterung zu teilen. Die Tesla-Verkäufe sind stark rückläufig, wie Zahlen des Branchenverbands Auto Schweiz zeigen. Im Januar 2025 wurden noch 240 Neuwagen zugelassen – ein Rückgang von 26,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Februar brachen die Verkäufe gar um 66,6 Prozent ein.
Eine Auswertung von AutoScout24 zeigt zudem, dass gebrauchte Teslas deutlich länger auf der Gebrauchtwagen-Plattform bleiben als noch vor einem Jahr. Und obwohl Teslas im Vergleich zu anderen E-Autos weniger an Wert verlieren, ist die Nachfrage rückläufig. Nach rekordhohen Suchanfragen im August 2024 erreichten sie im Februar einen Tiefpunkt.
Max und Lieselotte aus Neerach ZH können ihren Tesla gar nicht mehr verkaufen, befürchtet Max. Ihr schwarzer S 60, eines der ersten Modelle auf dem Markt, ist mittlerweile elf Jahre alt, mit 180’000 Kilometern auf dem Tacho: «Und die Batterie hat auch nachgelassen.»
Inzwischen hat Nieselregen eingesetzt. Während der Wagen an der Ladestation steht, machen es sich die Besitzer im Inneren gemütlich: Sie vertieft sich in ein Buch, er beschäftigt sich mit dem iPad. Das Laden auf 80 Prozent dauert etwa eine Stunde – länger als bei neueren Teslas. Dafür laden die beiden gratis. Strom war früher beim Tesla-Kauf inklusive.
Auf den CEO angesprochen, zögert Max keinen Augenblick: «Musk ist ein Depp.» Trotzdem würde er sein Fahrzeug nicht verkaufen, selbst, wenn er könnte: «Teslas bleiben für mich die besten Elektroautos. Andere Stromer kommen daran einfach nicht ran.»
«Ich liebe mein Auto»
Den Wagen aus politischen Gründen verkaufen? «Um Gottes willen, nein. Ich bin begeisterter Tesla-Fahrer», sagt Jad, dessen Auto einige Ladesäulen weiter steht. Seit Donald Trump wieder Präsident ist, hat sich da für ihn kaum etwas verändert. «Aber ich glaube schon, dass die Leute wegen Elon Musk anders über Tesla-Fahrer denken.» Seine Begeisterung für die Marke hat auch familiäre Gründe: Sein Bruder arbeitet im Tesla-Werk bei Berlin, ist dort im Betriebsrat und rundum zufrieden.
Tanja Bitterli ist fertig mit Laden. Sie möchte den Tesla trotz ihrer Abneigung gegen Musk nicht missen – und würde auch wieder einen kaufen. Für sie stimmt alles: das Fahrgefühl, das Design, der Komfort und der Preis. «Ich liebe mein Auto, es fühlt sich an wie ein Flugzeug.» Sagts, und fährt geräuschlos davon.