Kaum war das Spiel zu Ende, trat die Justiz auf den Plan. Französische Staatsanwälte nahmen Ermittlungen bei den French Open auf. Wie die Zeitung «Die Welt» diese Woche enthüllte, haben französische Strafverfolger wegen Verdachts auf Spielmanipulation bei den French Open Ermittlungen aufgenommen. Daten von Wettanbietern legen nahe, dass eine Partie im Frauendoppel manipuliert wurde und hohe Beträge darauf gesetzt worden waren.
Bericht für den Europarat
Fälle wie diesen hat der SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel (55) vor Augen, wenn er illegalen Sportwetten und Spielmanipulationen den Kampf ansagt. «Wenn ich so etwas lese, tut es mir im Herzen weh», sagt der Politiker und Sportmanager.
Für den Europarat hat der St. Galler nun einen Bericht verfasst. Sein Fazit: Längst sind die grossen Verbrechersyndikate ins Schattengeschäft eingestiegen und ergaunern jährlich Hunderte Milliarden Dollar. Bestechung, Drohung, aber auch subtilere Druckversuche seien die Mittel, um Ereignisse zu erzwingen, auf die hohe Summen gesetzt würden, bilanziert Büchel. Vieles spielt sich im Darknet ab, die Ermittlungen sind dementsprechend zäh, die Beweisführung herausfordernd.
«Jeder soll wetten können, das ist kein Problem», betont der Parlamentarier. Nur: «Die kriminellen Machenschaften haben ein bedrohliches Ausmass angenommen. Speziell in Europa haben wir zu lange gezögert, dem einen Riegel zu schieben.»
Covid habe die Lage verschärft, schreibt Büchel in seinem Report. Zwar fielen zahlreiche Veranstaltungen aus, dafür schossen bei verbliebenen Austragungen die Umsätze in die Höhe. «Man wettet aus der Schweiz über Asien auch auf Gelbe Karten in Minsk», so Büchel.
Das Global Lottery Monitoring System (GLMS) in Lausanne führt Buch über auffällige Bewegungen von Wettbeträgen. Allein für das dritte Quartal 2020 verzeichnet das GLMS 452 Verdachtsfälle, verteilt über sechs Kontinente. In den sechs Monaten zuvor waren es 269. Betroffen sind so unterschiedliche Sportarten wie Fussball oder Tischtennis. «Ohne Kooperation, ohne Anlaufstellen gerade für jüngere Sportler und Schiedsrichter bekommen wir die Sache niemals in den Griff», betont der Nationalrat.
Büchel fordert Ratifizierung der Magglinger Konvention
Konkret verlangt Büchel eine baldige Ratifizierung der Magglinger Konvention, die von der Schweiz mitgetragen wird. Die Vereinbarung verpflichtet Staaten zu griffigen Strafnormen, sie regelt insbesondere die Rechtshilfe und den Datenaustausch – Gebiete, auf denen es besonders hapert.
Die Konvention ist in den meisten EU-Staaten unbestritten, einzig Malta legt sich quer und blockiert einen Beschluss in Brüssel. Dementsprechend hart geht Büchel mit dem Inselstaat ins Gericht. «Malta versucht seinen kaum regulierten Wettmarkt zu schützen. Mit jedem Tag, den sie gewinnen, klingeln dort die Kassen», so Büchel.
Wenn aber grosse europäische Staaten Druck aufsetzten, müsste Malta seine Blockadehaltung aufgeben.
Dabei setzt der St. Galler auf den Europarat. Sein Bericht, über den am Montag abgestimmt wird, soll den entscheidenden Anstoss geben. In ein paar Jahren müsse die Vergabe grosser Sportveranstaltungen mit griffigen Massnahmen gegen deren Manipulation verknüpft werden. Daran glaubt Büchel. Er würde sogar darauf wetten.