Auf einen Blick
- Blausee-Besitzer fordern Millionen von BLS wegen Forellensterben im Berner Oberland
- Bundesverwaltungsgericht weist Klage gegen BLS und Bundesamt für Verkehr ab
- Über 144'000 Forellen verendeten, Blausee AG konnte 26 Monate nicht liefern
Die drei Männer erleben glamouröse Tage. Blackrock-Vize Philipp Hildebrand (61) mischt als Präsident der Zürcher Kunstgesellschaft in der Schweizer Kulturpolitik mit. Globetrotter-Patron André Lüthi (64) hat mit seinem Buch «Karma» gerade einen Bestseller gelandet. «Swiss Economic Forum»-Mitgründer Stefan Linder (57) durfte als Chef der Initiative Schweiz kürzlich Patent-Ochsner-Frontmann Büne Huber (62) den Prix Suisse für seine Verdienste überreichen.
Und dann ist da noch der Blausee.
Als Besitzer der Fischzucht im Berner Oberland trägt das Trio in den Gerichtssälen einen nicht enden wollenden Kampf gegen Behörden und missliebige Firmen aus, die sie für das Forellensterben in ihrem Gewässer verantwortlich machen. Im Visier steht auch die BLS. Das im kantonalen Besitz stehende Bahnunternehmen betreibt unter anderem die Lötschbergstrecke und verantwortet den Ausbau des Basistunnels, der das Berner Oberland mit dem Wallis verbindet. Linder und Co. wittern im abgelagerten Material aus dem Tunnelbau eine Ursache für das Umweltdesaster. Doch blieb der grosse Durchbruch in den Rechtsverfahren bislang aus.
Jetzt gehen sie aufs Ganze. Wie Blick-Recherchen zeigen, fordern Stefan Linder und André Lüthi von der BLS AG in einem Schreiben sieben Millionen Franken. Die Summe setzt sich zusammen aus fünf Millionen Franken Entschädigung, einer Million Franken für den geltend gemachten Reputationsverlust sowie eine weitere Million Franken Anwaltskosten. «Wir führen mit der BLS AG und BLS Netz AG Gespräche, das ist korrekt», bestätigt Linder auf Anfrage.
Er und seine Partner hätten bereits 2020 «unmissverständlich» gefordert, dass die im Steinbruch SHB «illegal abgelagerten Abfälle und Giftstoffe» ausgegraben werden müssen und sichergestellt werden muss, dass von der «illegalen Deponie» im Steinbruch «keine Gefahr für Menschen und Tiere ausgeht». Ausserdem habe man bereits damals klargemacht, «dass die Verursacher für die entstandenen Kosten und Schäden aufkommen müssen».
Schliesslich seien in der Fischzucht laut Linder über 144’000 Forellen «qualvoll verendet», weshalb man während 26 Monaten die Kunden nicht hätte beliefern können. Der Steinbruch beim Blausee wird von Vigier betrieben. In der Vergangenheit hat das Umfeld der Firma dieser Darstellung widersprochen – dort war jeweils von «leicht verschmutztem Material» die Rede und explizit nicht von Abfall und Giftstoffen.
Stillschweigen über Inhalt der Gespräche
Eine Sprecherin der BLS betont gegenüber Blick, dass man mit der Blausee AG im Austausch stehe. «Über den Inhalt der Gespräche haben die beteiligten Parteien Stillschweigen vereinbart.» Der Ausbau des Tunnels sei überdies ein Parlamentsauftrag. «Im Rahmen der Planung und Umsetzung stehen wir selbstverständlich für konstruktive Diskussionen und die Erarbeitung von Lösungen zur Verfügung.»
Wie gross Linders und Lüthis Aussichten sind, steht in den Sternen. Juristisch haben sie gerade einen Rückschlag zu verdauen. Kürzlich hat das Bundesverwaltungsgericht ihre Klage gegen die BLS und das Bundesamt für Verkehr abgewiesen und der BLS erlaubt, einen Installationsplatz Mitholz oberhalb des Blausees zu errichten. Die Richter finden, dass das Abfall- und Gewässerschutzrecht – anders als von den Klägern behauptet – nicht verletzt werde. Da der verschmutzte Boden saniert worden sei, bestehe «kein weiterer Handlungsbedarf» mehr, heisst es im Urteil vom 16. Dezember.
Am Donnerstag hat die Blausee AG angekündigt, den Fall ans Bundesgericht weiterzuziehen. Die BLS möchte 2027 mit dem Ausbau des Lötschberg-Basistunnels beginnen. Jetzt droht diesem Vorhaben die Verzögerung.