Streit mit Finanzaufsicht und Preisüberwacher
Comparis-Gründer Richard Eisler droht der Knast

Die Behörden wollen den Online-Vergleichsdienst regulieren. Jetzt sieht Gründer Richard Eisler sein Lebenswerk in Gefahr. Notfalls ziehe er bis vors Bundesverwaltungsgericht.
Publiziert: 16.07.2022 um 18:20 Uhr
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Aktualisiert: 18.07.2022 um 15:15 Uhr
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Im Herbst steigen vermutlich abermals die Krankenkassenprämien. Comparis hilft, die Angebote zu vergleichen.
Foto: Keystone
Peter Aeschlimann

Wer eine Versicherung abschliessen möchte oder ein neues Handyabo benötigt, ruft im Internet die Seite von Comparis auf. Seit mehr als zwei Jahrzehnten gilt der Onlinevergleichsdienst in der Schweiz quasi als Goldstandard für Preistransparenz: Heute registriert das Portal 80 Millionen Besuche. Es gehört damit zu den populärsten Websites im ganzen Land.

Auch in diesem Herbst dürften die Nutzerzahlen wieder in die Höhe schnellen, denn es droht eine massive Erhöhung der Krankenkassenprämien. Ausgerechnet jetzt aber ziehen über Comparis dunkle Wolken auf. Es droht gar ein Konflikt an mehreren Fronten. Mit höchst ungewissem Ausgang.

Streit wegen Entschädigung

Gründer Richard Eisler sagt, es finde ein grundloser Angriff auf sein bewährtes, voll transparentes Geschäftsmodell statt: «Das ist wirklich sehr frustrierend.»

Was ist passiert?

Da wäre zum einen der Streit mit der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma. Der Konflikt schwelt schon seit über einem Jahr. Im Kern geht es um die beliebten Versicherungsvergleiche. Immer wenn Nutzerinnen und Nutzer eine Offerte anfordern, verdient die Plattform Geld. Comparis-Gründer Eisler nennt das eine «Entschädigung für die Weitergabe einer Adresse». Die Finma sieht darin eine Vermittlungsgebühr, wie Makler sie erheben.

Nun verlangt die Behörde, dass sich Comparis als Versicherungsvermittler registriert. Aktuell sei der Vergleichsdienst unerlaubt tätig. Aber Eisler denkt nicht daran. Er wolle für sein Lebenswerk kämpfen und sei bereit, die möglichen negativen Konsequenzen zu tragen, sagt er gegenüber SonntagsBlick. Nach seiner Einschätzung drohen Bussen bis zu einer halben Million Franken, sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.

Allein in die Schlacht

Um seine Kollegen im Fall einer Niederlage vor Justitias Schwert zu bewahren, bat Eisler sie in diesem Sommer, aus dem Verwaltungsrat auszutreten. Der Kapitän zieht also allein in die Schlacht. Notfalls, so sagt er, werde er die Sache ans Bundesverwaltungsgericht weiterziehen.

Die Finma hüllt sich zum Comparis-Fall in Schweigen. «Wie üblich äussern wir uns nicht zu Einzelheiten unserer Aufsichtstätigkeit», sagt Mediensprecher Vinzenz Mathys.

Grundsätzlich dürften Versicherungsvermittler, die weder rechtlich noch wirtschaftlich an ein Versicherungsunternehmen gebunden sind, ihre Tätigkeit erst nach erfolgreicher Registrierung aufnehmen. Die Art und Weise, wie Versicherungsvermittler ihre Dienstleistung gegenüber der Kundschaft erbringen würden, habe keine Relevanz. Mathys weiter: «Massgeblich ist das verfolgte Geschäftsmodell.»

Tiefe Preise dank Vergleich

Richard Eisler wehrt sich gegen diese zusätzliche Regulierung. Er stützt sich dabei auf ein Rechtsgutachten, das zum Schluss gekommen ist, dass Comparis kein Versicherungsvermittler sei. Der Gründer ist überzeugt, dass Konsumentinnen und Konsumenten dank Comparis jedes Jahr mehrere Milliarden Franken sparen: «Wenn die Leute Prämien vergleichen, hält dies die Preise tief, weil die Anbieter zum scharfen Rechnen gezwungen sind.» Würde er jetzt einfach so spuren, bestünde die reelle Gefahr, dass die Finma aktiv in die Darstellung der Vergleiche eingreifen würde. Eisler: «Das gefährdet letztlich die Existenz von Comparis.»

Der Zwist mit der Finma ist aber nur der eine Grund für Eislers Ärger. Der Preise-Überwacher ficht noch einen zweiten Streit aus. Der Gegner in diesem Fall ist Stefan Meierhans, offizieller Preisüberwacher der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Er verdächtigt Comparis, die Preise für Offertenanfragen zu Auto- und Hausratsversicherungen missbräuchlich erhöht zu haben.

Versicherer rufen Preisüberwacher

Am 23. Juni traf eine Verfügung am Firmensitz von Comparis ein. Darin verlangt der Preisüberwacher die Geschäftsberichte sowie die gesamten Informationen zu Umsatz, Kosten und Margen. «Comparis kann entweder die einverlangten Daten und Unterlagen liefern oder aber die Verfügung beim Bundesverwaltungsgericht anfechten», sagt Beat Niederhauser, der Stellvertreter des Preisüberwachers.

Richard Eisler will die geforderten Daten, «soweit sie uns vorliegen», an Meierhans übermitteln. Die «Aufregung über die Preisanpassungen» könne er aber nicht nachvollziehen. Schliesslich passe man zum ersten Mal seit zehn Jahren die Preise an. Der Grund seien gestiegene Kosten. «Der Preisüberwacher soll mir ein Unternehmen in der Finanz- oder Versicherungsbranche zeigen, das in den letzten zehn Jahren die Preise nie angepasst hat.»

Für die Kunden ändere sich ohnehin nichts, sagt Richard Eisler. Auskunftsuchende erhielten die Offerten immer noch gratis.

Die Klagen über Preiserhöhungen stammten von den Versicherern, so der Comparis-Gründer. «Eigentlich habe ich immer gedacht, der Preisüberwacher schütze die Konsumentinnen und Konsumenten vor überhöhten Preisen – und nicht die milliardenschweren Versicherungen vor einem Vergleichsdienst.»

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