Krankenkasse Assura mit brisantem Vorschlag
Gibts jetzt 350 Franken für jeden Prämienzahler?

Dieser Vorschlag hat Sprengstoff. Die Krankenversicherung Assura schlägt vor, die Reserven deutlich zu reduzieren. Das könnte zu einem Geldsegen für die Prämienzahler führen. Neben Assura planen weitere Kassen Geldgeschenke zum Reservenabbau.
Publiziert: 20.05.2021 um 18:59 Uhr
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Aktualisiert: 20.05.2021 um 19:07 Uhr
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Die Reserven der Krankenkassen sind in den letzten Jahren deutlich angewachsen.
Foto: Keystone
Christian Kolbe

Viel Geld hat die Assura im letzten Jahr nicht verdient: Der Gewinn schrumpft auf 6,3 Millionen Franken. Trotzdem will die Krankenkasse wie schon in den letzten Jahren ihren Versicherten rund 30 Millionen Franken an überschüssigen Reserven zurückerstatten. Je nach Kanton können die Versicherten mit 30 bis 150 Franken pro Kopf rechnen, für Kinder gibt es die Hälfte.

Die Assura ist mit der Rückerstattung nicht alleine. Andere Kassen wie Sympany, Concordia, Groupe Mutuel oder Visana haben ebenfalls bereits angekündigt, ihre Versicherten mit einem Bonus aus den Reserven zu beglücken.

Streit um Krankenkassenreserven

Interessant: Alle diese Kassen gehören dem Verband Santésuisse an. Ganz anders die Doktrin beim Konkurrenzverband Curafutura. Dessen Mitglieder Helsana, CSS, Sanitas und KPT haben noch nie Geld aus den Reserven an ihre Mitglieder zurückbezahlt.

Um die Reserven der Kassen ist seit längerem ein Streit entbrannt. Die Gewerkschaften möchten aus dem grossen Topf der Krankenkassenreserven der Bevölkerung 500 Franken pro Kopf spendieren – als Konjunktur- und Konsumspritze sozusagen.

Für einen Abbau der Reserven setzt sich nun auch die Assura ein. Denn die Reserven der Schweizer Krankenversicherer haben in den letzten drei Jahren stark zugenommen. Die durchschnittliche Solvenzquote ist von 150 auf 200 Prozent gestiegen.

Eine Quote von 100 Prozent bedeutet, dass ein Krankenversicherer auch nach Eintritt eines sehr schlechten Jahres noch alle Leistungen der Versicherten bezahlen kann. Insgesamt ist der Reserventopf der Krankenkassen derzeit mit deutlich mehr als 11 Milliarden Franken gefüllt.

350 Franken pro Kopf

«Die Reserven sind momentan zu hoch», so Ruedi Bodenmann (53), CEO der Assura. Und zwar um etwa 3 Milliarden Franken, wie Assura berechnet hat. Würde dieser Betrag gleichmässig an die Bevölkerung ausgeschüttet, ergäbe das rund 350 Franken pro Kopf. Allerdings ist noch völlig offen, ob und wie die Idee umgesetzt werden könnte.

Gegen einen gezielten Abbau der Reserven hat Comparis-Gesundheitsexperte Felix Schneuwly (60) nichts einzuwenden – gegen einen radikalen und erzwungenen Abbau schon: «Das ist ein Witz», meint Schneuwly. «Damit würde der Wettbewerb komplett ausgehebelt. Jeder, der seinen Kunden bislang mehr Sicherheit geboten hat, wäre der Dumme. Konsequenterweise müsste man dann gleich die Einheitskasse fordern.»

Widerstand ist also vorprogrammiert – vor allem auch von Kassen, die sich ein deutlich dickeres Reservepolster als die Assura leisten. Kein Wunder: Diese Kassen müssten mehr als in den Ausschüttungstopf einzahlen als ihre Konkurrenz.


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