Wenn es jemanden gibt, der sowohl Geimpfte als auch Ungeimpfte versteht, dann ist das Joel Meier (48). Der Zürcher ist Chef des Impfzentrums in Uster ZH. Und sieht dort jeden Tag, wer sich gerade impfen lässt und warum. Meier betreibt auch diverse Testzentren, mit einer Kundschaft, die sich eben gerade nicht impfen lassen will. Dass er es mit beiden Gruppen gut kann, liegt wohl am Lebenslauf: Meier ist weder Mediziner noch Politiker – sondern Street-Parade-Organisator und Partyveranstalter.
«Wenn ich Leute frage, warum sie sich nicht impfen lassen wollen, antworten sie oft: Es ist ein Bauchgefühl», sagt er zu Blick im Aussenbereich des Impfzentrums. Dann sage er immer: «Das hatte ich auch, habe ich immer vor Spritzen. Aber es gibt schlicht keine Alternative. Bisher hatte noch niemand eine bessere Idee, wie man mit der Pandemie umgehen könnte.»
Niederschwellige Angebote funktionieren
Das bisher beste Rezept zum Überzeugen von Impf-Muffeln: Je niederschwelliger das Angebot, desto besser. Und das sieht man Meiers Impfzentrum an.
Lounge-Landschaft aus Holz, ein Kiosk, Pflanzen und Lichterketten: Wüsste man nicht, dass es sich hier um ein Impfzentrum handelt, würde man sich eher in einer Freiluft-Bar wähnen. «Auch die Impf-Busse sind erfolgreich. Jeder Halt erhöht die Impfquote in einer Gemeinde um zwei oder drei Prozent, hier gibt es noch viel Potenzial», sagt Meier.
«Leute sollen nüchtern sein»
Man habe sogar überlegt, übers Wochenende einen Impfbus an der Zürcher Langstrasse abzustellen. «Weil die Testzentren dort aus allen Nähten platzen», sagt Meier. Hier stiess die Niederschwelligkeit dann aber doch an Grenzen. «Die Leute sollen nüchtern sein, um die Impf-Entscheidung zu treffen», so die Begründung.