So äusserte sich Oberarzt Kollmann in der SRF-Doku
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«Unvorstellbare Gewalttaten»:So äusserte sich Oberarzt Kollmann in der SRF-Doku

Nach Satanisten-DOK auf SRF
Psychiatrische Klinik Littenheid stellt Oberarzt frei

Satanische Rituale in der Schweiz, bei denen Babys getötet werden? Das klingt nach haarsträubendem Unsinn. Und ist es auch. Trotzdem glauben einige daran. Darunter auch Lehrer, ein Oberarzt und ein Polizist, wie ein SRF-DOK zeigt. Für den Arzt hat dies nun Konsequenzen.
Publiziert: 16.12.2021 um 17:34 Uhr
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Aktualisiert: 17.12.2021 um 14:24 Uhr
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Thomas Werner, Leiter der Abteilung Kinderschutz der Stadtpolizei Zürich, erzählt von Anzeigen, die auf rituelle Misshandlungen von Kindern hindeuten würden.
Foto: SRF

Die Vorstellung macht Angst – und genau das soll sie auch. Angeblich gibt es in der Schweiz geheime Kreise, die brutale Rituale abhalten. Satanisten, die Babys und Kinder abschlachten und danach deren Blut trinken würden.

Belege dafür gibt es keine. Und trotzdem sind einige Schweizer davon überzeugt, dass hierzulande solche blutigen Zeremonien abgehalten werden, wie in einem «DOK» auf SRF zu sehen ist.

Dabei ist dieser Glaube nicht neu. In den USA ist dieses Phänomen unter dem Begriff «Satanic Panic» bekannt, also satanische Panik. Eine klassische Verschwörungstheorie. Irgendwelche mächtigen Menschen, die im Geheimen eben unfassbar Brutales anstellen – natürlich ohne rechtliche Konsequenzen. Denn: Die Behörden stecken selber mit drin.

«Parallelwelt, die sich extrem gut zu schützen weiss»

Die «Satanic Panic» verbreitet sich derweil auch in der Schweiz. Es gibt sogar den Verein CARA (Care About Ritual Abuse, zu deutsch: Sorge um rituellen Missbrauch). Die Einrichtung will Betroffenen, die angeblich solche blutigen Rituale erlebt und überlebt haben, helfen, wie SRF berichtet.

Durch Corona und die damit verbunden Verschwörungstheorien habe die Schauererzählung von satanischen Ritualen in der Schweiz an Fahrt aufgenommen, erklärt Religions- und Sektenexperte Georg Otto Schmid. Und zwar in allen Schichten: Therapeuten, Lehrer, aber auch Polizisten und Mediziner sind darunter.

Zu den Anhängern gehört zum Beispiel Matthias Kollmann, Oberarzt der Traumastation der Klinik Littenheid im Kanton Thurgau. Er ist der festen Überzeugung, dass in der Schweiz rituelle Morde im Namen des Teufels praktiziert werden.

Er spricht im Interview mit dem SRF von einer «Parallelwelt, die sich extrem gut zu schützen weiss». Das habe ihm die Erfahrung mit Patienten gelehrt. Zudem stehe er im Austausch mit vielen anderen Therapeuten weltweit.

Arzt freigestellt

Von SRF darauf angesprochen, distanziert sich die Klinikleitung von den Aussagen ihres Oberarztes. Und erklärt: «Wir nehmen dies sehr ernst und haben umgehend interne Abklärungen eingeleitet.» Später sagte eine Sprecherin zu «20 Minuten», man habe den Arzt während dieser Zeit freigestellt.

Denn dass Kollmann als Therapeut so sehr von der Verschwörungstheorie überzeugt ist, stellt für Patienten ein Problem dar. Durch suggestive Fragen und Aussagen des Therapeuten kann das «False Memory Syndrom» eintreten. Also dass der Patient sich durch diese Einflüsse plötzlich an Sachen erinnert, die gar nicht passiert sind.

Betroffene von sexueller Gewalt etwa glauben dann selber, dass sie zum Beispiel Opfer eines satanischen Rituals wurden und sehen sich dann auf einmal mit Horrorbildern und Scheinerinnerungen konfrontiert. Das könne für die Betroffenen schwerwiegende Folgen haben, wie Psychiater Thomas Knecht erklärt. Sie könnten durch die falschen Erinnerungen ein zweites Mal traumatisiert werden.

Der Soziologe Marko Kovic sagt im DOK-Film, er finde es verwerflich, dass reale Erkrankungen dazu missbraucht würden, um die Verschwörungstheorie glaubhafter wirken zu lassen.

«Kein Grund, warum ich glauben sollte, dass es nicht so ist»

An dieser Stelle soll noch einmal erwähnt werden: Beweise für satanische Rituale in der Schweiz gibt es nicht. Kein einziger Fall ist bekannt, wie Thomas Werner, Leiter der Abteilung Kinderschutz der Stadtpolizei Zürich, gegenüber dem SRF selbst zugibt.

«Ich gehe davon aus, dass es das tatsächlich gibt»
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Zürcher Stadtpolizist:«Ich gehe davon aus, dass es das tatsächlich gibt»

Und doch glaubt er gar selber an die Verschwörungstheorie. «Für mich gibt es leider keinen Grund, warum ich glauben sollte, dass es nicht so ist.» Es gebe Anzeigen, die auf solche Rituale hindeuten und man würde diese auch ernst nehmen und diesen nachgehen, er habe aber niemals einen Beweis erbringen können. Wieso er trotzdem an die Verschwörungstheorie glaubt, kann er nicht plausibel erklären.

Bei der Stadtpolizei Zürich hat man Kenntnis von den Aussagen ihres Mitarbeiters. Konsequenzen würden diese aber keine haben, heisst es in einer Stellungnahme auf Twitter. (jmh)

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