Die internationale Organisation Extinction Rebellion (XR) ist bekannt für ihre spektakulären Formen des Klimaprotests: Ob nackt, mit «blutverschmiertem» Oberkörper, gegen die Mode-Industrie in London oder mit einem Sitzstreik auf den Strassen in der ganzen Welt – die Aktivisten greifen oftmals auf zivilen Ungehorsam zurück.
Vergangenen Samstag wurden die Aktivisten von XR auch in der Schweiz aktiv. Im Rahmen der Aktion «Rebellion for One» blockierten Einzelpersonen in zehn Schweizer Städten zahlreiche Strassen und somit die Durchfahrt für Autofahrer. So auch am Zürcher Bahnhofquai.
Mustangfahrer räumte Aktivisten weg
Dort sass am Samstag ein junger Klimaaktivist mit seinem Schild auf dem stand: «Ich habe Angst vor der Zukunft wegen der Klimakrise». Auf der einspurigen Strasse ermöglichte er den Autos damit praktisch kein Durchkommen mehr. Mustang-Fahrer H. O.* (22) war das Warten zu blöd – er machte kurzen Prozess: Er packt den Aktivisten unter den Armen und zog ihn an den Strassenrand, wie in einem Video zu sehen ist.
Im Netz wird die Reaktion des Autofahrers gefeiert – denn die Menschen scheinen die Protestaktion der Klimaaktivisten nicht zu verstehen. Ein Instagram-User schreibt: «Den Weg blockieren, damit die Leute länger mit angeschaltetem Motor warten ... Das ist wirklich die dümmste Art, aufs Klima aufmerksam zu machen. Es stört die Leute und jeder denkt sich nur ‹Hau ab von der Strasse›.» Eine Frau schreibt: «Ich verstehe nicht ganz, was er erreichen will. Sollen sie da parken und weiterlaufen?»
Doch auch das Verhalten des Mustang-Fahrers wird kritisiert. Ein Mann schreibt: «Ich find beide Aktionen scheisse. Wir sollten aber trotzdem langsam mal das Klima-Problem realisieren ...»
Bundesrat betreibt «Pflästerlipolitik»
XR-Aktivist Reto Wigger (37) aus Zürich erklärt die Aktion gegenüber Blick: «Wir wollen die Alltagsroutine unterbrechen, um genügend Aufmerksamkeit zu bekommen. Wir rechnen genau mit sowas wie dem Mustang-Fahrer.» Die Aktion sei ja so aufgegleist gewesen, dass immer eine Person die Blockade macht und andere als ‹Peacekeeper› den Frieden wahren. «Wir sind bei so einer Aktion eigentlich schon darauf vorbereitet, die Leute abholen zu können. Wenn jemand aber in Rage ist, ist es manchmal schwer möglich, denjenigen zur Contenance zu bringen.»
Die Feuerwehr würde bei einem Brand auch die Strassen absperren, sagt Wigger. «Wir machen das, weil die Erde brennt», so der Student weiter. Den Aktivisten reichen die Massnahmen der Regierung nicht aus – deswegen würden sie auf zivilen Ungehorsam setzen, damit sich «endlich was bewegt». Zwar sei das CO2-Gesetz ein Schritt in die richtige Richtung, aber dennoch nichts mehr als «Pflästerlipolitik» des Bundesrates. (aua/kib)
* Name bekannt.