«Letzte Generation» klebt sich auf das Rollfeld
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Sogar am Flughafen:«Letzte Generation» klebt sich auf das Rollfeld

Sie blockierten Landebahn des Berliner Flughafens
Flieger aus Zürich muss wegen Klima-Aktivisten in Dresden landen

Statt in Berlin mussten am Donnerstag mehrere Flugzeuge in Dresden landen. Der Grund: Klima-Aktivisten der «Letzten Generation» hatten den Flughafen in der deutschen Hauptstadt blockiert. Auch Flüge aus der Schweiz waren betroffen.
Publiziert: 24.11.2022 um 17:55 Uhr
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Aktualisiert: 24.11.2022 um 22:17 Uhr
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Chaos am Berliner Flughafen: Da sich Klima-Aktivisten auf die Landebahn klebten, mussten mehrere Flieger in Dresden statt in Berlin landen. Mittendrin: Co-Nachrichtenchefin der Blick-Gruppe, Jessica von Duehren, und ihre Kinder.
Foto: Jessica von Duehren

Einmal mehr haben Klima-Aktivisten zugeschlagen: Statt auf einer Autobahn oder einer Strasse liessen sie sich nun eine Nummer grösser einfallen. Am Flughafen Berlin Brandenburg klebten sich am Donnerstagnachmittag Klima-Aktivisten der Gruppe «Letzte Generation» auf der Landebahn fest.

Das hatte Folgen: Der Flugverkehr wurde gestört, mehrere Flugzeuge mussten auf andere Flughäfen ausweichen. Der Flugbetrieb am Hauptstadtflughafen BER war für fast zwei Stunden lahmgelegt. Nach Angaben der Bundespolizei hatten sich zwei Gruppen am Donnerstagnachmittag Zugang zum Flughafengelände verschafft. Die Gruppe selbst teilt mit, dass einige Aktivisten mit Fahrrädern über das Gelände gefahren seien. Der Berliner Flughafen stoppte den Betrieb auf Start- und Landebahnen.

Blick-Co-Nachrichtenchefin mittendrin

Betroffen war auch Co-Nachrichtenchefin der Blick-Gruppe, Jessica von Duehren-Cattani (31). «Eigentlich hätten wir um 17.30 Uhr in Berlin landen sollen. Jetzt ist aber alles anders gekommen», berichtete sie. Da die Maschine nicht die ganze Zeit in der Luft habe kreisen können, sei sie stattdessen in Dresden gelandet. «Jetzt sind wir hier gestrandet.»

Von Duehren war mit ihren beiden Söhnen Anton und Mattia (beide 4) auf dem Weg nach Berlin, um ihre Familie zu besuchen. Doch nicht nur ihre Easyjet-Maschine, auch eine Maschine der Swiss habe bereits auf Dresden ausweichen müssen. «Mein Mann befindet sich aktuell in dem Swiss-Flieger. Auch dieser ist nun in Dresden, statt in Berlin gelandet», so von Duehren am frühen Abend.

Gegen 18.15 Uhr gab es Entwarnung

Die Swiss bestätigt den Vorfall gegenüber Blick. «Von Swiss sind drei Flüge betroffen», sagt Swiss-Sprecher Michael Pelzer zu Blick. Ein Flugzeug musste demnach auf den Flughafen Dresden ausweichen. Die zwei weiteren mussten in Zürich auf grünes Licht warten.

Gegen 18.15 Uhr kam dann Entwarnung. Nach Angaben eines BER-Sprechers wurden beide Pisten wieder freigegeben. Fünf Starts mussten durch die Aktion gestrichen werden. Zudem mussten 15 geplante Landungen auf andere Flughäfen umgeleitet werden. Die Verspätungen im Flugbetrieb ziehen sich voraussichtlich über den Abend hin.

Anzeigen wegen gefährlichen Eingriffs in den Flugverkehr

Nach der Aktion nahm die Polizei mehrere Menschen in Gewahrsam. Gegen die Klimaaktivisten werde Anzeige wegen gefährlichen Eingriffs in den Flugverkehr, Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung erstattet, teilt das Polizeipräsidium Brandenburg mit. Nähere Details, etwa zur Zahl der beteiligten Personen, gibt es vorerst nicht.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing kritisierte das Vorgehen der Aktivisten scharf. Das Demonstrationsrecht sei zwar ein Grundrecht, doch die Aktionen der Gruppe würden «immer skrupelloser», teilt der FDP-Politiker über eine Sprecherin mit. «Die Gesellschaft kann ein solches Verhalten nicht hinnehmen.» Der Rechtsstaat müsse dagegen «entschieden vorgehen».

Live-Streaming bei Twitter

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) spricht von einer «erneuten Eskalation». «Diese Aktionen zerstören wichtige gesellschaftliche Akzeptanz für den Kampf gegen den Klimawandel.» Für den Flughafenverband ADV teilt eine Sprecherin mit, es fehle jedes Verständnis für die Protestaktionen. «Es ist nicht hinnehmbar, wenn die Sicherheit des Luftverkehrs gefährdet wird.»

Die Aktivisten streamten die Aktion live bei Twitter. Dort war zu sehen, wie sie kurz nach 16 Uhr einen Zaun durchtrennten und auf das Flughafengelände gingen. Anschliessend hielten sie Banner in die Kamera und erklärten ihre Motive. Es war auch zu sehen, wie sich Aktivisten am Boden festklebten. Andere fuhren mit dem Velo auf dem Flughafengelände umher. Etwa zehn Minuten nach Beginn der Aktion war im Livestream Blaulicht zu erkennen. Wenig später waren Polizisten zu hören.

86 Prozent halten Aktionen für kontraproduktiv

Nach Angaben des Flughafensprechers waren die Aktivisten sowohl von der Nord- als auch von der Südseite her in das BER-Gelände eingedrungen – entsprechend musste der Betrieb sowohl auf den Start- als auch auf den Landebahnen gestoppt werden.

Die Aktivisten der «Letzten Generation» hatten in den vergangenen Wochen immer wieder den Strassenverkehr blockiert, sich an Gemälden in Museen festgeklebt und in dieser Woche in der Hamburger Elbphilharmonie an einem Dirigentenpult. Ihr Ziel ist es, öffentliche Aufmerksamkeit auf die Folgen des Klimawandels zu lenken und Politiker zum Handeln aufzufordern. Sie ernten für diese Aktionen viel Kritik. In einer Umfrage halten 86 Prozent der Befragten die Proteste für kontraproduktiv. (dzc/noo/SDA)

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