Montagmorgen, Lugano TI. Dunkle Wolken hängen über dem Kongresszentrum. Immer wieder blitzt und donnert es. Ist das schon ein Omen für das, was hier die nächsten zwei Tage über die Bühne gehen soll? Gewitter statt Wiederaufbau-Plan für die Ukraine?
Die Sorgen sind – zum Glück – unberechtigt. Als wärs im Protokoll gestanden, hört der Regenguss pünktlich zur Landung von Ursula von der Leyen (63) auf. Die EU-Chefin kommt mit dem Heli, wird von Protokollchefin Beatrice Schaer (50) in Empfang genommen und in der Villa Ciani von Bundespräsident Ignazio Cassis (61) begrüsst.
«Es ist in unserem Interesse, der Ukraine zu helfen. Aber es ist auch unsere moralische Verpflichtung», sagt die Politikerin bei ihrer Eröffnungsrede an der Ukraine Recovery Conference. Sie lobt die Ukraine für ihren Reformprozess seit 2014. Und sagt: «Wir wollen, dass die Ukraine Mitglied der Europäischen Union wird.»
Dafür müssten Reformen und Investitionen Hand in Hand gehen. Die EU-Kommissionspräsidentin stellt dafür eine Plattform für Investitionen in der Ukraine vor – und eine eigene Wiederaufbau-Konferenz im Herbst, die die Kommission gemeinsam mit Deutschland organisieren will. Nur ein ausgereifter Plan schaffe bei Investoren Vertrauen.
Ukraine will für Wiederaufbau 750 Milliarden Dollar
Geht es nach der Regierung von Wolodimir Selenski (44), gibt es diesen Plan schon. Sein Ministerpräsident Denis Schmihal (46) forderte 750 Milliarden US-Dollar für den Wiederaufbau, sobald der Krieg beendet ist. Das Kernstück des Plans: Patenschaften für den Wiederaufbau einzelner Gebiete. Die Schweiz etwa könnte danach für die Hafenstadt Odessa verantwortlich sein.
Der Wiederaufbau sei «eine gemeinsame Aufgabe der gesamten demokratischen Welt», sagte der per Video zugeschaltete Selenski. Denn Russland führe einen Krieg gegen den Westen, gegen europäische und demokratische Ideale. «Das ist nicht nur unser Krieg, es ist eine russische Invasion gegen alles, was uns lieb und teuer ist.» Bundespräsident Ignazio Cassis lädt er nach Kiew ein, um sich selbst ein Bild von der Situation zu machen.
Cassis: «Briten haben Angst, dass sie es nicht so gut organisieren wie wir»
Doch Cassis lehnt ab. Er gehe nicht nach Kiew, «um gesehen zu werden», sagt er bei einer Pressekonferenz am Nachmittag. Er hat erst mal ein anderes Ziel: die «Lugano-Deklaration». Darin sollen klare Prinzipien für den künftigen Wiederaufbau stehen.
Der Bundespräsident gibt sich zuversichtlich. Noch werde unter den 60 Delegationen über «Kleinigkeiten» der geplanten Abschlusserklärung diskutiert. Dafür kann er einen anderen ersten Erfolg vermelden: Grossbritannien hat zugesagt, die zweite Ukraine Recovery Conference durchzuführen. «Aber sie haben Angst, dass sie es nicht so gut organisieren wie wir», sagt der Bundespräsident stolz.
Es ist tatsächlich die sichtbarste Leistung dieses ersten Konferenztags: der offensichtlich reibungslose Ablauf – und das bei mehr als tausend Teilnehmenden, darunter mehrere Staats- und Regierungschefs. Nicht mal die kurzfristigen Absagen wichtiger Gäste (der ukrainische Aussenminister hat eine Sportverletzung, sein türkischer Amtskollege Corona) trüben Cassis' gute Laune. Und das Wetter wird es am zweiten Tag wohl auch nicht tun: Am Dienstag sollen es bis zu 33 Grad werden – und eitel Sonnenschein.
Für euch dabei: Von der Ankunft der ukrainischen Delegation bis zur Unterzeichnung der Lugano-Deklaration. Vom Ukraine-Gipfel in Lugano berichten für Blick die Live-Reporter Rebecca Spring und Pascal Scheiber sowie Auslandsredaktorin Fabienne Kinzelmann und Tessin-Korrespondentin Myrte Müller.
Für euch dabei: Von der Ankunft der ukrainischen Delegation bis zur Unterzeichnung der Lugano-Deklaration. Vom Ukraine-Gipfel in Lugano berichten für Blick die Live-Reporter Rebecca Spring und Pascal Scheiber sowie Auslandsredaktorin Fabienne Kinzelmann und Tessin-Korrespondentin Myrte Müller.