Der Streit um die Skisaison eskaliert. Österreich wehrt sich gegen ein Vorpreschen Deutschlands, Frankreichs und Italiens, Skigebiete bis 10. Januar zu schliessen. Südtirol und die Slowakei warten ab. Die «Schweiz ist der grosse Profiteur», schreibt der österreichische «Kurier». Die Zeitung spricht von einem «Liftkrieg». Dass man EU-weit um die Sperrung der Skianlagen und damit um die Weihnachtssaison streite, kümmere die Schweiz vorerst kaum. Dabei sind die Ski- und Weihnachtssaisons auch in der Schweiz keinesfalls gerettet. Den Skiorten droht eine massive Einschränkung des Betriebs.
Die Tourismuskantone werden derzeit von Bundesrat Alain Berset (48) stark unter Druck gesetzt, damit sie neue Schutzmassnahmen ergreifen. Das berichtet die «Sonntagszeitung». Demnach sollen die Kapazitäten der Skigebiete in einer Weise eingeschränkt werden, um grosse Menschenansammlungen zu vermeiden. Das bedeutet, dass die Kapazitäten während der Festtagsauslastung auf weniger als die Hälfte reduziert würden. Dagegen wollen sich die Bergbahnen wehren.
Die Kapazitäten, so heisst es, sollen auf 40 Prozent reduziert werden – ein bundesrätliches Vorhaben, das die SVP über das Parlament noch stoppen will. Denn Gesundheitsminister Berset habe die Volkswirtschaftsdirektoren der Kantone Graubünden, Uri und Wallis sowie die Seilbahnen Schweiz bereits über ein Massnahmenpaket namens «Festtagspaket» informiert. Die bestehenden Schutzmassnahmen in den Skiorten müssten verschärft werden. Und zwar drastisch. Ringen sich die Angesprochenen zu keiner einvernehmlichen Lösung durch, drohe der Bundesrat Massnahmen in Eigenregie zu ergreifen.
Obergrenzen für Skigebiete? Das sieht Berno Stoffel (50), Direktor von Seilbahnen Schweiz, kritisch. «Obergrenzen für Skifahrer auf den Pisten sind theoretisch denkbar. Die grosse Frage ist, wie man definiert, wann das Skigebiet voll ist. Das ist von Gebiet zu Gebiet verschieden», sagt Stoffel im Interview zu BLICK. Da dieses Jahr die ausländischen Touristen fehlen, würden die Skigebiete schon deshalb nicht voll ausgelastet sein, so der oberste Seilbähnler der Schweiz. «Obergrenzen machen Stand heute keinen Sinn.»
Kniefall des Bundesrats vor Merkel, Macron und Conte?
Zwischen Weihnachten und Neujahr sollen nur zwei Drittel der Durchschnittsbesucher der letzten fünf Jahre in ein Skigebiet erlaubt werden, schreibt die «Sonntagszeitung». Darin sind auch zwei fast schneelose Saisons enthalten. Herrscht dann noch schlechtes Wetter, sei mit «gerade mal 40 Prozent des Maximalwerts» zu rechnen, wird Marcus Gschwend von den Bergbahnen Graubünden zitiert.
Auch von einer erhöhten Ansteckungsgefahr beim Skifahren wollen die Betreiber nichts wissen. Bei wohl keiner Freizeitbetätigung wird über mehr Raum und frische Luft verfügt als beim Skifahren. Da werde «einfach dem Druck aus dem Ausland nachgegeben», vermutet Mario Davatz von den Bergbahnen in Grüsch-Danus: «In Ischgl fanden die Ansteckungen beim Après-Ski statt. Und das gibt es dieses Jahr sowieso nicht.»
In bürgerlichen Kreisen ist von einem Kniefall des Bundesrats vor Merkel, Macron und Conte die Rede. SVP-Nationalrat Thomas Matter (54) will darum noch am Montag im Nationalrat einen Ordnungsantrag einreichen. Der Bundesrat soll dringlich dazu aufgefordert werden, dem Druck der Nachbarländer zu widerstehen. Bern dürfe keine weiteren Covid-Verschärfungen für den Schweizer Wintersport während der Festtage erlassen. (kes/uro)
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