Wir fahren Ski!
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BlickPunkt über Wintersport:Wir fahren Ski!

BLICKpunkt über Corona und den Wintersport
Wir fahren Ski!

Deutschland fordert, dass alle Skigebiete Europas geschlossen bleiben. Doch die Schweiz sollte hart bleiben: Wir müssen nicht nur Risikogruppen vor dem Virus schützen, sondern auch uns alle vor Vereinsamung.
Publiziert: 27.11.2020 um 18:01 Uhr
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Aktualisiert: 18.12.2020 um 20:09 Uhr
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe.
Foto: Shane Wilkinson
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

Angela Merkel (66) verlangt, dass sämtliche Wintersportgebiete der EU bis 10. Januar geschlossen bleiben. Jetzt gibt es auch Druck auf die widerspenstige Schweiz.

Unser Land ist kein Mitglied der EU – wir brauchen da nicht mitzumachen. In dieser Situation sollte die Eidgenossenschaft vielmehr das einzig Richtige tun: dem Druck standhalten!

Denn erstens hat sich die Schweizer Linie ebenso eingespielt wie bewährt: Während landesweit moderate Einschränkungen gelten, dürfen die Kantone je nach Ernst der Lage zusätzliche Massnahmen treffen. Weshalb soll plötzlich beim Skifahren eine einheitliche Regelung für den gesamten Kontinent gelten?

Zweitens haben die Schweizerinnen und Schweizer – bis auf wenige Ausnahmen – bewiesen, dass sie auch strenge Regeln äusserst rasch akzeptieren und umsetzen, sobald die Fallzahlen explodieren. Da braucht es keine Einschränkungen auf Vorrat. Schon gar nicht auf Befehl aus Brüssel.

Drittens sollen die Menschen raus an die frische Luft! Ski fahren, snowboarden, langlaufen, Schneeschuhtouren machen oder ausgedehnte Winterspaziergänge – es wäre falsch, ausgerechnet das zu verbieten, was Geist und Körper in dieser Jahreszeit am besten stärkt.

Natürlich sieht eine Skisaison zu Zeiten von Corona komplett anders aus als gewohnt – weniger unbeschwert, weniger turbulent, weniger lustig: Abstand, Maske, Händewaschen, keine ausgelassenen Apéros, alles schliesst um 23 Uhr. Es gilt auch jetzt ganz einfach das, was wir im Alltag längst verinnerlicht haben.

Deshalb ist die Angst vor Superspreader-Exzessen wie in Ischgl (A) unbegründet: Im März wusste kaum jemand, wie der Pandemie zu begegnen ist. Heute weiss es der Hinterste und Letzte.

Politiker, die der Pandemie einzig mit Verboten und noch mehr Verboten begegnen wollen, mit Lockdowns und immer strengeren Lockdowns, sind auf dem Holzweg. Für sie ist das der einfachste und ungefährlichste Weg: Sie können dann sagen, sie hätten alles getan ...

Umsichtige Politiker suchen stattdessen nach Lösungen, mit denen das Leben so weit wie möglich weitergehen kann. Sie wollen nicht nur Risikogruppen schützen, sondern auch, dass unser Land am Leben bleibt.

Deshalb soll Ski fahren gehen, wer Ski fahren will. Und wer es zu riskant findet, soll es bleiben lassen. Da braucht es keinen Staat und keine Europäische Union: Wir alle sind mündig genug, diesen Entscheid selbst zu treffen.

Deutschland kann den Schweizern das Skifahren nicht verbieten. Es kann nur seinen eigenen Bürgern schwer machen, zum Skifahren in die Schweiz zu reisen. Das ist zwar hart für die Berghotels. Für uns aber hat es dann umso mehr Platz auf den Pisten.

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