Die Schweizer Bergdestinationen reagieren konsterniert auf Angela Merkels (66) Forderung nach einem europaweiten Skiverbot bis im Januar. Die Idee der deutschen Kanzlerin sei nicht durchdacht, denn Seilbahnen seien nicht das Problem, sagt Pascal Jenny (46), Kurdirektor von Arosa dem BLICK.
«In den Alpen hat man Platz, und die Tourismusanbieter sorgen dafür, dass es keine Ansammlungen von Menschen gibt», erklärt er. Arosa habe mit gut funktionierenden Schutzkonzepten den besten Sommer aller Zeiten erlebt – praktisch ohne Ansteckungen.
Für die anstehende Saison rechne er wie im Sommer mit vielen Gästen aus der Schweiz und deutlich weniger Buchungen aus dem umliegenden Ausland. Nichtsdestotrotz dürften die Wohnungsbesitzer aus Deutschland und Holland nach Arosa kommen.
Eine sichere Pistensaison sei möglich
Skifahren sei in Bezug auf die Covid-19-Situation sicher, betont auch Mathias Imoberdorf, Sprecher von Bergbahnen Zermatt. Weiter: «Eine Schliessung der Skigebiete ist nicht nötig, damit würde mehr Schaden angerichtet, als es helfen würde.» Für den Tourismuskanton Wallis hätte ein Skitourismus-Verbot schwerwiegende Folgen.
Aber es werde sich zeigen, ob die EU eine Schliessung der Skigebiete bei ihren Mitgliedsländern durchsetzen könne, fügt Imoberdorf hinzu. Er bezweifle, dass die Schweiz dazu gezwungen werden könnte. Die Bergbahnunternehmen machten sich auf jeden Fall stark dafür, den Betrieb aufrechtzuerhalten und sorgten für die Sicherheit auf den Transportanlagen, Pisten und in Verpflegungsrestaurants. «Wir sind überzeugt, dass eine sichere Wintersaison in Zermatt stattfinden kann», führt er aus.
Für die Jungfraubahnen ihrerseits ist wichtig, dass die Wintersaison stattfinden kann, begleitet von den entsprechenden Schutzkonzepten, wie Kathrin Naegeli, Sprecherin der Jungfraubahnen erklärt. Und: «Wir werden keine Gäste davon abhalten, in der Schweiz und der Jungfrau-Skiregion Ferien zu machen.»
Ausschliessen von Ausländern tabu
Auch in St. Moritz GR stösst ein Skiverbot zur Bekämpfung des Coronavirus auf Unverständnis. «Beim Schneesport kann es aus unserer Sicht unmöglich zu einem Superspreader-Event kommen, weil Personen verschiedener Haushalte nie eine längere Zeit eng beieinander sind», betont Markus Meili (55), Geschäftsführer der Bergbahnen Engadin St. Moritz Mountains.
Selbst in den geschlossenen Kabinen der Transportanlagen sei die Aufenthaltszeit bedeutend kleiner als die 15 Minuten, die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) bei einer Überschreitung als kritisch beurteilt werden. Zudem sei ein Mund-Nase-Schutz vorgeschrieben.
St. Moritz ist überdurchschnittlich abhängig von internationalen Gäste. Laut Meili dürften diese das Engadin diese Saison – wenn überhaupt – nur zurückhaltend besuchen. Wäre es technisch und rechtlich überhaupt möglich, die Ausland-Skigäste vom Lösen eines Bergbahntickets abzuhalten? «Über eine solch diskriminierende Überlegung diskutieren wir nicht», antwortet Meili.