Die grösste Impfaktion in der Geschichte der Schweiz hat Fahrt aufgenommen. Am Dienstag ist die erste Tranche mit 107'000 Impfdosen von Pfizer/Biontech eingetroffen. Am Mittwochmorgen wurde als erste Person auf dem europäischen Festland eine 90-jährige Seniorin in einem Luzerner Altersheim geimpft. Ab Januar erwartet der Bund monatlich weitere Lieferungen von jeweils 250'000 Impfdosen. Ebenfalls kurz vor der Zulassung steht das Präparat des US-Herstellers Moderna.
Das Tempo der Impfaktion ist atemberaubend. Das wirft Sicherheitsfragen auf. Wie bei allen Arzneimitteln, die neu auf dem Markt sind, überwacht die Schweizer Zulassungsbehörde Swissmedic die Wirkung des Impfstoffs im weiteren Verlauf. «Bei jedem neuen Arzneimittel können bei der Anwendung in grossen Bevölkerungsgruppen sehr seltene unerwünschte Wirkungen auftreten, die aus den klinischen Studien noch nicht bekannt sind», sagt Karoline Mathys, zuständig für die Marktüberwachung bei Swissmedic.
Gerade weil die Corona-Impfstoffe im Eiltempo entwickelt worden sind, ist Swissmedic gezwungen, genau hinzuschauen. «Deshalb», sagt Mathys, «müssen die klinischen Studien weitergeführt und auch auf Personengruppen ausgeweitet werden, zu denen bisher wenige Daten vorliegen.» Geknüpft an die Zulassung verlangt Swissmedic deshalb von den Herstellern, weiterhin kontinuierlich Informationen über die Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität ihres Impfstoffs zu erheben.
Leichte Nebenwirkungen bekannt
Bislang bekannt sind vor allem leichte Nebenwirkungen. Dazu gehören Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle. Weitere Symptome sind Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Durchfall oder Muskel- und Gliederschmerzen. Nach der Verabreichung der zweiten Dosis kann zudem Fieber auftreten.
Um die Übersicht zu behalten, betreibt die Zulassungsbehörde eine Datenbank, wo Ärzte, Spitäler und Impfzentren unerwünschte Wirkungen melden können. Zudem arbeitet Swissmedic eng mit internationalen Behörden zusammen. «Damit ist sichergestellt, dass man auch Nebenwirkungen, die sehr selten auftreten und nur in sehr grossen Populationen erkannt werden, zeitnah registrieren kann», sagt Mathys. Zeigen weitere Studien, dass das Risiko den Nutzen übersteigt, kann ein Präparat wieder aus dem Verkehr gezogen werden.
Für Verunsicherung sorgten Meldungen aus Grossbritannien und den USA, wonach bei Allergikern starke Reaktionen auf den Impfstoff zu beobachten waren. «Die allergischen Reaktionen hat höchstwahrscheinlich das sogenannte Polyethylenglycol ausgelöst. Das ist ein Stabilisator im neuen Präparat, der in anderen Impfstofftypen nicht vorhanden ist», sagt Peter Schmid-Grendelmeier, Leiter der Allergiestation am Zürcher Unispital.
Grosse Vorsicht bei Allergien
Bei den Personen zeigten sich nach der Impfung schwere allergische Reaktionen, eine sogenannte Anaphylaxie etwa mit Atemnot, Magen-Darm- oder gar Herz-Kreislauf-Problemen. Laut Schmid-Grendelmeier ist nicht davon auszugehen, dass der Impfstoff grundsätzlich allergische Reaktionen auslöst. Die bisher veröffentlichten Zahlen untermauern seine Aussage: Im Rahmen von Zulassungsstudien mit mehreren Zehntausend Probanden führte der Impfstoff laut US-Arzneimittelbehörde in nur 0,6 Prozent der Fälle zu allergischen Reaktionen.
Schmid-Grendelmeier empfiehlt: «Personen mit einer bekannten Allergie auf einen Bestandteil eines injizierten Medikaments oder eines Impfstoffs sollten diese nicht verwenden – oder nur in Rücksprache mit medizinischem Fachpersonal.»
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