Mamas gegen Masken
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Widerstand gegen Schulbehörden:Mamas gegen Maske

Quer durchs Land gehen Mütter gegen Schulbehörden vor – Experten stützen ihre Bedenken
Mamas gegen Masken

Die Maskenpflicht für Schulkinder unter zwölf Jahren sorgt bei vielen Eltern für heftige Diskussionen. Nun formiert sich an diversen Orten der Widerstand. An vorderster Front: Mütter von betroffenen Kindern.
Publiziert: 19.02.2021 um 01:28 Uhr
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Aktualisiert: 16.03.2021 um 17:11 Uhr
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Christine Hug wehrt sich gegen die Maskenpflicht an den Schulen.
Foto: Philippe Rossier
Sven Ziegler

Die Maskenpflicht an den Primarschulen sorgt an vielen Wohnzimmertischen für rote Köpfe. Immer mehr Eltern gehen auf die Barrikaden, reichen Petitionen ein oder gehen rechtlich gegen die Verordnung vor. Besonders Mütter sind aktiv. Ihr Vorwurf an die Behörden: Masken für Kinder unter zwölf Jahren bringen nichts!

Die Solothurnerin Christine Hug (40) ist genervt: «Eine Maskenpflicht für die Schüler – das geht zu weit!» Die Mutter eines Mädchens (11) führt aus: «Es kann doch nicht sein, dass die Kinder durch die Masken eingeschränkt werden, obwohl allen klar sein dürfte, dass die Masken bei Kindern mehr Schaden verursachen als nützen.»

Kantone gehen deutlich weiter als der Bund

Während der Bund eine Maskenpflicht erst in höheren Schulstufen vorschreibt, gehen manche Kantone deutlich weiter. Der Kanton Baselland verpflichtet Kinder ab zehn Jahren zum Tragen einer Maske in den Schulen, Hugs Wohnkanton Solothurn setzt auf Masken ab der 5. Klasse.

Sie sei keine Corona-Skeptikerin, betont Hug. Denn: Wo notwendig, seien Schutzmassnahmen an den Schulen angebracht. Aber: «Mit der Maskenpflicht bei den Kindern ist eine rote Linie überschritten.»

Man habe gesehen, dass Kinder keine Treiber der Pandemie seien. Dennoch würden sie nun massiv eingeschränkt. Hug ist überzeugt: «Unter diesen Einschränkungen werden die Kinder in Zukunft noch lange leiden – so etwas darf nicht sein!»

Experten zweifeln Maskenpflicht in Unterstufe an

Wie sinnvoll Masken für Primarschüler sind, lässt sich nicht abschliessend sagen. Es stünden schlichtweg nicht genügend Daten zur Verfügung, meint Walter Zingg von der Corona-Taskforce. Der Experte für Infektionsprävention sagt aber: «Aufgrund der aktuellen Ausbrüche in den Schulen halte ich es aber für sinnvoll, dass auch Kinder sich vermehrt schützen. Sie scheinen derzeit eine grössere Rolle in der Verbreitung des Virus zu spielen.»

Und: Mit der Maske werde eine Ausbreitung des Virus in den Schulzimmern vermindert. Daher mache das Tragen einer Maske durchaus Sinn – zumindest bei älteren Schülern. «In der Unterstufe machen Masken wenig Sinn, auch aus praktischen Gründen. Kleine Kinder fassen die Masken an, ziehen sie aus, und die regulären chirurgischen oder medizinischen Masken sind zu gross», sagt Zingg. Auch Patrick Mathys, Krisenmanager beim BAG, meinte vergangene Woche, Masken bei kleinen Kindern ergäben «keinen Sinn».

Widerstand auch im Kanton Zürich

Durch die Aussagen des Bundes fühlen sich die wütenden Eltern bestätigt: Am Montag überreichte ein Petitionskomitee der Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner (62, CVP) 6000 Unterschriften von Eltern gegen die Maskenpflicht in Primarschulen.

Andrina Trachsel (38) aus Feuerthalen ZH ist Gründerin des Komitees und sagt: «Viele Eltern trauen sich nicht, ihre Meinung zu sagen. Die vielen Unterschriften zeigen aber, dass wir nicht allein sind.»

Die zweifache Mutter kann den «Massnahmen-Hyperaktionismus» der Behörden nicht nachvollziehen. In ihrem Kanton gilt eine Maskenpflicht ab der 4. Klasse. «Ich bin überzeugt, dass die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder massiv leidet. Wenn neunjährige Kinder eine Maske tragen müssen, hinterlässt das Spuren.» Man bewege sich in einem Bereich, der «nicht mehr verhältnismässig» sei.

Auswirkungen noch ungeklärt

Wie sich die Masken auf die Entwicklung auswirke, wisse man noch nicht, sagen Fachleute. Sprachforscherin Anja Blechschmidt (52) meint aber, gewisse Nachteile seien unvermeidbar. Insbesondere fehlen bei der Kommunikation wichtige Faktoren wie die Mimik. «Ich erwarte allerdings nicht, dass uns wegen Corona bald eine ganze Generation mit Sprachstörungen droht», sagt Blechschmidt.

Die Corona-Taskforce kommt in einer Lagebeurteilung zu einem ähnlichen Urteil. Masken würden sich in den Primarschulen negativ auf den Lernfortschritt und die Psyche ausschlagen.

Wichtige Aspekte werden für die Mütter ignoriert

Jenny B.* (34) aus dem Kanton Zug hat jedenfalls genug: «Der menschliche Aspekt wird komplett ausser Acht gelassen. Das kann für die Kinder nicht mehr gesund sein.» Auch sie ist überzeugt: «Die Entwicklung wird eingeschränkt, zudem herrscht ein Klima der Angst. Das hinterlässt Spuren – zumal es ja nicht so ist, dass Kinder hoch ansteckend sind.» Die zweifache Mutter will sich deswegen mit weiteren Eltern zusammenschliessen.

Auch Christine Hug kämpft in Solothurn weiter, hat den Verein «Kinder atmen auf» gegründet und beschreitet nun den rechtlichen Weg.

Und für die Zürcherin Andrina Trachsel ist nach ihrer Petition klar: «Die Leute nehmen nicht mehr einfach alles hin, sondern wehren sich. Wir hoffen, dass wir nun einen Einfluss auf die Entscheidungsfindung der Politik aufnehmen können. Denn: «Die aktuellen Massnahmen bei Kindern sind unverhältnismässig.»

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