«Sie haben ihn einfach verprügelt»
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So lief die Verhaftung ab:«Sie haben ihn einfach verprügelt»

Politikerinnen sauer über SRF-Dok
«Kiko bagatellisiert seine Vergewaltigungen!»

Im SRF-Dok-Film vom Donnerstag über die Flucht von Hassan Kiko und der Aufseherin Angela Magdici äussert sich das Paar auch zu Kikos Vergewaltigungen – und verharmlost die Taten. Dass SRF keine Gegenstimme einfügte, ist ein No-Go für Politikerinnen von rechts bis links.
Publiziert: 20.03.2021 um 02:07 Uhr
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Die Flucht von Gefängniswärterin Angela Magdici (36) und Häftling Hassan Kiko (31), die im Jahr 2016 aus dem Limmattaler Gefängnis türmten, war dem SRF am Donnerstagabend einen Dok-Film wert.
Foto: Screenshot / SRF
Céline Trachsel

Die Flucht von Gefängniswärterin Angela Magdici (36) und Häftling Hassan Kiko (31), die im Jahr 2016 aus dem Limmattaler Gefängnis türmten, war dem SRF am Donnerstagabend einen Dok-Film wert.

Darin wird erwähnt, dass der mehrfache Vergewaltiger Kiko wegen zweier brutaler Übergriffe zu acht Jahren unbedingter Haft verurteilt wurde. Kiko erzählt: «Sie hat ‹Stopp› gesagt, und ich habe weitergemacht. Und dann schrie sie nochmals: ‹Nein, Stopp.› Und ich war halt ein Idiot.» Angela Magdici kommentiert: «Er hat einen Fehler gemacht, aber er bezahlt doppelt und dreifach dafür.»

Das Paar findet vor allem die Strafe für die zweite Vergewaltigung ungerecht. «Es hat 100-prozentig nicht so stattgefunden», meint die heutige Ehefrau des Vergewaltigers. «Es gibt zwei Sichtweisen, aber nur einer Seite wurde geglaubt.» Laut Magdici gebe es keine Belege für die Vergewaltigung. Nach diesen Aussagen plätschert der Dokumentarfilm weiter – ohne Gegenstimme zur Verharmlosung der Taten des Syrers.

Funiciello: «Ein mittlerer Skandal»

Das ärgert Schweizer Politikerinnen. SP-Nationalrätin Tamara Funiciello (31) meint: «Dass SRF die beiden über die Vergewaltigungen sprechen lässt und das nicht einordnet, ist ein mittlerer Skandal.» Was der Film in den Opfern auslösen müsse, kann sie sich kaum vorstellen. «Es ist schrecklich», meint Funiciello. «Er ist schliesslich verurteilt!»

Funiciello weiter: «Die Protagonisten in der SRF-Doku verharmlosen dort massiv das Verhalten von Kiko und spielen die Taten herunter – das ist höchst problematisch.»

Geissbühler: «Junge Frauen sind ein Leben lang traumatisiert»

Auch SP-Nationalrätin Min Li Marti (46) ist dieser Ansicht. «Man hätte auch die andere Seite zu Wort kommen lassen müssen, zum Beispiel die Staatsanwaltschaft.»

SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler (44) schliesst sich an: «Es ist sehr störend, dass in diesem SRF-Dok-Film vor allem von der Flucht aus dem Gefängnis erzählt wird, und damit seine an mehreren jungen Frauen verübten Sexualdelikte in den Hintergrund treten. Durch die romantische Fluchtgeschichte werden seine eigentlichen Taten bagatellisiert.» Das sei sehr problematisch. «Denn erst wenn er Einsicht zeigt, ist er überhaupt therapierbar.»

Geissbühler: «Wenn jemand wegen Vergewaltigung rechtskräftig verurteilt wird und eine Haftstrafe absitzt, waren seine Taten schwer. Die Opfer waren junge Frauen, die ein Leben lang traumatisiert sind. Es muss für sie und ihre Angehörigen schrecklich sein, diesen Sexualstraftäter im Fernsehen zu sehen und zu hören.» Geissbühler kritisiert, dass Magdici und Kiko im Dok-Film zu Helden gemacht würden. «Aber Kriminelle sind keine Helden.»

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