Sie wollten in Freiheit leben – und wurden dafür kriminell. Die filmreife Flucht von Angela Magdici (36) und Hassan Kiko (31) war dem SRF am Donnerstagabend einen eigenen Dok-Film wert. Das Drehbuch schrieb sich von selbst, denn die Aufseherin und der Häftling hatten 2016 als die Schweizer Version von «Bonnie und Clyde» international über Monate für Aufsehen gesorgt.
Dabei ist es keine Liebe auf den ersten Blick. Der Syrer sitzt als verurteilter Sextäter eine Strafe im Gefängnis Limmattal in Dietikon ZH ab. Seine Aufseherin ist im Sommer 2015 nicht mehr als eine Angestellte. Doch schnell findet das ungleiche Paar zueinander. Erste Gespräche durchs Zellenfenster. Dann heimliche Berührungen, Küsse und Zärtlichkeiten.
Verbotene Liebe hinter Gittern
Nur: Die Liebe ist nicht nur verboten, sondern droht auch in eine Verlängerung zu gehen. Gegen Kiko läuft ein weiteres Vergewaltigungsverfahren – noch mehr Haft droht. Die Wärterin will nicht warten, wie sie im TV-Beitrag sagt, und verharmlost sogar den sexuellen Übergriff ihres Partners: «Wir haben beide Sünden begangen. Aber ich habe gespürt, wenn wir zusammen sind, ist es Vergangenheit!»
So bleibt nur die Flucht. Nach Italien. Im Städtchen Romano di Lombardia finden die beiden eine Wohnung und dekorieren ihr Liebesnest. Magdici dazu: «Anfangs war es ein Schock, aber wir haben es uns schnell schön gemacht.» Das Paar lebt wie in den Ferien. Spaziergänge ohne Angst, entdeckt zu werden. «Die schönste Zeit in meinem Leben», sagt Magdici noch heute.
Das Geld wird knapp, die Flucht neigt sich dem Ende
Doch das Geld wird knapp, Kiko muss nach Arbeit suchen. Ohne Erfolg. Das Paar umtreibt die Frage: «Werden wir jetzt richtig kriminell?»
Stattdessen versuchen sie in einer Videobotschaft aus ihrem Versteck die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Hassan Kiko auszuräumen. Ein fataler Fehler, denn die Fahnder kommen ihnen auf die Spur. An Karfreitag stürmen italienische Sondereinheiten die Wohnung und nehmen das Paar fest. Die Flucht ist vorbei.
Kiko wird von Bergamo zurück in die Schweiz ausgeliefert. Der Dok-Film zeigt seinen eintönigen Knastalltag in der JVA Lenzburg. Die Hoffnung auf eine frühzeitige Entlassung glimmt nicht mehr. Kein Freigang, keine Stunden zu zweit im Pärchen-Zimmer.
Zukunft in Syrien?
Die Vergehen des Vergewaltigers wiegen weiter schwer. Dennoch bereut Kiko nichts: «Ich würde alles wieder genauso machen, und ich wäre glücklich, weil ich Angela kennengelernt habe.»
Mittlerweile sind die Ex-Aufseherin und der Häftling auch offiziell Mann und Frau. Als Frau Kiko lernt die Zürcherin nun Arabisch. Die Zukunft des Paares könnte in Syrien liegen. Nach der Haftentlassung – wohl nicht vor 2023 – droht dem Ehemann die Abschiebung in sein Heimatland.
Sommer 2015: Der Syrer Hassan Kiko sitzt wegen Sexualdelikten seine Strafe im Gefängnis Limmattal ab. Im Knast freundet sich der Häftling mit Aufseherin Angela Magdici an – zusammen planen sie die Flucht.
In der Nacht vom 8. auf den 9. Februar 2016 ist es so weit. Die Gefängniswärterin öffnet die Zellentür und führt Kiko in die Freiheit. In Magdicis BMW türmt das Paar über die Grenze nach Italien. Am nächsten Tag schlagen die Behörden Alarm und suchen mit Fahndungsfotos nach dem Häftling und seiner Wärterin – die Suchmeldung geht um die Welt, doch die beiden bleiben unauffindbar.
16. März 2016, ein Lebenszeichen: Magdici und Kiko melden sich per Video aus ihrem Liebesversteck in der Lombardei – weitere Telefonate mit Freunden bringen die Polizei auf die Spur.
Zehn Tage später schlagen die Fahnder zu und nehmen die beiden Flüchtigen fest. Sie wandern zurück in den Knast nach Bergamo (I). Magdici wird nach wenigen Tagen ausgeliefert, Kiko erst Wochen später.
Anfang 2017 wird die Aufseherin für ihre Fluchthilfe bedingt schuldig gesprochen. Kiko sitzt weiter seine Strafe ab.
Juli 2017, Hochzeit im Knast: Magdici und Kiko geben sich in der JVA Lenzburg das Jawort. Daniel Riedel
Sommer 2015: Der Syrer Hassan Kiko sitzt wegen Sexualdelikten seine Strafe im Gefängnis Limmattal ab. Im Knast freundet sich der Häftling mit Aufseherin Angela Magdici an – zusammen planen sie die Flucht.
In der Nacht vom 8. auf den 9. Februar 2016 ist es so weit. Die Gefängniswärterin öffnet die Zellentür und führt Kiko in die Freiheit. In Magdicis BMW türmt das Paar über die Grenze nach Italien. Am nächsten Tag schlagen die Behörden Alarm und suchen mit Fahndungsfotos nach dem Häftling und seiner Wärterin – die Suchmeldung geht um die Welt, doch die beiden bleiben unauffindbar.
16. März 2016, ein Lebenszeichen: Magdici und Kiko melden sich per Video aus ihrem Liebesversteck in der Lombardei – weitere Telefonate mit Freunden bringen die Polizei auf die Spur.
Zehn Tage später schlagen die Fahnder zu und nehmen die beiden Flüchtigen fest. Sie wandern zurück in den Knast nach Bergamo (I). Magdici wird nach wenigen Tagen ausgeliefert, Kiko erst Wochen später.
Anfang 2017 wird die Aufseherin für ihre Fluchthilfe bedingt schuldig gesprochen. Kiko sitzt weiter seine Strafe ab.
Juli 2017, Hochzeit im Knast: Magdici und Kiko geben sich in der JVA Lenzburg das Jawort. Daniel Riedel