Während anderthalb Monaten fehlt von Marianne G.* (†62) aus Bottighofen TG jede Spur. Bis am 5. Dezember ein Anwohner (26) den Kopf der Vermissten in einem Waldstück bei Egnach TG findet! Er wurde vom restlichen Körper abgetrennt und weist, wie die Staatsanwaltschaft Thurgau nun mitteilt, auch eine Schussverletzung auf!
Schon kurz nach dem Grusel-Fund fällt der Verdacht auf Vermieterin Anna F.* (54). Inzwischen hat die Ukrainerin die Tat gestanden. Marianne G. soll laut BLICK-Informationen bei ihr Mietschulden gehabt haben.
Leichenteile wurden im Kehricht verbrannt
Anna F. erschoss ihre Schweizer Mieterin Stand heutiger Erkenntnisse wohl im Untergeschoss des Hauses. «Wir gehen davon aus, dass das Opfer zerlegt, in Säcke abgepackt und grösstenteils in einem Unterflurcontainer entsorgt wurde», sagt Marco Breu, Mediensprecher der Thurgauer Staatsanwaltschaft, zu BLICK.
Der Container sei dann routinemässig geleert und in die Kehrichtverbrennungsanlage transportiert worden, wo die Leichenteile verbrannt worden seien. Doch warum machte Anna F. ausgerechnet beim Kopf eine Ausnahme und verscharrte ihn im Wald? «Die Beschuldigte hat in den Befragungen Angaben zu dieser Frage gemacht», sagt Breu, ohne aber Details zu verraten.
Bei Anna F. wurde zudem eine Pistole sichergestellt, deren Kaliber mit dem im Kopf von Marianne G. gefundenen Projektil übereinstimmt. Die nicht einschlägig vorbestrafte Tatverdächtige gilt als passionierte Sportschützin und dürfte die Waffe auf legalem Weg erworben haben.
Wurde Marianne F. auf dem Sofa zerstückelt?
Die Spurensicherung am Tatort konzentrierte sich vor allem auf die Waschküche und die angrenzenden Kellerräumlichkeiten für die nur die Osteuropäerin einen Schlüssel besass.
BLICK hatte in den lange versiegelten, mittlerweile aber offenen Keller Einblick: Neben viel Gerümpel finden sich Heimwerker-Utensilien. Im abgelegensten aller Räume steht ein auffälliges weisses Sofa, dessen Plastikhülle wohl erst kürzlich entfernt wurde.
Ob Anna F. ihr Opfer hier getötet und die Leiche zerlegt hat, will die Staatsanwaltschaft mit einer Tatrekonstruktion vor Ort noch in Erfahrung bringen.
Konflikt entzündete sich an Mietschulden
Doch warum musste Marianne G. so grausam sterben? Es sieht nach einer Eskalation mit Ansage aus: Im März 2020 zieht Marianne G. mit ihrer Mitbewohnerin in das Haus an der Hauptstrasse in Bottighofen. Die ersten Monate geht alles gut, bis sich die 62-Jährige im Sommer früh pensionieren lässt und sich dabei verkalkuliert. Ab diesem Zeitpunkt kann sie den Anteil ihrer Miete (900 Franken) nicht mehr bezahlen.
Als das Geld ausbleibt, reagiert Anna F. laut Zeugen aufbrausend und ungeduldig. Der Konflikt spitzt sich über die rund drei Monate, die Marianne G. nicht bezahlen kann, immer weiter zu. F. bezeichnet die Mieterin lauthals als «Schmarotzerin» und setzt heftige verbale Drohungen ab.
Opfer hatte Betreibungsregisterauszug gefälscht
«Ich hörte sie mehrmals im Gang streiten», sagt die Mitbewohnerin von Marianne G. zu BLICK. «Anna machte sie in einem Brief sogar dafür verantwortlich, dass sie wieder an Brustkrebs erkrankt sei. Und dass sie den Stress mit ihr für den erneuten Ausbruch der Krankheit persönlich verantwortlich mache.»
Dazu kommt: Das spätere Opfer hat beim Einzug der Vermieterin wohl einen gefälschten Betreibungsregisterauszug vorgelegt. Der Betrug kommt ans Tageslicht, als Anna F. gegen Marianne G. die Betreibung ihrer Mietschulden einleiten will.
Die Staatsanwaltschaft bestätigt gegenüber BLICK, dass gegen Marianne G. ein Strafverfahren wegen Urkundenfälschung eingeleitet wurde. Ob ein Zusammenhang mit der Tat besteht, sei aber noch nicht geklärt.
Vermieterin motzte über vermisstes Opfer
«Anna F. muss die Geduld verloren haben», vermutet die Mitbewohnerin. Sie habe korrekt die Betreibung eingeleitet und den Mietvertrag mit ihr und Marianne G. ordnungsgemäss gekündigt. Am 8. Dezember, drei Tage vor ihrer Verhaftung, nimmt die Ukrainerin deswegen gar noch einen Termin auf der Schlichtungsstelle wahr.
Anna F. habe sich vor Ort «ganz normal» verhalten, so die Mitbewohnerin und gleichzeitig über das Fernbleiben von G. geschimpft. «Sie warf der noch vermissten Marianne vor, auf das Schweizer Gesetz zu pfeifen. Dabei wusste sie da schon haargenau, was mit ihr passiert war!»
* Namen geändert