Er gilt als einer der schärfsten Kritiker der Corona-Massnahmen in der Schweiz: Auf Youtube erreicht Daniel Stricker (50) über 25'000 Abonnenten. Der Thurgauer wettert in seinen Videos praktisch täglich gegen Masken, Zertifikate und Impfungen. Der Bundesrat, so ist Stricker überzeugt, habe in der Schweiz den «Hygiene-Faschismus» eingeführt.
Seit einigen Tagen streamt der Vorzeigeskeptiker deshalb aus dem sonnigen Florida, wo es praktisch keinerlei Corona-Einschränkungen gibt. Die Reise in den «Sunshine State» hat unter Strickers Anhängerschaft aber auch eine heftige Kontroverse ausgelöst. Denn: Wer in die USA einreisen möchte, muss eigentlich doppelt geimpft sein. Ist Daniel Stricker, der wortreich den Nutzen der von ihm als «Schlumpfung» bezeichneten Impfung in Zweifel zieht, etwa selbst geimpft?
Keine Auskunft über Impfstatus
Gegenüber Blick windet er sich um eine Antwort: «Ich bin ein Verfechter von Individualismus und Freiheit. Das beinhaltet, selbstbestimmt zu leben und Dinge zu machen, die anderen nicht gefallen. Und nichts zu sagen, wenn man nichts sagen will», gibt Stricker an.
Klar ist: Den Flug in die Vereinigten Staaten hat der ehemalige Hochzeitszeremoniar in der vergangenen Woche genommen. Sein Zertifikat sei am Flughafen zwar angeschaut, aber nicht eingescannt worden, beteuert Stricker. Er lässt bewusst offen, wie er seine Einreise genau eingefädelt hat. Dies sei letzten Endes Privatsache und gehe niemanden etwas an.
Kaum Ausnahmen möglich
Um als Tourist ins praktisch massnahmenfreie Florida zu gelangen, muss allerdings zunächst die amerikanische Aussengrenze überquert werden. Neben einer doppelten Impfung ist die Einreise auch mit dem Nachweis einer durchgemachten Infektion, die aber nicht mehr als 90 Tage zurückliegen darf, möglich.
Darüber hinaus sieht die nationale Gesundheitsbehörde CDC auch Ausnahmen für Menschen vor, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können oder sich in einer medizinischen Notlage befinden. Doch diese Möglichkeiten sind – wie die Behörde im Internet selbst schreibt – «äusserst limitiert».
Dazu kommt: Wer in die USA fliegen will, muss bei Reiseantritt auch stets einen gültigen Antigen-Test vorweisen können. Für viele Massnahmengegner stünde es aufgrund ihrer Überzeugungen ausser Frage, sich für eine Ferienreise überhaupt testen zu lassen. Daniel Stricker sieht gegenüber Blick trotzdem keinen Interessenkonflikt zwischen seiner Anhängerschaft und sich selbst.
«Jeder ist für seine eigenen Überzeugungen zuständig!»
«Ich verachte das Gruppendenken, liebe die Freiheit und schränke mich nicht ein, weil andere Menschen angeblich oder tatsächlich andere Überzeugungen haben als ich. Jeder ist für seine eigenen Überzeugungen zuständig», erklärt der Videoblogger sein Vorgehen. Mehrere Zuschauer sind damit offensichtlich nicht einverstanden.
Einige werfen Stricker gar vor, dass er sich nach der verlorenen Abstimmung über das Covid-Gesetz nun mit Spenden von Gleichgesinnten eine schöne Zeit an der Sonne finanziert. Seit Wochen wirbt Stricker bei seinen Anhängern nämlich darum, dass sie ihm auch auf der Plattform «Locals» folgen. Dort sind die Botschaften des Thurgauers allerdings hinter einer Bezahlschranke.
Darüber hinaus hat der Ostschweizer die Kommentare auf seiner Telegram-Gruppe mittlerweile deaktiviert. Offiziell, um seinen Administratoren eine Auszeit zu gönnen. Aber vermutlich auch, um kritische Rückmeldungen zu seinem Trip und einer möglichen Impfung auf seinen Kanälen im Keim zu ersticken.