Skandal bei der Pferdeversicherung Bischofszell TG
Zügelte Kassier Thomas D. über 400'000 Franken ab?

Der Kassier der Pferdeversicherung Bischofszell, Thomas D., soll seine eigene Genossenschaft hintergangen haben. In der Vereinskasse fehlen über 400'000 Franken. Am Donnerstag fand eine bizarre Generalversammlung statt.
Publiziert: 16.03.2024 um 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2024 um 18:22 Uhr
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Thomas D.* (69) soll bei der Pferdeversicherungsgenossenschaft Bischofszell die Kasse geleert haben.
Foto: zVg
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Sandro ZulianReporter News

Die Stimmung am Donnerstagabend bei der Generalversammlung der Pferdeversicherung Bischofszell TG in einem Landgasthof in Gossau SG ist gereizt. Männer und Frauen, ihre gelben Traktandenlisten in der Hand, schauen besorgt und grimmig aus, als sie ankommen. Denn in der Kasse der Genossenschaft fehlt Geld. Und ausgerechnet der Kassier soll sich privat bedient haben!

«Das ist ja fast unser ganzes Kapital!», sagt eine Teilnehmerin ungläubig gegenüber Blick, als die Sprache auf den Betrag fällt, der fehlt. Andere Teilnehmer sind wütend. «Das geht doch niemanden etwas an!», herrscht ein älterer Herr den Journalisten an. 

Ex-Gemeinderat soll sich an der Kasse vergriffen haben

Grund für die allgemeine Verunsicherung und den Missmut ist Ex-Kassier und Ex-Geschäftsführer Thomas D.* (69). Nebst seiner Verantwortung über die Kasse war er über 20 Jahre lang Geschäftsführer der Pferdeversicherung und auch politisch aktiv. In den 90er-Jahren liess er sich zum Gemeinderat einer Ortschaft im Thurgau wählen und wollte später sogar Gemeindeammann werden – ohne Erfolg.

Im Jahresbericht 2023 der Pferdeversicherung Bischofszell steht Brisantes. Letzten Herbst musste der Vorstand eine «Hiobsbotschaft hinnehmen», heisst es. Eine ihrer Banken hatte mitgeteilt, dass bei einem der Bankkontos der Pferdeversicherung «Unregelmässigkeiten» festgestellt wurden. «Bei der Prüfung der Unterlagen hat sich ergeben, dass unser Kassier, Thomas D., private Bezüge zulasten unserer Guthaben getätigt hatte.» 

Es fehlt viel mehr als eine Handvoll Münz

Der Vorstand habe daraufhin den fehlbaren Kassier zur Rede gestellt und befragt. Dieser habe zugesichert, das Geld so schnell wie möglich zurückzuzahlen, doch: «Die Rückzahlungen blieben bis heute aus.»

Gemäss Schlussbilanz per 31. Dezember 2023 klaubte Thomas D. aber nicht etwa eine Handvoll Münz aus der Portokasse, sondern konnte sich nicht mehr im Zaum halten: Es fehlen 402'200 Franken! 

An der Generalversammlung selbst darf Blick nicht teilnehmen. Wir müssen draussen warten, während die Genossenschafter über die neusten Entwicklungen im Fall Thomas D. informiert werden.

Pferde-Anwalt und Staatsanwaltschaft bestätigen die Recherchen von Blick

Adrian Koller (55), Anwalt der Pferdeversicherung, kommt erst nach der Generalversammlung auf Blick zu. «Es läuft ein Verfahren wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung», bestätigt er.

Gemäss Koller läuft dieses seit November vergangenen Jahres. «Die Stimmung bei den Genossenschafterinnen und Genossenschafter ist gefasst», stellt er fest.

Auch die Thurgauer Justiz bestätigt den Genossenschaftsskandal gegenüber Blick. «Die Staatsanwaltschaft hat Kenntnis von der von Ihnen erwähnten Angelegenheit. Die Umstände werden derzeit untersucht, weshalb gegenwärtig keine Auskünfte erteilt werden können. Es gilt die Unschuldsvermutung», schreibt Fabian Mörtl, Sprecher der Staatsanwaltschaft des Kantons Thurgau.

«Ich zerreisse euch auf der Strasse!»

Als Blick Thomas D. auf seinem Hof besucht und ihn mit den Vorwürfen konfrontiert, reagiert dieser ungehalten. Er beleidigt den Journalisten und droht unverhohlen: «Ich zerreisse euch auf der Strasse!»

Zu den Vorwürfen äussert er sich nur kryptisch. «Ich will ja mal sehen, was ihr macht, wenn es euch beschissen geht», keift er. Was er damit meint, ist unklar. Später lässt er am Telefon durchblicken, dass das Geld wahrscheinlich noch irgendwo ist und bald zurückbezahlt werden soll. Mehr verrät er nicht.

* Name geändert 

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