Monatelang wurde Vanessa L.* (†22) von Julian G. (†23) gestalkt. Am Dienstagmorgen erschoss der Ostschweizer die junge Frau in Hamburg. Er lauerte der Musical-Studentin im Treppenhaus auf und erschoss sie von hinten. Danach nahm er sich selbst das Leben.
Das Drama erschüttert nicht nur die Angehörigen des Opfers, sondern auch Familie und Freunde des Todesschützen. Dass ihr Sohn zu einer solchen Tat fähig ist, kann die Familie des Täters nicht fassen: «Wir erlebten ihn immer als sehr herzlichen, hilfsbereiten und aufgestellten jungen Mann. Das Geschehene ist für uns unerklärlich und absolut nicht nachvollziehbar», schreiben die Eltern Blick.
«Unbegreiflich, was passiert ist»
Bereits am Mittwoch liess der Vater des Täters Blick über den Gemeindepräsidenten ausrichten: «Mein Sohn war ein ganz feiner Mensch. Was jetzt passiert ist, ist für uns unbegreiflich.»
Auch seien sie nie von anderen Personen darauf hingewiesen worden, dass das Verhalten ihres Sohnes in irgendeiner Form problematisch wäre. Und: «Uns sind keine Anzeichen von einer psychischen Krankheit aufgefallen.» Sandra Stadler, Präsidentin der CVP-Ortspartei, in der sich der Täter seit einigen Jahren engagierte, bestätigt diese Beobachtung.
«Wir wussten über den Musical-Besuch Bescheid»
Julian G. hatte sich in Hamburg in einem Hotel vis-à-vis vom Wohnhaus des Todesopfers eingemietet, von dem er direkt in ihre Wohnung sehen konnte. Am Dienstagmorgen passte er Vanessa L. genau in dem Moment ab, als sie allein und hilflos war. Die Mutter des Stalkingopfers ist deshalb überzeugt, dass er die Tat von langer Hand geplant hatte.
Bei seinem Lehrer habe er sich abgemeldet, da er etwas Wichtiges vorhabe. Seinen Eltern gegenüber habe er behauptet, er gehe mit einer Freundin nach Hamburg, um sich ein Musical anzuschauen. «Wir wussten über den Musical-Besuch in Hamburg Bescheid», bestätigen sie gegenüber Blick.
Dass ihr Sohn von diesem Trip nie wieder zurückkehren und er eine solche Gewalttat verüben würde, ist für die Eltern unerklärlich.
* Namen geändert