«Ganz, ganz fies!»
Schweizer Firmen warnen vor diesem localsearch-Klon

Mehrere Ostschweizer Betriebe melden auf Facebook betrügerische Rechnungen einer Fake-Firma. Die Thurgauer Kantonspolizei bestätigt Ermittlungen wegen Wirtschaftsdelikten gegen ein Unternehmen in Frauenfeld, das sich als seriöser Branchendienst tarnt.
Publiziert: 28.03.2025 um 17:37 Uhr
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Aktualisiert: 28.03.2025 um 18:43 Uhr
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Alexandra Klee, Geschäftsführerin von cafimat.ch in Thal SG, fiel schnell auf, dass mit der Rechnung etwas nicht stimmte.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Ostschweizer Firmengründer erhielten betrügerische Rechnungen
  • Fake-Firma ähnelt localsearch
  • Thurgauer Kantonspolizei erhielt seit Mittwoch vereinzelte Meldungen zu den Fake-Rechnungen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Auf Facebook teilten am Donnerstag mehrere Ostschweizer Firmen eine Warnung. Der Grund: Ihnen war ein Brief mit einer Zahlungsaufforderung in den Briefkasten geflattert. Nur hatten die Unternehmen den abgerechneten Service der Firma Swiss Local Search Directories gar nicht bestellt. Swiss Local Search Directories betreibt die Webseite local-suche.ch, die erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Onlineverzeichnis local.ch aufweist. Auch der Name der Fake-Firma erinnert entfernt an die Swisscom Directories AG (localsearch).

Fast wäre Alexandra Klee, Geschäftsführerin von cafimat.ch in Thal SG, auch auf den Betrugsbrief hereingefallen. «Ganz, ganz fies! Es hat schon ein paar Sekunden gedauert, bis ich realisiert habe, dass es eine Fake-Rechnung ist», sagt sie zu Blick. Schnell fiel Klee ein, dass sie erst im vergangenen Jahr eine Rechnung von localsearch erhalten hatte. «Auf der Fake-Rechnung stand ein ganz anderer Betrag.»

Polizei weiss Bescheid

Klee kümmert sich bei cafimat.ch, einem Onlineshop für Kaffee, Kaffeeautomaten und mehr, unter anderem um die Buchhaltung. Ihr fiel auf: Mit den auf der Jahresrechnung angegebenen Daten stimmte etwas nicht. «Solche Rechnungen gehen beispielsweise vom 20. bis zum 19. des Folgejahres und nicht vom 21. bis zum 21.»

Auf ihren Facebook-Post erhielt sie nach eigenen Angaben viele Rückmeldungen von anderen Selbständigen, denen es ähnlich ging. Die «super freche» Betrugsmasche, bei der 365 Franken für einen «Lokal-Eintrag Premium» verlangt werden, habe sie gleich an die Polizei weitergeleitet.

Fachdienst «Wirtschaftsdelikte» ermittelt

Auf Facebook warnte auch ein Malereibetrieb aus Romanshorn TG vor der Fake-Rechnung. Wie die Thurgauer Kantonspolizei auf Anfrage mitteilt, gingen bei ihr seit Mittwoch vereinzelte Meldungen in der Angelegenheit ein. «Unsere Hinweise deuten darauf hin, dass es sich um Fake-Rechnungen handelt – eine Betrugsmasche, um an Geld zu gelangen», teilt Mediensprecher Matthias Graf auf Blick-Anfrage mit. Der Fachdienst «Wirtschaftsdelikte» ermittelt.

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«Es handelt sich um kein neues Phänomen, es gab in der Vergangenheit gleich gelagerte Fälle, wo gefälschte Schreiben mit ähnlich klingenden Firmennamen im Umlauf waren», fügt Graf hinzu.

Die Kantonspolizei St. Gallen, der die Masche laut Mediensprecher Hanspeter Krüsi noch nicht bekannt war, empfiehlt: «Wer keine Leistungen eines Dienstleisters in Anspruch genommen hat, sollte keinesfalls ungeprüft eine Rechnung begleichen.» Wer eine solche Rechnung bereits bezahlt habe, sollte umgehend eine Anzeige beim nächstgelegenen Polizeiposten erstatten und dabei jegliches Beweismaterial mitbringen. «Nur wenn Anzeige erstattet wird, kann die Polizei etwas unternehmen», betont Krüsi.

Das rät die Thurgauer Kantonspolizei der Bevölkerung
  • Seien Sie kritisch mit Schreiben, auch bei Rechnungen, und schauen Sie genau hin. Überprüfen Sie immer, ob die Dienstleistung auch wirklich bezogen worden ist.
  • Ansonsten nicht reagieren und keine Zahlungen leisten. Im Zweifelsfall bei der entsprechenden Firma nachfragen.
  • Falls bereits Zahlungen gemacht worden sind, erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.
  • Seien Sie kritisch mit Schreiben, auch bei Rechnungen, und schauen Sie genau hin. Überprüfen Sie immer, ob die Dienstleistung auch wirklich bezogen worden ist.
  • Ansonsten nicht reagieren und keine Zahlungen leisten. Im Zweifelsfall bei der entsprechenden Firma nachfragen.
  • Falls bereits Zahlungen gemacht worden sind, erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.

Auch die Schweizerische Kriminalprävention (SKP) weiss von den falschen Rechnungen, erklärt SKP-Sprecherin Beatrice Kübli auf Anfrage. «Wir hatten in den letzten Tagen verschiedene Meldungen zu dieser Masche.»

«Ein unvorhergesehenes technisches Problem»

Blick hat versucht, mit der Firma Swiss Local Search Directories, die ihren Sitz in Frauenfeld TG hat, in Kontakt zu treten – bislang ohne Erfolg.

Die auf den Rechnungen angegebene Mailadresse kann keine Mails empfangen, existiert vermutlich gar nicht. Ein Anruf bei der im Schreiben und auf der Webseite local-suche.ch angegebenen Kundendienst-Hotline bringt auch nichts. Eine Stimme vom Band teilt mit, man habe «derzeit ein unvorhergesehenes technisches Problem» und könne keine Anrufe entgegennehmen.

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